Wenn du denkst, du hast mich schon
irgendwann einmal begehrt hatte. Sie war so sehr mit den Vorbereitungen für den heutigen Tag beschäftigt gewesen, dass ihr ganz entfallen war, was er eigentlich bedeutete. In wenigen Minuten würde sie Travis’ Frau sein, Megan O’Brien Kane, und er ihr Mann.
Sie kam aus dem Rhythmus und wäre fast gestolpert, aber zum Glück fiel es niemandem auf. Megan schaute Travis an, als sie nun nebeneinander vor dem Altar standen. Er lächelte und zwinkerte ihr zu. Dann fasste er nach ihrer Hand und strich mit seinem Daumen über ihre Knöchel.
Die eigentliche Zeremonie bekam sie nur wie aus weiter Ferne mit. Wenige Augenblicke blieben ihr deutlich in Erinnerung. Beide, Mollie und Zack, holten die Ringe im richtigen Moment hervor. Benommen blickte Megan auf den Goldreif an Travis’ braungebrannter Hand. Langsam hob sie ihren Blick und schaute ihm in die Augen. Sein Gesicht wirkte ernst, fast andächtig.
Das nächste, woran sie sich erinnern konnte, war, dass Travis ihren Schleier anhob und nach hinten strich. „Hallo, Mrs. Kane”, raunte er ihr zu, ehe er sie zärtlich auf die Lippen küsste. Gleich darauf löste sich Travis von ihr und wandte sich den versammelten Gästen zu, während der Pastor ihnen als erster gratulierte. Begleitet von Orgelklängen, schritten Megan und Travis den Gang hinunter. Travis hatte besitzergreifend einen Arm um ihre Taille gelegt.
Megan fühlte sich verwirrt und wie in eine m Traum, als sie schließlich draußen vor der Kirche auf der Treppe stehenblieben. Von allen Seiten wurden sie beglückwünscht und waren rasch von lachenden Bekannten und Freunden umringt.
„Alles in Ordnung?” erkundigte sich Travis leise bei ihr.
„Ich weiß nicht”, flüsterte sie unsicher zurück und hatte fast das Gefühl, sie würde jeden Moment zum erstenmal in ihrem Leben in Ohnmacht fallen.
Zu ihrer Verwunderung hob Travis sie kurzerhand auf die Arme, was sogleich von schallendem Gelächter und fröhlichen Pfiffen begleitet wurde, und schritt mit ihr über den Rasen zur Limousine seines Vaters.
„Travis”, protestierte sie. „Lass mich runter. Zum Wagen kann ich…”
„Natürlich kannst du laufen. Aber ich möchte dich tragen, ja? Es ist das erste Mal seit einiger Zeit, dass ich dich in den Armen halte. Lass es mich genießen, solange ich kann.”
Seine Augen funkelten schelmisch, und sein berückendes Lächeln ging ihr zu Herzen.
„Was ist mit dem Brautstrauß?” rief jemand aus der Menge, die ihnen über den Rasen gefolgt war.
Megan blickte auf die Blumen, die sie in den Händen hielt. Ohne groß hinzusehen, warf sie den Strauß hoch über ihren Kopf nach hinten. Sie schaute sich gerade noch rechtzeitig um und sah das Entsetzen auf Mollies Gesicht, als ihr der Strauß in die Hände segelte. Frank öffnete die hinteren Türen, und Travis setzte Megan auf die Rückbank. Lachend schob er die vielen Meter Satin mit hinein und warf die Tür zu.
Megan ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken und schloss die Augen, während sie dem Stimmengewirr der vielen Leute lauschte. Jemand neckte Travis wegen der verheerenden Wirkung, die er auf Frauen hatte. Sie hörte Maribeths aufgeregte Stimme heraus und öffnete die Augen, als sie an den Wagen trat.
„Was ist passiert? Hast du was?” wollte sie wissen und schaute Megan mit großen Augen an.
Megan schüttelte den Kopf. Wie erwachsen ihre kleine Schwester in dem Kleid aussah.
Bobby stand nur wenige Meter von ihr entfernt, er redete aufgeregt mit Travis … soweit sie heraushören konnte, ging es um Rodeoveranstaltungen. Mollie war etwas abseits geblieben und hielt immer noch benommen den Brautstrauß in den Händen.
Wie konnte sich so viel in so kurzer Zeit verändern? Jegliche Gedanken an die Trauung hatte Megan weit von sich geschoben, wenn sie ihr durch den Sinn gingen. Für sie war es eine notwendige Zeremonie. Doch heute hatte sie das Heilige daran gespürt, war ihr das Versprechen bewusst geworden, das sie damit besiegelte, und sie war sich wie eine schreckliche Betrügerin und Lügnerin vorgekommen.
Weil er es so gewollt hatte, war sie auf Travis’ Vorschlag eingegangen. Die Leute sollten ruhig glauben, dass der heutige Tag der Höhepunkt einer langen Romanze war. Die Leute würden ohnehin glauben, was sie wollten. Romantisch veranlagt war Megan noch nie gewesen. Dafür hatte sie keine Zeit gehabt. Statt dessen hatte sie ihre ganze Zeit und Energie in den Erhalt der Ranch gesteckt. Durch die Heirat war ihnen die Ranch sicher,
Weitere Kostenlose Bücher