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Wenn du lügst

Wenn du lügst

Titel: Wenn du lügst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Salter
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Menschen: Flieg, wohin andere es dir befehlen, und schon ist der ganze Spaß vorbei.
    Wenn ich selbst irgendwo hinmusste, dann am liebsten nach Texas. Ich blickte durch das Fenster auf die flache, trockene Landschaft und bekam dieses seltsame Gefühl der Nähe, das mich immer erfasste, wenn ich in Texas war. Es war nicht Zuhause, aber doch ein naher Verwandter.
    Ich hatte mir während des ganzen Flugs wegen Lily den Kopf zerbrochen. Ich konnte mich nicht erinnern, in meinem Leben jemals so wütend auf jemand gewesen zu sein, wie Lily es auf mich war - auf mich, ihre Mutter, ihr Leben, scheinbar auf die ganze Welt, soweit ich das beurteilen konnte.
    Noch immer vor mich hingrübelnd ging ich durch die Sicherheitskontrolle, als ich plötzlich ein Schild mit meinem Namen darauf entdeckte. Die stämmige Frau, die es hielt, hatte einen hellblonden Bürstenschnitt. Sie trug einen blauen Blazer und dunkle Hosen. Lily hätte die Frisur gefallen, wenn auch nicht die Klamotten. Sie stand gegen die Wand gelehnt, hielt das Schild locker vor sich und überflog die Menge mit geschultem Auge. Sie entdeckte mich im selben Moment, als ich das Schild sah.
    Überrascht ging ich zu ihr. »Ich bin Breeze Copen«, sagte ich.
    »Hallo.« Sie entsorgte das Schild im nächsten Mülleimer und reichte mir die Hand. »Mandy Johnson.« Die Stimme war gewitterwolkengrau mit einer weichen, metallischen
Textur. Der Arm, den sie mir entgegenstreckte, war fest und muskulös, und ich sah sofort, dass ihre Stämmigkeit nicht von zu vielen Doughnuts kam. Sie hatte in ihrem Leben schon ein paar Gewichte gestemmt, was für gewöhnlich auf einen Cop hindeutete und nicht auf einen Staatsanwalt, es sei denn, in Texas lagen die Dinge anders.
    »Ich habe gehört, dass Sie herkommen würden. Ich schätze, das Büro des Generalbundesanwalts hat einen Anruf aus Seattle bekommen«, sagte sie und bestätigte damit meine Vermutung, dass sie keine Staatsanwältin war. »Es hieß, dass Sie heute Abend ankommen würden und wir möglicherweise einen gemeinsamen Fall hätten. Da dachte ich mir, ich hole Sie einfach ab.«
    »Ich wusste nicht, dass jemand zum Flughafen kommen würde. Vielen Dank.«
    »Ich musste sowieso in die Richtung, warum also nicht? Dadurch haben wir die Möglichkeit, uns auszutauschen, bevor Sie sich in die Sache vertiefen.« Wir steuerten auf die Tür zu. »Haben Sie Gepäck?«
    »Nur das hier.« Ich zeigte auf den Trolley, den ich hinter mir herzog. Sie sah mich nicht an, während wir schweigend nebeneinander hergingen. Ich fragte mich, warum sie hier war. Cops hatten wichtigere Dinge zu tun, als Besucher vom Flughafen abzuholen.
    »Sie sind wegen eines Falls hier, oder? Irgendeine Art von Zivilklage?«, fragte sie beiläufig und sah weiterhin geradeaus.
    »Heilsarmee. Ein Jugendgruppenleiter, der Kinder missbraucht. Mal ganz was Neues. Ich sage übrigens zugunsten der Kinder aus«, fügte ich hinzu. Ich kannte die
Meinung der meisten Cops, was Psychologen betraf. Wir waren gedungene Söldner, die tonnenweise Geld damit scheffelten, dass sie Vergewaltiger, Pädophile und Kindermörder zurück auf die Straße schickten. Um die Wahrheit zu sagen, gab es genug, die genau das taten. Aber wenn sie mich für eine Gerichtshure hielt, erklärte das erst recht nicht, warum sie mich abgeholt hatte, was das erste Rätsel war.
    »Meistens sage ich in Fällen aus, in denen über eine mögliche Sicherungsverwahrung verhandelt wird«, erklärte ich. »Ich weiß nicht, ob Sie hier unten dasselbe Gesetz haben. Bei uns gibt es eins, auf dessen Grundlage wir Triebtäter auf unbestimmte Zeit in einer sicheren Einrichtung unterbringen und therapieren können. Manchmal sage ich allerdings auch für Opfer in anderen Arten von zivil- oder strafrechtlichen Prozessen aus. Ich sage nie«, betonte ich, »auf Seiten der Täter aus. Und Sie arbeiten bei …«
    »Oh, tut mir leid«, sagte sie, ohne entschuldigend zu klingen. »Dallas Police Department. Sind Sie hungrig?« Was, wie ich annahm, bedeutete, dass ich ihren Anforderungen genügte. Entweder das, oder aber sie wollte aus irgendeinem Grund außerhalb des Büros mit mir sprechen.
    »Sehr.«
    »Ich kenne ein Restaurant auf dem Weg in die Stadt.«
    Ich beobachtete, wie die Häuser an mir vorüberzogen, während wir nach Dallas hineinfuhren, und wunderte mich wieder einmal, wie Menschen so dicht gedrängt in einer Stadt leben konnten. Trotzdem musste ich zugeben, dass Dallas sich von den meisten anderen

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