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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Hamburger hinauskomplimentiert hat. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, fuhr Moon nachdenklich fort. »Und auch, dass er sich alleine diesen Greenbergs stellt, während Rosie mal wieder einen Rückzieher macht, wie üblich.«
    Ich nickte matt.
    »Ob sie euch jetzt miteinander vergleichen? So nach dem Motto ›Unsere ist rund und gesund – wie ist eure? Unsere hat die und die Noten. Welche Noten hat eure‹?« Moon hatte ein angespanntes Halblächeln im Gesicht.
    Ich fühlte mich schwer wie Blei und spürte, wie ich Kopfschmerzen bekam.
    »Lass uns von etwas anderem sprechen, ja?«, bat ich ihn leise.
    »Okay«, sagte Moon und nickte. Eine Weile schwiegen wir einfach und hingen unseren Gedanken nach – zumindest nahm ich an, dass Moon das tat. Mein Kopf war einfach nur leer. Schmerzhaft leer.
    »Erinnerst du dich übrigens noch an Chrippa?«, fragte Moon dann irgendwann.
    »Diese – Verrückte mit dem merkwürdigen Namen aus deiner Abschlussklasse? Die, die durchgefallen ist?«, fragte ich zurück und dachte vage an dieses magere Punkmädchen mit den grün gefärbten Haaren, den vielen Piercings und dem immer etwas abwesenden Blick, der – laut Moon – daher rührte, dass sie extrem kurzsichtig war, sich aber weigerte, eine Brille zu tragen, und ihre Augen auf Kontaktlinsen allergisch reagierten. Sie war früher mit Moon in die Schule gegangen und hatte ganz in unserer Nähe gewohnt.
    »Sie ist nicht verrückt – und sie ist auch nicht durchgefallen!«, sagte Moon nachdrücklicher, als ich es erwartet hätte. »Sie hatte nur keine Lust mehr auf diesen Schulblödsinn. Sie hat das amerikanische Idiotenalltagsleben satt. Sie strebt nach Höherem.«
    Ich verdrehte die Augen, aber das sah Moon nicht.
    »Ich habe sie neulich getroffen, als ich alleine herumgezogen bin …«
    Ich schwieg.
    »Und – sorry, Sky, aber ich habe ihr von diesem Verwechslungsmist zwischen dir und Hannah Greenberg erzählt.«
    Ich starrte Moon an.
    »Warum? Verdammt, warum tust du das? Es ist allein meine Sache. Erzähl sie nicht herum, bitte.«
    »Ist es eben nicht«, sagte Moon.
    »Sondern?«
    »He, Sky, es geht uns alle an, oder?«
    »Idiotisch«, murmelte ich. Ich war selten sauer auf meinen Bruder, aber jetzt war ich es.
    »Sky, ich wollte es nicht erzählen, aber dann ist es mir so rausgerutscht, als Chrippa – nach dir fragte.«
    In diesem Moment begannen irgendwo meine Wale zu singen.
    »Dein Handy, Sky …«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wo es ist …«
    Moon schaute sich suchend um und entdeckte es auf einem unserer Terrassenstühle. Er sprang auf, holte es und reichte es mir.
    Ich warf einen Blick auf das Display.
    »Gershon …«, murmelte ich.
    »Gehst du nicht ran?«, fragte Moon und knabberte an einem seiner Marshmallows. Für mich hatte er einen zweiten Ast aktiviert.
    »Jetzt nicht«, murmelte ich unwillig. Ich hatte die Prom-Night noch nicht vergessen. Diese unverhohlene Ablehnung allem Jüdischen gegenüber. Gershon sagte, das sei normaler Alltag für ihn und kein Grund zur Aufregung. Damals hatte ich diese Beruhigungspille geschluckt – aber jetzt dachte ich anders darüber.
    Die Greenbergs waren jüdisch … – War ich es jetzt auch?
    Ich hatte es gegoogelt. Wer einen jüdischen Vater hatte, wurde dadurch nicht automatisch jüdisch, aber wer mütterlicherseits jüdische Vorfahren hatte, war es.
    Das passte ja hervorragend.
    Also – ich?
    Oder nicht? Und diese Hannah Greenberg, von der ich jetzt wenigstens den Namen wusste. Was war mit ihr? War sie immer noch jüdisch wie der Rest ihrer Familie? Oder war sie es nicht und nie gewesen, weil sie von – Rosie und Leek abstammte? Diese Gedanken taten alle weh.
    Irgendwie war die Tür zwischen Gershon und mir seit dieser Sache zugefallen.
    »Komisch, dass es mich so aus der Bahn wirft, Moon«, sagte ich und nahm mir meinen ersten Marshmallow. »Ich meine, warum wirft es mich so aus der Bahn?«
    Moon starrte mich über das flackernde Feuer hinweg an.
    »Ich habe ihren Namen bei Facebo ok eingegeben, Sky«, sagte er und sein Feuer tanzte in seinen Augen.
    »Und?«
    »Ich denke, ich habe sie gefunden. Hannah D. Greenberg, Menachem Yakkov High School, Los Angeles . Aber sie hat kein Foto hochgeladen. Nur so ein lächelndes Smiley.«
    Ich schluckte. Was – wenn sie nun ebenfalls nach mir geschaut hatte? Ich hatte ein Foto als Profilbild. Ein Bild mit Moon. Das musste ich so schnell wie möglich ändern. Ich wollte nicht, dass sie mich sah.
    Und Moon

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