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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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seine Brüder nannten mich Blondie .
    »Ist nicht böse gemeint«, sagte Chajm und zupfte an einer meiner hellen Haarsträhnen und ich dachte daran, dass es schade war, dass er mein Cousin war.
    Ich starrte ihn an diesem Abschiedstag an, sah seine fast schwarzen Augen, seine schön geschwungenen Augenbrauen, seine langen Wimpern, die schmale Nase, den Mund mit den oft zusammengepressten Lippen. Seine Ohrläppchen waren angewachsen.
    »Die Ohrläppchen aller Egoisten sind angewachsen«, erklärte mir Chajm, der mich gefragt hatte, warum ich ihn so anstarrte. Verlegen hatte ich das über seine Ohrläppchen gesagt.
    »Jedenfalls behauptet meine Ima das. Vielleicht ist es auch nur Quatsch. Die Lady redet eine Menge Quatsch.«
    »Wie sind meine Ohrläppchen?«, fragte ich ihn, weil ich es wirklich nicht wusste.
    »Schön«, antwortete Chajm knapp.
    »Chajm, reiß dich von Blondie los«, rief einer seiner Brüder und lachte laut. »Greenbergs müssen zum Airport.«
    »Idioten«, murmelte Chajm. »Hannah, meinst du – deine Eltern würden was dagegen haben, wenn ich eines Tages mal – sagen wir – unverhofft vor eurer Tür stehe?«
    Ich schaute ihn an. Oh, ja – komm, dachte ich.
    »Nein, sie hätten bestimmt nichts dagegen«, sagte ich.
    »Okay«, nickte Chajm. »Gut zu wissen. – Kennst du Facebook?«, fragte er dann. Damals war Facebo ok noch völlig neu.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich schicke dir einen Link«, erklärte Chajm. Damit drehte er sich um und ging davon.
    Inzwischen war Chajm neunzehn, wie David. Also kein Junge mehr. Und nicht mehr mein Cousin. Wir waren nicht verwandt.
    Er war er. Und ich war ich.
    »… außerdem habe ich sieben Lichtschwerter. Wie viele hast du, Joni?«, fragte Arik gerade.
    »Fünf«, antwortete mein kleiner Bruder und zuckte mit den Achseln.
    »Aber dafür hast du Commander Deviss und Captain Rex«, sagte Arik tröstend. »Die fehlen mir noch. – Wann kommst du endlich hier raus?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jonathan und ließ seinen Star-Wars-Turbo-Tank über die Bettdecke rasen.
    Ich stand auf und schlüpfte in meine Jacke. Dabei kam mir ein Gedanke.
    »Holt Sharoni dich ab, Hannah?«, fragte meine Mutter.
    Ich nickte.
    »Grüß sie von mir«, sagte meine Mutter.
    Ich nickte wieder.
    »Und – Hannah?«
    »Was?«
    Sie seufzte. »Du bist so still in der letzten Zeit.«
    »Kann sein.«
    »Ich weiß, dass diese ganze Angelegenheit dich belastet.«
    Ich verzog das Gesicht. »Ima, Shar wartet bestimmt schon …«
    »Ich meine ja nur«, sagte meine Mutter. »Wenn du willst, erzähle ich dir von dem Treffen mit – Mr Lovell. Er ist nett, Hannah. Und er ist Maler. Ich würde dir gerne alles erzählen, wenn du mich nur lassen würdest.«
    »Ma, ich möchte nicht!«, sagte ich heftig und floh aus dem Krankenzimmer. In meiner Eile hatte ich vergessen, mich von Jonathan und Arik, der Nervensäge, zu verabschieden.
    Aber sei’s drum. Übermorgen würde ich sowieso wieder hier sein. – Auch wenn ich nicht mehr wirklich dazugehörte, kein echter Teil der Familie mehr war.
    Ich stand jetzt für mich alleine. Viel langsamer als beabsichtigt, lief ich den grau–weiß gemusterten Gang entlang, nahm das grau–weiße Treppenhaus anstelle des Aufzuges und verließ die Klinik.
    Mr Lovell – mein Vater – war Maler?
    Sie würden stattdessen zu uns kommen. Und zwar schon nächste Woche, da mein Großvater seine Gemeinde an Rosch ha–Schana nicht alleine lassen konnte. Und schon gar nicht zu Jom Kippu r. Aber jetzt – mitten im Sommer – war er abkömmlich, wie unsere Großmutter unserem Anrufbeantworter über eine Distanz von über siebentausend Meilen hinweg erzählt hatte. Die Verbindung rauschte wie der Ozean, der zwischen uns lag.
    »Wer hätte das gedacht?«, sagte meine Mutter und ein kleines Lächeln huschte über ihr müdes, mitgenommenes Gesicht. Es würde das erste Mal in ihrem Leben sein, dass ihre Mutter und sie gemeinsam in den Staaten waren.
    »Sie tun es für Jonathan«, fügte sie hinzu. Unser Vater war bei meinem Bruder in der Klinik. »Und sie sind natürlich ebenfalls erschrocken über diese – Verwechslungsgeschichte. Sie wollen darüber reden, sie haben bestimmt eine Menge Fragen, aber vor allen Dingen wollen sie Hannah in den Arm nehmen – trösten, ihr sagen, wie lieb sie sie haben …«
    Ich schwieg und Davids Blick suchte mich.
    »Weiß unsere Bubbe denn schon die Details?«, fragte er plötzlich zögernd.
    »Welche Details?«, fragte unsere Mutter zurück.
    »Die

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