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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Dorothea zum Abschied mit kalter Stimme. »Dieser Mann ist dein Sargnagel, Rosie. Sieh nur, was er bereits aus dir gemacht hat … – Und jetzt noch dieses Kind von einer anderen Frau! Warum lässt du dich nicht endlich scheiden und kommst mit deinen Kindern nach Hause nach Deutschland? – Allerdings, Sky wirst du ja nun vielleicht gar nicht mehr mitnehmen können, wenn die andere Familie da nicht zustimmt, wer weiß …«
    Rosie fuhr kurz darauf mit ihren verweinten Augen zu Jilliam. »Schafft ihr den Abend ohne mich?«, fragte sie vorher besorgt.
    Ich nickte, aber Moon reagierte nicht. Seit der Sache mit dem Ultraschallbild hatte er keinen Ton mehr von sich gegeben.
    »Geh ruhig, Mom«, sagte ich und lächelte ihr aufmunternd zu, dabei war mir schrecklich elend zumute.
    Als sie gegangen war, stand ich einen Augenblick vor meinem halb fertigen Pop-Art-Gesicht auf Leeks Staffelei, dann ging ich in den Garten zu Moon und seinen Marshmallows.

22. LEEK
    Leek betrachtete die Greenbergs.
    Mo und Delia Greenberg betrachteten Leek Lovell.
    »Alles nicht ganz leicht«, sagte Moshe Greenberg schließlich.
    Leek nickte.
    »Ihre Frau?«
    »Sie wollte mitkommen«, erklärte Leek und bestellte Wein für alle. »Aber sie war sehr aufgeregt. Sie hat es einfach nicht geschafft. Vielleicht beim nächsten Mal. Sie schickt Grüße.« Er lächelte Mo und Delia an.
    »Ich war auch sehr aufgeregt«, sagte Delia.
    Leek fand sie hübsch. Ihr offenes, ovales Gesicht, ihre haselnussbraunen, schokoladengesprenkelten Augen. Auf dem Nasenrücken hatte sie ein paar Sommersprossen und ihre langen Haare waren mit einer Spange hochgesteckt. Sie trug einen schlichten Pullover und dazu einen engen Rock.
    Mo Greenberg sah älter und müder aus als sie. Seine weit auseinanderstehenden Augen erinnerten ihn – an Sky, da gab es keinen Zweifel.
    Leek kannte sich mit Gesichtern aus. Auch das gelegentliche Blitzen in seinen müden, besorgten Augen erinnerte ihn an Sky. Er war dünn, schlaksig, riesig – größer als Leek – und schon etwas gebeugt. Vielleicht vor Sorge um sein krankes Kind?
    Geigenbaumeister stand auf der goldgeränderten Visitenkarte, die er Leek in die Hand gedrückt hatte. Ein Künstler. Es hätte schlimmer kommen können.
    Leek dachte an den typischen Amerikaner, dick, behäbig, konservativ, Barbecuefan. Nein, es hätte wirklich schlimmer kommen können.
    »Wir haben ein Foto von – unserer Hannah dabei«, sagte Delia da und griff nach ihrer Tasche. »Falls Sie es gerne sehen möchten?«
    Leek schluckte. Töchter in rauen Mengen. Plötzlich hatte er Töchter in rauen Mengen. Sky. Die unbekannte Hannah Greenberg. Und seine noch ungeborene Tochter, die Nessy Hazel nennen wollte.
    »Gerne«, sagte er.
    »Hier«, sagte Delia und schob ihm eine Fotografie zu.
    Himmel, sie sah Moon ähnlich. Und Rosie. – Und ihm. Das alles war verrückt, verrückt, verrückt. Dieses Mädchen war ihm völlig fremd, aber allein ihr Anblick war unheimlich vertraut.
    »In Wirklichkeit sieht sie munterer aus, fröhlicher«, sagte Delia. »Sie lässt sich nur nicht so gerne fotografieren. – Oder, Mo?«
    Ganz anders als Sky.
    »Haben Sie auch ein Bild von – Ihrer Tochter dabei?«
    Delia schaute ihn an.
    Er schüttelte den Kopf. Darauf war er gar nicht gekommen.
    »Ich male sie gerade. Ich bin Maler«, erzählte er und schrieb seinen Namen, seine beiden Adressen, dazu seine E-Mail-Adresse und Handynummer auf eine Restaurantserviette. Statt einer Visitenkarte, die er ebenfalls vergessen hatte. Was war nur los mit ihm? Sonst vergaß er selten etwas.
    Dann kam ihm eine Idee.
    »Soll ich sie Ihnen skizzieren?«, fragte er.
    Delia und Moshe schauten einen Moment perplex, aber dann nickten sie. Und Leek malte Sky mit einem schwarzen Feinliner auf eine zweite Serviette.
    »Sie hat sich gerade die Haare geschnitten und gefärbt«, erzählte er, währenddessen. »In Wirklichkeit hat sie – dunkle Haare …«
    Er hob den Kopf. »Wie Sie beide. Wir haben uns immer gefragt, woher sie diese dunklen Haare hat. Leicht lockig. Schön. – Wir anderen Lovells sind alle hellhaarig.«
    »Sie hat sich die Haare gefärbt?«, wiederholte Delia. »Wie?«
    Leek lächelte ein kleines, fast entschuldigendes Lächeln. »Blond«, sagte er dann.
    »Ich verstehe.« Delia nickte. »Es fällt ihr auch alles nicht leicht, nehme ich an. – Hannah geht es nicht anders.«
    Mo betrachtete das fertige Bild. »Sie können beeindruckend gut malen«, sagte er leise und anerkennend. »Ich sehe

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