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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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– deutschen Details«, setzte David nach und steckte seine Kippah fester. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er das jedes Mal tat, wenn von meinen deutschen – Wurzeln die Rede war.
    »Nein, aber …«, fing unsere Mutter an, doch mein Bruder fiel ihr ins Wort.
    »… na, das wird ja ein böses Erwachen werden«, sagte er.
    »Wie meinst du das, David?«
    Meine Mutter öffnete ein Fenster, es war ein stickiger Tag und wir besaßen im Gegensatz zu vielen anderen Haushalten in unserem Viertel keine Hausklimaanlage. Unsere Eltern waren aus ökologischen Gründen dagegen.
    Die graue Wolkendecke, die den Himmel den ganzen Tag über bedeckt hatte, riss gerade auf.
    »Ich tippe eins zu tausend, dass unsere Großmutter zusammenklappt, wenn sie von Hannahs deutschen Wurzeln erfährt. – Bei ihrer Einstellung zu Deutschland wäre das kein Wunder, oder?«
    »David!«, sagte unsere Mutter entsetzt.
    »Wovon sprecht ihr?«, erkundigte sich Esther und kam zu uns herein. Sie schaute von einem zum anderen.
    »Stell dir vor, Esther, altes Haus, deine Tochter und dein Schwiegersohn werden Hannah zu Ehren Feindesland betreten!« David lachte ein bisschen, aber wirklich vergnügt sah er nicht aus.
    »Sie kommen wegen Jonathan«, verbesserte ihn meine Mutter verbissen.
    »Sarah und Yitchak kommen?«, wiederholte Esther.
    »Ist das nicht wunderbar? Freust du dich?« Delia lächelte ihre alte Großmutter an. »Nach so vielen Jahren. Wie schön für dich, nicht wahr?«
    Aber Esther gab keine Antwort. Stattdessen ging sie in den nach Regen dürstenden Garten und blieb dort, bis es wirklich zu regnen begann. Und auch dann noch eine ganze Weile. Ihre Silhouette sah klein und zerbrechlich aus.
    »Geht sie holen, David – Hannah«, sagte unsere Mutter besorgt und sah aus dem Fenster. »Was sie nur schon wieder hat? Ich dachte wirklich, sie würde sich freuen.«
    »Hannah, geh du«, sagte David. »Ich muss in die Jeschiwa. – Und auf dich hört sie sowieso eher als auf mich. Weiberklüngel …«
    Aber sie hörte auch nicht auf mich, Weiberklüngel hin oder her.
    »Lasst mich in Ruhe. Ich muss nachdenken«, sagte sie nur und wedelte ungeduldig mit der Hand. Ich hatte die vage Erinnerung, dass sie so etwas Ähnliches vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gesagt hatte.

25. SKY
    Leek hatte es geschafft, Hamburg/männlich und weiblich ungefähr zwölf Stunden von unserem Haus fernzuhalten. Am anderen Morgen waren sie wieder da. Der silberne Mietwagen parkte bereits früh knirschend auf dem Kiesbelag unserer Einfahrt.
    »Wir haben Mohn- und Sesambagels mitgebracht«, verkündete Dorothea seelenruhig und kam zur Terrassentür herein, die offen stand. Sie legte die braune Papiertüte auf den nicht abgeräumten Tisch vom Vortag. Rosie saß auf dem Holzboden und war dabei, sich ein großes Tarot zu legen. Leek war gegen Mitternacht nach Hause gekommen, ich hatte ihn kommen hören. Kurz nach ihm kam Rosie von Jilliam zurück und die beiden redeten leise unter Moons Baum miteinander.
    Jetzt war Leek wieder mit meinem Bild beschäftigt. Ans Frühstückmachen hatte bisher noch keiner gedacht.
    »Sie waren sehr nett, Sky«, sagte Leek, während er malte. »Hallo, Dorothy, hallo Herrmann.«
    Meine Großeltern verzogen keine Miene.
    »Ich mache Kaffee«, sagte Hamburg/weiblich bloß. »Deutschen Kaffee.«
    Die Betonung der Kaffeenationalität ließ keinen Zweifel darüber offen, was sie von amerikanischem Kaffee hielt.
    Sie brachten immer Sachen aus Deutschland mit, wenn sie kamen. Eine neue elektrische Zahnbürste , Made in Germany, deutsche Bücher, deutsche Tampons, Haribo-Gummibärchen – und Kaffee. Die Lebensmittel schmuggelten sie, aber sie waren noch nie aufgeflogen.
    »Und dann möchte ich genau wissen, was gestern Abend besprochen wurde«, sagte Dorothea scharf. Ihr Gesicht war ohne sichtbare Regung, aber ich sah dennoch ihre Wut, dass sie sich am gestrigen Abend nicht durchgesetzt hatte.
    »Er ist Geigenbauer und hat ein freundliches, ernstes Gesicht mit tiefen Augen«, sagte Leek zu mir und lächelte mir aufmunternd zu. »Und sie ist hübsch. Ruhig, ausgeglichen.«
    »Also ganz anders als ich«, sagte Rosie und betrachtete düster ihr Tarot-Blatt. »Der Eremit, Das Rad des Schicksals, Zehn der Stäbe … Du lieber Himmel …«
    »Sie sind etwas älter als wir, aber aufgeschlossen. Es hätte viel schlimmer kommen können.«
    »Und wie seid ihr verblieben?«, fragte Dorothea. »Wann werdet ihr das Mädchen treffen?«
    »Der Eremit sagt:

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