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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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oben.
    »Willst du … noch mal mitkommen?« Ihre Stimme klang scheu.
    Ich stand ebenfalls auf und nickte. Sie war so völlig anders als Rosie! Wie konnte es sein, dass ich …?
    »Er ist nicht immer so eine Nervensäge wie vorhin«, versprach Delia, als wir wieder in den Aufzug stiegen. »Dieser lange Krankenhausaufenthalt, die vielen Untersuchungen – und dann diese … Geschichte mit dir und Hannah!« Sie lächelte mir entschuldigend zu. »Wie das klingt«, sagte sie kopfschüttelnd.
    Als wir wieder in Jonathans Zimmer traten, schlief er. Im kleinen Klinikfernseher liefen Cartoons, das Zimmer flimmerte davon in bunten Farben.
    »Ich mach’s«, sagte ich leise zu Delia. »Ich meine, ich lasse mich testen.«
    Delia schaute mich an, ich sah Tränen in ihren Augen und dann umarmte sie mich.
    »Nicht nur deshalb«, flüsterte sie. »Ich wollte dich sowieso schrecklich gerne in den Arm nehmen …«
    Sie hauchte mir einen sehr vorsichtigen Kuss auf die Wange. Ich schluckte. Delia roch nach einem zarten, blumigen Parfum und ich bekam schreckliches Herzklopfen, als ich ihre Ohren aus der Nähe sah. – Es waren meine Ohren, hundertprozentig.

26. HANNAH
    »Sie war in der Klinik, Shar«, sagte ich nachdenklich zu Sharonis Rücken. Ich hatte bei ihr übernachtet, ebenso Imogen, ein anderes Mädchen aus unserer Klasse. Während Sharoni duschte, hatte meine Mutter mich auf dem Handy angerufen.
    »Wer war in welcher Klinik?«, fragte Imogen und setzte sich an den Küchentisch.
    Ich seufzte. Was sollte es? Irgendwann würde die Geschichte ja sowieso ans Tageslicht kommen. Warum nicht gleich?
    »Was wollt ihr? Fruit Loops ? Coco Pops?«, fragte Shar, den Kopf immer noch im Vorratsschrank.
    »Was gibt’s außerdem?«, erkundigte sich Imogen, die immer furchtbar viel isst und trotzdem klapperdürr ist. Sie vergaß für einen Moment unser angefangenes Gespräch.
    »Sponge Bob – und Apple Jacks«, verkündete Sharoni. »Mann, ob meine Eltern Aktien bei Kellogs haben?« Sie drehte sich um. »Tatsächlich, Han – sie war in der Klinik? Wann? Und – wird sie sich testen lassen? Und wie war es für deine Mutter? Wie ist diese – Sky?«
    Shar belud den Küchentisch, an dem wir saßen, mit sämtlichen Kellogsschachteln. Ich holte Frühstücksschüsseln und den Kanister mit Milch aus dem Kühlschrank. Auf der Milch war eine dieser schrecklichen Vermisstenanzeigen bezüglich eines kleinen asiatischen Mädchens, das vor ein paar Wochen aus Boston verschwunden war. Entführt aus dem eigenen Kinderzimmer, mitten in der Nacht. Die Welt war voller Perverser, da gab es keinen Zweifel.
    »Meine Mutter sagt, sie war nett. Und lieb zu Joni. Und ich – würde mich bestimmt gut mit ihr verstehen. Sie spielt Klavier und hat Sonnenblumenohrringe und ein – hübsches Lächeln. Sie sei sehr offen – und natürlich …«
    All das hatte meine Mutter gesagt.
    »Wow!«, murmelte Shar. »Das klingt ja oscarpreisverdächtig! Die Schöne, Unbekannte aus Hollywood. Ohne Fehl und Tadel.«
    »Hallo? Könntet ihr mich vielleicht mal aufklären?«, sagte Imogen eine Spur pikiert.
    »Und was ist mit Joni?«, erkundigte sich Sharoni weiter, ohne Imo zu beachten. Ich sagte es ihr.
    »Das ist gut«, sagte Shar erleichtert. »Das ist richtig gut. Stell dir vor, sie passt. Dann wird Joni vielleicht bald wieder gesund.«
    Ich nickte. Und dann klärten wir Imogen auf.
    »Krass«, sagte sie hinterher, während unsere Apple Jacks aufgeweicht und vergessen in drei Milchseen schwammen.
    »Ich wünschte, mir würde dasselbe passieren«, fuhr sie nachdenklich fort. Shar und ich wussten sofort, was sie meinte. Imogens Eltern waren der blanke Horror. Knallharte Workaholics, Chefärzte in einer privaten Schönheitsklinik. Sie hatten praktisch niemals Zeit für Imogen, die von einem Meer aus Angestellten umgeben war. Es war schon vorgekommen, dass sie ihre Eltern über drei Wochen nicht zu Gesicht bekommen hatte, obwohl die im selben Haus wie sie lebten, aßen und schliefen. Und im vergangenen Frühling hatten sie glatt und gnadenlos Imogens siebzehnten Geburtstag vergessen.
    Nachmittags fuhren wir zu mir nach Hause. Shars Lieferwagen machte den üblichen Riesenkrach. Wir brachten zuerst Imogen heim, dann wendeten wir und fuhren zu mir.
    In der Einfahrt stand ein fremdes Auto.
    »Habt ihr Besuch? Ja, ihr habt Besuch«, sagte Shar und parkte geräuschvoll ein.
    »Ein Mietwagen?«, überlegte ich verwundert. Das Auto meines Vaters stand in der offenen Garage, aber das

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