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Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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Greenberg, der Zauberer, das Glück vorsichtig vom Rand der Klinikbettdecke zupfte und zurück in die kleine Dose rieseln ließ.
    »Puh, das ging gerade noch mal gut«, sagte Zvi hinterher und lächelte erst Jonathan und dann mir zu.
    »Pass auf, nachts leuchtet es.« Ich weiß nicht, wieso ich das sagte, es kam mir einfach über die Lippen.
    »Wirklich?«, fragte das laute Kind misstrauisch.
    Ich hatte genickt und Zvi ebenso.
    »Du hast es also tatsächlich gemacht?«, fragte Moon jetzt und ließ Godot von der LA-zwangsverordneten Hundeleine.
    »Ja«, sagte ich.
    »Oh Mann«, murmelte Moon.
    »He, Moon, das ist edel von ihr«, erklärte Kendra streng, während wir zum Haus gingen. »Stell dir vor, du wärst krank und bräuchtest – Hannah Greenbergs Hilfe.«
    Moon schüttelte den Kopf. »Ich würde so einen Knochenmarkzirkus sowieso nicht mitmachen«, sagte er kurz angebunden.
    »Das sagst du jetzt«, murmelte ich und dachte an das blasse, krank aussehende Greenbergkind. Ein schrecklicher Gedanke, dass jetzt so viel Hoffnung an mir hing.
    »Womit bist du heute überhaupt beschriftet?«, erkundigte sich Kendra. »Das sieht mir nicht mehr nach William Faulkner aus, oder?«
    »Charles Bukowski«, sagte Moon. »Er hat in LA gelebt und ist exakt an meinem dritten Geburtstag hier gestorben. Tragisch. War ein toller Autor. Bevor er anfing zu schreiben, war er unter anderem Leichenwäscher, Hafenarbeiter, Zuhälter und Postbote.«
    »Lass mich raten«, sagte ich und zog die Augenbrauen hoch. »Chrippa hat dich drauf gebracht?«
    »Wer ist Chrippa?«, fragte Kendra.
    »Und wenn?«, fragte Moon knapp. Wir gingen in die Küche und ich steckte ein paar gefrorene Pizzataschen in den Toaster. Auf dem Tisch lag das passende Buch zu den Zitaten auf Moons Sweatshirt und Unterarmen.
    Den Göttern kommt das große Kotzen.
    »Mann, Mann, Mann«, murmelte ich. Moon war sowieso schon so schwermütig. Warum las er zur Abwechslung nicht mal was Heiteres?
    Rosie war im Garten und ließ sich von Leek malen.
    »Wo ist Hamburg?«, rief Moon hinaus und schnappte sich das Buch.
    »Heute noch nicht da gewesen«, rief Leek zurück.
    »Die erste gute Nachricht des Tages«, murmelte Moon. Die Pizzataschen schnellten hoch und landeten ein ganzes Stück vom Toaster entfernt auf dem Tisch. Moon hob vorsichtig eines der heißen Dinger auf, wickelte es in ein herumliegendes Geschirrtuch und biss hinein.
    »War doch eins für mich, oder?«, fragte er.
    In dem Moment hupte Hamburg.
    »Puh«, murmelte Moon und warf einen Blick aus dem vorderen Fenster. »Okay, Stau vor dem Haus. Leeks Karre, deine Karre, Kendra – und dazu die Edelkarre von Frustbrendaflayderman. Das ist zu viel für Hamburg/männlich …« Er grinste diabolisch. »Ich gehe dann mal besser.«
    Und damit verschwand er mit seiner Pizzatasche und seinem Frustbuch im Obergeschoss. Da war es wieder, Rosies Vogel-Strauß-Erbe.
    »Wo sollen wir parken?«, rief Dorothea gleich darauf ärgerlich. »Wem gehört denn dieser aufgedonnerte, hässlich grüne Amischlitten?«
    Sie kamen ins Haus, den Leihwagen hatten sie schräg vor der Zufahrt geparkt.
    »Keiner hat euch gebeten zu kommen«, sagte meine Mom und zog sich rasch etwas an.
    »Nackt im Garten«, sagte Dorothea. »In einem Land, das voller Perverser und Gewaltverbrecher ist. Du legst es doch darauf an, dass ein Unglück geschieht, Rosie. Was ist – willst du vergewaltigt werden?«
    Und los ging es wieder mit dem ewigen Streit.
    Eins kam zum anderen.
    »Fliegt nach Hause«, rief Rosie irgendwann.
    »Das kann man doch alles in Ruhe klären«, rief Leek und wusch Pinsel aus.
    »Sie ist ein sehr nettes Mädchen und wir haben auch Rechte«, rief Dorothea.
    »Es ist unsere Sache, Mutter, hörst du?«, rief Rosie und zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an.
    »Nun sag doch auch mal was, Herrmann«, rief Dorothea und fuhr herum.
    »Was regst du dich auf, Thea? Sie ist eben so. So war sie doch schon immer. – Lass uns nach Hause reisen. Wir sind hier nicht erwünscht«, brummte Herrmann.
    »Ich verstehe kein Wort«, sagte Kendra.
    »Sei froh«, sagte ich.
    »Ihr hättet uns doch nie die Adresse dieses Mädchens gegeben«, schrie Dorothea.
    »Weil es unsere Angelegenheit ist«, schrie meine Mutter.
    »Du bist dieser Sache nicht im Entferntesten gewachsen, Rosie«, schrie Dorothea zurück. »Schau dich doch mal an: arbeitslos, perspektivlos, drogensüchtig, mittags um zwölf nackt im Garten … Hannah wird entsetzt sein, wenn sie dich

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