Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
Vom Netzwerk:
ich hinter O’Reilly und außer Sicht, bis Jillian um eine Ecke gebogen war.
    Als die Mädchen verschwunden waren, atmeten O’Reilly und Scott hörbar tief aus. Anscheinend hatten sie während Kaylens Auftritt die Luft angehalten.
    »Dude, Kaylen Patton ist total heiß.« O’Reillys Erklärung klang schwärmerisch.
    Zögerlich wandte ich mich Joshua zu, um zu sehen, ob er in die ehrfürchtige Schwärmerei einstimmen würde. Joshua sah mir tief in die Augen und zuckte mit den Schultern.
    » Ich habe schon Besseres gesehen, Jungs. Viel Besseres.«
    Wie eine Idiotin kicherte ich und musste eine Falte meines Kleids packen, um nicht mit der Hand meine Haare zurückzuwerfen.
    Ich saß auf der Kante von Joshuas Pult und versuchte, ihn nicht von einem besonders öden Vortrag über ganze Zahlen abzulenken. Doch schon bald ließ Mrs. Wolters den Kurs still arbeiten.
    Beinahe sofort, nachdem es in dem Zimmer ruhig geworden war, schob Joshua einen linierten Zettel über sein Pult auf mich zu. Darauf hatte er in dicker, intelligent aussehender Schrift geschrieben: Ich habe einen genialen Plan. Willst du ihn hören?
    Ich lachte, hielt mir dann aber instinktiv den Mund zu, um das Geräusch zu dämpfen. Ohne mich anzusehen, schrieb Joshua grinsend an den Rand des Zettels: Dir ist doch klar, dass dich sonst keiner hören kann, oder?
    » Sei dir da mal nicht so sicher«, flüsterte ich und stellte mir Jillians Miene in der Mittagspause vor. Dann schüttelte ich angesichts meines eigenen lächerlichen Betragens den Kopf und sagte, diesmal lauter: » Okay, ich gebe mich geschlagen. Wie lautet dein genialer Plan?«
    Joshua riss noch eine Seite aus seinem Notizbuch und schrieb hektisch drauf los. Sobald er fertig war, schob er mir den Zettel zu und tat dann so, als wende er sich wieder seinem Analysisbuch zu, wobei er mir aus dem Augenwinkel beim Lesen zusah.
    Okay, fing seine Nachricht an, mein Plan passt irgendwie zu einer Theorie, die mir gestern Nacht gekommen ist. Wir wissen, dass du in dem Fluss gestorben bist, und du hängst immer noch hier herum. Also stammst du vielleicht von hier. Du hast doch gesagt, dass du dich an diese Gebäude erinnern kannst, nicht wahr? Vielleicht bist du sogar hier gewesen, bevor oder nachdem du zu Hause unterrichtet wurdest. Ich denke Folgendes: Meine Lesestunde findet in der Bibliothek statt, wo die alten Jahrbücher sind. Wir können sie alle durchgehen, angefangen mit den neuesten, und nachsehen, ob wir dein Bild finden.
    Als ich die letzten Wörter las, hatte ich das seltsame Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
    » Sollst du in der Lesestunde nicht eigentlich … Ich weiß ja auch nicht … Lesen?«
    Joshua starrte mich einen Moment direkt an. Dann schrieb er wieder.
    Schlechter Einfall?
    Ich dachte eine Weile darüber nach. Was an seinem Vorschlag jagte mir solche Angst ein? Schließlich würde es vielleicht zu einem Informationsfetzen über mein Leben führen. Es könnte Antworten auf so viele Fragen bringen, die mich in den letzten Tagen gequält hatten – wer ich gewesen war, wer ich vielleicht werden würde. Etwas, womit sich gegen das ins Feld ziehen ließe, was sowohl Eli als auch Ruth über mich angedeutet hatten.
    Doch darin lag auch das Problem. Denn sobald ich einmal im Besitz dieser Informationen war, sobald ich die fehlenden Teile meiner Identität zusammengesetzt hatte, würde ich real werden. Ich wäre eine reale Person mit einer realen Geschichte. Einer Geschichte, die zu Ende gegangen war.
    Vielleicht war das der Grund, weshalb ich nie versucht hatte, meinen Grabstein auf dem Friedhof zu finden. Denn aufgrund solcherlei Informationen würde ich letztlich wissen – nicht nur ahnen, sondern wirklich wissen –, dass ich tot war.
    Und Joshua wüsste es ebenfalls. Dies war ein Schritt, zu dem wir vielleicht nicht völlig bereit waren.
    » Joshua«, setzte ich mit leiser Stimme an. » Glaubst du wirklich … nein, weißt du wirklich, dass ich tot bin? Dass ich nicht lebe? Und es nie wieder tun werde?«
    Als er zu mir aufblickte, war jegliche Ausgelassenheit, jegliche entspannte Selbstsicherheit aus seinem Gesicht verschwunden. Seine Züge wurden weicher, und er sah gleichzeitig traurig und niedlich aus. Ganz langsam nickte er.
    Ich starrte ihn weiter an. Ich wusste wirklich nicht, wie ich von diesem Punkt weitermachen sollte. Meine Zähne gruben sich in die weiche Haut meiner Lippe, und ich verzog ärgerlich den Mund. Im Gegenzug schenkte Joshua mir ein

Weitere Kostenlose Bücher