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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Manche Dinge bleiben.«
    »Alles verschwindet«, wiederholte sie beharrlich.
    »Ich bleibe.« Shane nahm ihre Hand und sah sie so eindringlich an, dass sie erschrak, und sie glaubte ihm.

16
    S ie war gestern schon am Strand gewesen, um Shane beim Surfen zuzuschauen; heute war der Bann des Winters gebrochen – die Sonne schien, die Schneeglöckchen lugten aus der gefrorenen Erde, und es wehte ein leichter Wind.
    Sie war wieder an den Strand gegangen; sie liebte es, Shane in seinem schwarzen Neoprenanzug in das grüngraue Wasser eintauchen zu sehen, wie er über die Brandung hinauspaddelte, halb in Bauchlage auf dem Brett, halb im Wasser. Seine Beine wirkten so kraftvoll, als sie durch die Brandung pflügten, und es gefiel ihr, wie er sich konzentrierte, wie er den Horizont beobachtete, den Blick auf Wellen gerichtet, die noch im Entstehen begriffen waren.
    In ihren grünen Gummistiefeln an der Gezeitenlinie entlangstapfend, klaubte sie blaue Miesmuschelschalen, silberne Austernschalen und winzige, vom Wasser kunstvoll glatt geschliffene grüne Meerglasscherben auf. Alles, was sie sammelte, war eine Erinnerung an den heutigen Tag, an den Strand, zu dem sie gekommen war, um ihn surfen zu sehen. Sie trug ein weißes T-Shirt mit Ösen – vom letzten Sommer, das auf weitere Sommertage hoffen ließ – und eine lange cremefarbene Fleecejacke, vorne geöffnet, weil sich der Wind so gut anfühlte.
    Sie hatte ihr Handy in der Hand, um kein weiteres Mal einen Anruf ihres Vaters zu verpassen. Er würde sich mit Sicherheit wieder melden, von wo auch immer. Wusste er nicht, dass er sich in einem Wettlauf gegen die Zeit befand? Er hatte sich bei Gericht solchen Ärger eingehandelt – der Gedanke, dass er wegen der versäumten Unterhaltszahlungen, die ihr völlig egal waren, verhaftet werden könnte, raubte ihr schier den Verstand.
    Das heißt, in gewisser Hinsicht spielte es schon eine Rolle. Das Geld brauchte sie nicht, wohl aber ihren Vater. Es war schmerzlich für sie gewesen zu erfahren, dass er sich in Alyssa verliebt hatte und ein Kind haben würde, mit ihr eine neue Familie gründete. Aber er war und blieb ihr Dad – er hatte immer beteuert, dass sich daran niemals etwas ändern würde.
    Sie sah, wie Shane auf die richtige Welle wartete, auf sein Brett sprang und sich von der mächtigen Brandung tragen ließ, bis sie klar wie Zellophan wurde, sich kräuselte, unter ihm brach und in weißschäumender Gischt zerstob. Dass jemand versuchte, mit einem Surfbrett das Meer bezwingen zu wollen, kam ihr verwegen vor. Sie kletterte auf den Pier, der ins Wasser hineinführte, und versuchte, auf dem schmalen, hölzernen, von Rankenfußkrebsen überkrusteten Anlegesteg zu balancieren, während Shane Wellen ritt.
    Es geschah wieder und wieder: Die Wellen, die mächtig und unzerstörbar wirkten, zerbarsten, hinterließen Millionen Schaumblasen. Mickey stand mit ihren schweren grünen Gummistiefeln auf dem Pier und schwankte im Wind, der vom Meer herüberwehte. Auch ihr Gipsverband fühlte sich schwer an, aber er gab ihr Halt, als sie langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, den schmalen Pier entlangbalancierte.
    Heute Abend hatte ihre Mutter eine Verabredung. Jawohl, eine Verabredung. Dass sie mit Mr. O’Casey ausging war schon etwas Besonderes, aber Mickeys Herz war dennoch schwer. Es schien, als müsste sie damit einen Traum begraben – den Traum, dass ihre Eltern eines Tages wieder zusammenkommen würden.
    Als sie sich heute Morgen von ihrer Mutter verabschiedet hatte – bevor sie in den Schulbus stieg –, hatte Neve ihr Gesicht zwischen die Hände genommen, ihr in die Augen geblickt und gesagt: »Du bist das Liebste auf der Welt, was ich habe.«
    »Das musst du nicht sagen.«
    »Aber es stimmt.«
    »Gerade deshalb musst du es nicht sagen.«
    Das kam einem Segen am nächsten, den sie ihrer Mutter für die Verabredung erteilen konnte. Sie hatte ihr die Neuigkeit gestern Abend mitgeteilt, bevor Mickey zu Bett ging. Mr. O’Casey und sie würden miteinander essen gehen. Es würde eventuell spät werden. Mickey hatte die Wahl, alleine zu bleiben oder jemanden zu bitten, ihr Gesellschaft zu leisten – nein, nicht Shane; vielleicht Jenna? Chris Brody hatte sie zum Essen eingeladen, wenn ihr das lieber wäre.
    Nein danke, hatte sie erwidert. Sie würde lieber allein sein und zu Hause bleiben. Ihre Mutter hatte die Antwort gerade fünf Minuten im Raum stehen lassen und dann gesagt, es sei ihr lieber, wenn sie mit Chris

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