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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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aber er unterbricht mich.
    Seine Stimme ist ruhig und ganz leise, aber ich kann den wütenden Unterton darin hören – hart und kalt und schneidend. »Du machst so ein Riesentheater wegen Valentinstag. Und dann hältst du deinen Teil der Verabredung nicht ein. Typisch.«
    In mir drin rumort es, als versuchte mein Magen eine komplette Kuh zu verdauen, aber ich starre ihn mit vorgerecktem Kinn an. »Typisch? Was soll das denn bitte heißen?«
    Â»Ich glaube, das weißt du sehr gut.« Rob fährt sich mit der Hand über die Augen und sieht plötzlich aggressiv aus, was mich an einen Trick meines Vaters erinnert, bei dem er immer mit der Hand über sein Gesicht strich und damit in einem Augenblick seinen Gesichtsausdruck von glücklich in traurig veränderte und dann wieder von traurig in glücklich. »Du tust dich nicht gerade dadurch hervor, deine Versprechen zu halten …«
    Â»Psycho-Alarm«, ruft Lindsay, wahrscheinlich in der Hoffnung, die Situation zu entschärfen.
    In gewisser Weise hat sie damit auch Erfolg. Ich stehe so schnell auf, dass mein Stuhl umkippt. Rob sieht mich verärgert an, tritt mit dem Zeh gegen den Stuhl – nicht heftig, aber stark genug, dass es Krach macht – und sagt: »Wir reden später weiter.«
    Er marschiert durch die Schulmensa davon, aber ich sehe ihm nicht nach. Ich beobachte Juliet, die in den Raum schwebt, treibt, gleitet. Als wäre sie bereits tot und wir würden sie nur stellenweise, unvollständig noch mal im Leben aufblitzen sehen.
    Sie trägt auch nichts, keinen einzigen Stängel, nur eine dicke braune Papiertüte wie immer. Meine Enttäuschung ist so schwer und real, dass ich sie schmecken kann, ein bitterer Kloß in meinem Hals.
    Â»â€¦Â und dann kam eine der Liebesbotinnen rein und ich schwöre, sie hatte ungefähr drei Dutzend Blumen dabei, alle für Juliet.«
    Ich wirbele herum. »Was hast du gesagt?«
    Ally runzelt bei meinem Tonfall leicht die Stirn, aber sie wiederholt: »Na ja, sie hat eben diesen riesigen Blumenstrauß geliefert bekommen. Ich habe noch nie so viele Rosen gesehen.« Sie kichert. »Vielleicht hat Psycho einen Stalker.«
    Â»Ich verstehe nur nicht, was aus unserer Rose geworden ist«, sagt Lindsay schmollend. »Ich habe ihnen extra gesagt: dritte Stunde, Bio.«
    Â»Was hat sie damit gemacht?«, werfe ich ein.
    Ally, Elody und Lindsay starren mich an. »Womit gemacht?«, fragt Ally.
    Â»Mit den Rosen. Hat sie … hat sie sie weggeschmissen?«
    Â»Warum interessiert dich das?« Lindsay rümpft die Nase, als würde es stinken.
    Â»Ich … es interessiert mich ja gar nicht. Ich …« Sie sehen michalle verständnislos an. Elodys Mund steht offen und ich sehe zerkaute Pommes. »Ich finde es einfach nett, okay? Wenn jemand ihr all diese Rosen geschickt hat … ich weiß nicht, ich finde das nett.«
    Â»Wahrscheinlich hat sie sie sich selbst geschickt«, sagt Elody und fängt wieder an zu kichern.
    Schließlich verliere ich die Geduld. »Warum? Warum sagst du das?«
    Elody zuckt zurück, als hätte ich sie geschlagen. »Ich … ich meine, wir reden hier von Juliet .«
    Â»Ja, genau. Von Juliet. Was soll’s? Die Leute scheren sich einen Dreck um sie. Keiner achtet auf sie.« Ich beuge mich vor und stütze mich mit beiden Händen auf den Tisch. Mein Kopf pocht vor Wut und Frust. »Was soll’s?«
    Ally sieht mich stirnrunzelnd an. »Nimmt dich das mit Rob mit?«
    Â»Genau.« Lindsay verschränkt die Arme. »Was hat es damit überhaupt auf sich? Ist alles okay mit euch?«
    Â»Das hat nichts mit Rob zu tun«, stoße ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    Elody mischt sich ein. »Das war ein Witz, Sam. Gestern hast du gesagt, du hättest Angst, Juliet würde dich beißen, wenn du zu nah rangehst. Du hast gesagt, sie hat wahrscheinlich Tollwut.«
    Das macht mich wirklich fertig – genau in dem Moment, als Elody das sagt. Besser gesagt, als sie mich daran erinnert, dass ich das gesagt habe: gestern, vor sechs Tagen, vor einer ganzen Welt . Wie ist es möglich, sich so stark zu verändern und nicht in der Lage zu sein, irgendetwas zu ändern, denke ich. Das ist das Allerschlimmste an der ganzen Sache, ein Gefühl verzweifelter Hoffnungslosigkeit, und mir wird klar, dass meine Frage an Elody die

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