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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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aber sie ist und bleibt Lindsay Edgecombe – das Mädchen, das in der neunten Klasse Mari Tinsleys brandneuen BMW zerkratzte, nachdem diese sie Erstklässler-Nutte genannt hatte, obwohl Mari gerade zur Abschlussball-Königin gewählt worden war und niemand, noch nicht mal die Leute aus ihrer eigenen Klasse, den Mut hatte, sich ihr entgegenzustellen – und sie ist und bleibt meine beste Freundin und trotz allem habe ich Hochachtung vor ihr. Und ich weiß, wie sehr sie sich auch geirrt haben mag – über eine Million Sachen, über andere Leute, über sich selbst –, sie wird ihren Weg finden. Ich weiß das daher, wie sie gestern Nacht aussah, mit den Schatten in ihrem eingefallenen Gesicht.
    Vielleicht ist es nur Wunschdenken, aber ich möchte glauben, dass das, was gestern Nacht geschehen ist, auf irgendeiner Ebene oder in irgendeiner Welt etwas bedeutet und nicht völlig verschwunden ist. Manchmal habe ich Angst davor, etwas zurückzulassen. Beim Gedanken an Kents Worte bekomme ich Gänsehaut. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich es vermisse, jemanden zu küssen; das erste Mal, dass ich mit dem Gefühl aufgewacht bin, etwas Wichtiges verloren zu haben.
    Â»Vielleicht flippt er dermaßen aus, weil er zu sehr an dir hängt«, meldet sich Elody vom Rücksitz aus zu Wort. »Meinst du nicht, Sam?«
    Â»Mh-mhm.« Ich trinke langsam und genüsslich meinen Kaffee. Ein perfekter Morgen, genau so, wie ich ihn ausgewählt hätte: mit perfektem Kaffee, einem perfekten Bagel, auf einer Autofahrt mit zwei meiner besten Freundinnen, mit denen ich über nichts Bestimmtes rede, nicht versuche, über irgendetwas zu reden, sondern wir quatschen einfach über den gleichen Kram wie immer und freuen uns am Klang der anderen Stimmen. Nur Ally fehlt.
    Plötzlich verspüre ich den Drang, noch ein bisschen länger durch Ridgeview zu fahren. Einerseits, weil ich nicht möchte, dass die Autofahrt zu Ende geht. Andererseits möchte ich mir einfach alles noch ein letztes Mal ansehen.
    Â»Lindz? Können wir noch eben bei Starbucks haltmachen? Ich, äh, hätte gern noch einen Caffè Latte.« Ich trinke ein paar Schlucke von meinem Kaffee im Versuch, ihn zu leeren, damit das glaubwürdiger klingt.
    Sie hebt die Augenbrauen. »Du findest Starbucks ätzend.«
    Â»Ja, na ja, ich hab plötzlich einen Jieper.«
    Â»Du hast gesagt, der Kaffee da schmeckt nach durch einen Müllbeutel gefilterter Hundepisse.«
    Elody kippt ihren Kaffee. Ȁh, hallo? Ich trinke und esse gerade.« Sie wedelt theatralisch mit ihrem Bagel.
    Lindsay hebt beide Hände. »Das ist ein wörtliches Zitat.«
    Â»Wenn ich noch mal zu spät zu Sozialkunde komme, muss ich bis an mein Lebensende nachsitzen, echt«, sagt Elody.
    Â»Außerdem kannst du dann vor der ersten Stunde nicht mehr mit Brownie knutschen«, sagt Lindsay kichernd.
    Â»Das musst du gerade sagen.« Elody stupst sie mit einem Stück Bagel und Lindsay quiekt. »Es ist ein Wunder, dass Patricks und dein Gesicht noch nicht miteinander verschmolzen sind.«
    Â»Komm schon, Lindsay, bitte.« Ich klimpere mit den Wimpern in ihre Richtung, dann drehe ich mich zu Elody um. »Bitte, bitte.«
    Lindsay seufzt schwer und wirft Elody im Rückspiegel einen Blick zu. Sie setzt den Blinker. Ich klatsche in die Hände und Elody stöhnt auf.
    Â»Sam kriegt heute, was sie will«, sagt Lindsay. »Schließlich ist das ihr großer Tag.« Sie betont das Wort großer und prustet los.
    Elody springt sofort darauf an. »Ich würde eher sagen, es ist Robs großer Tag.«
    Â»Wir wollen’s hoffen.« Lindsay beugt sich rüber und stößt mir den Ellbogen in die Seite.
    Â»Iih«, sage ich. »Ihr seid ja pervers.«
    Lindsay ist jetzt in ihrem Element. »Es wird ein laaaaanger Tag.«
    Â»Ein harter«, fügt Elody hinzu.
    Lindsay spuckt Kaffee durch die Gegend und Elody kreischt. Beide prusten und lachen wie irre.
    Â»Sehr witzig«, sage ich und gucke aus dem Fenster. Die Häuser fließen ineinander, jetzt, wo wir in die Stadt kommen. »Sehr reif.« Aber ich lächele, glücklich und ruhig, und denke: Ihr habt ja keine Ahnung.
    Hinter dem Starbucks in der Stadt gibt es einen kleinen Parkplatz und wir ergattern den letzten freien Platz. Lindsay donnnert hinein, wobei sie beinahe die Seitenspiegel der beiden

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