Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
bestimmt lustig. GroÃ. Zwölftklässler-Erinnerungen. Die beste Zeit unseres Lebens und der ganze ScheiÃ.«
»Genau«, sage ich sarkastisch. »Das Schulparadies.«
Ich drehe mich um und gehe weg. Die Schulmensa ist gestopft voll und als ich mich der Doppeltür nähere â ein Türflügel wird von einem alten Tennisschuh am Zufallen gehindert â, schlägt mir dröhnend der Schülerlärm entgegen.
»Du kommst bestimmt«, ruft er hinter mir her. »Ich weià es.«
»Rechne lieber nicht damit«, rufe ich zurück und fast füge ich hinzu: Es ist besser so.
DIE REGELN DES ÃBERLEBENS
»Was soll das heiÃen, du kannst nicht ausgehen?«
Ally sieht mich an, als hätte ich gerade gesagt, ich wolle mit Ben Farsky (oder Furzky, wie wir ihn seit der vierten Klasse nennen) zum Abschlussball gehen.
Ich seufze. »Mir ist einfach nicht danach, klar?« Ich ändere die Taktik und versuche es noch mal. »Wir gehen jedes Wochenende aus. Ich will einfach ⦠ich weià nicht. Ich will mal wieder zu Hause bleiben, so wie früher immer.«
»Früher sind wir zu Hause geblieben, weil wir zu keiner Zwölftklässlerparty eingeladen waren«, sagt Ally.
»Du vielleicht«, sagt Lindsay.
Das ist schwieriger, als ich dachte.
Meine Mutter fällt mir ein, die mich gefragt hat, ob ich mich mitRob gestritten hätte, und bevor ich allzu viel darüber nachdenken kann, platze ich heraus: »Es ist wegen Rob, okay? Wir ⦠wir haben Stress.«
Ich klappe mein Handy auf und gucke zum millionsten Mal nach neuen SMS. Als ich in die Schulmensa kam, stand Rob gerade an der Theke und klatschte sich Ketchup und seine geliebte BarbecuesoÃe auf seine Pommes. Ich brachte es nicht über mich, zu ihm zu gehen, stattdessen huschte ich zu unserem Tisch in der Zwölftklässlerecke und simste ihm: wir müssen reden.
Er simste sofort zurück. worüber?
heut nacht , schrieb ich zurück und seitdem schweigt mein Handy. Rob lehnt am anderen Ende der Schulmensa an den Getränkeautomaten und unterhält sich mit Adam Marshall. Er hat sein Basecap seitlich aufgesetzt. Er findet, dass er so älter aussieht.
Ich habe immer gerne all diese kleinen Fakten über ihn gesammelt, sie angehäuft und in meinem Innern gespeichert. Wenn ich all die Einzelheiten zusammengesammelt hätte und mich daran erinnerte â die Tatsache, dass er BarbecuesoÃe mag, aber keinen Senf, dass seine Lieblingsmannschaft die Yankees sind, obwohl er Basketball dem Baseball vorzieht, dass er sich als kleiner Junge mal das Bein gebrochen hat, als er versuchte, über ein Auto zu springen â, würde ich ihn vielleicht vollkommen verstehen. Ich dachte immer, dass es das war, was Liebe ausmachte: jemanden so gut zu kennen, dass er wie ein Teil von dir ist.
Aber ich habe immer stärker das Gefühl, dass ich Rob überhaupt nicht kenne.
Ally klappt der Unterkiefer runter. »Aber ihr wolltet doch â du weiÃt schon.«
Mit dem offen stehenden Mund sieht sie aus wie ein ausgestopfter Fisch, deshalb wende ich mich ab und verkneife mir mühsam das Lachen. »Wir wollten, aber â¦Â« Ich konnte noch nie besonders gut lügen und mir fällt rein gar nichts ein.
»Aber?«, hakt Lindsay nach.
Ich fasse in meine Tasche und hole die Nachricht heraus, die er mir geschickt hat. Sie ist jetzt zerknittert und ein halb ausgepacktes Stück Kaugummi klebt daran. Ich schiebe sie über den Tisch. »Aber das hier.«
Lindsay rümpft die Nase und schlägt die Karte mit der äuÃersten Spitze ihrer Fingernägel auf. Ally und Elody beugen sich rüber und lesen beide mit. AnschlieÃend schweigen sie einen Augenblick.
SchlieÃlich klappt Lindsay die Karte zu und schiebt sie zu mir zurück. »Das ist doch nicht so schlecht«, sagt sie.
»Es ist aber auch nicht so gut.« Eigentlich wollte ich mir nur eine Ausrede ausdenken, um heute Abend nicht zu der Party zu gehen, aber sobald ich anfange, über Rob zu sprechen, rege ich mich echt auf. » Hab Dich lieb ? Was für ein Scheià ist das denn, bitte? Wir sind seit Oktober zusammen.«
»Er wartet wahrscheinlich nur auf den richtigen Augenblick«, sagt Elody. Sie streicht sich den Pony aus den Augen. »Steve sagt das auch nicht zu mir.«
»Das ist was anderes. Du erwartest es auch nicht von ihm.«
Elody blickt schnell
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