Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
Shehab wirklich vorging. Die Zeit verflog rasend schnell. Sie konnte es kaum glauben, als Shehab plötzlich sagte: „Wir befinden uns jetzt übrigens im Landeanflug.“
Erstaunt blickte sie aus dem Fenster. „Das ist ja eine richtige Insel“, entfuhr es ihr.
„Das war es, was ich mit dem Wort ‚Insel‘ meinte“, merkte er ironisch an. „Du weißt schon, Land mit Wasser drumherum.“
Sie gab ihm einen spielerischen Knuff. „Ich weiß, dass ich kein Ass in Geografie bin, aber so meinte ich das nicht. Ich hatte gedacht, es wäre so ein winziges Fleckchen im Ozean, wie man es sich im Internet als ‚Privatinsel‘ kaufen kann. Aber die ist ja riesig. Wie groß ist sie?“
„Rund 150 Quadratmeilen.“
„Das ist ja mehr als alle Inseln der Malediven zusammen.“
„Du bist ja doch ein Ass in Geografie.“
„Purer Zufall. Ich weiß das nur, weil Bill vor Kurzem seine Geschäfte dorthin ausgeweitet hat.“
Sein Lächeln wirkte plötzlich wie eingefroren. Das passierte jedes Mal, wenn sie Bill erwähnte. Hatte er vielleicht gehört, dass Bill eine junge Geliebte hatte, und ahnte er, dass sie es war? Das wäre ihr ungeheuer peinlich!
Aber nein, dachte sie, er hätte so einen Verdacht sofort durch seine Leute checken lassen. Und mit der Geliebten eines anderen Mannes würde er kein Verhältnis anfangen wollen, so viel Ehrgefühl hat er.
Also konnte er es nicht wissen, Gott sei Dank. Und das Spiel, dass sie vorgab, Bills Geliebte zu sein, würde sie beim nächsten Treffen mit ihm beenden.
Aber warum reagierte Shehab dann immer so merkwürdig, wenn sie Bill erwähnte? Vielleicht war es der Geschäftsmann in ihm, der die leidenschaftliche Privatperson verdrängte, sobald es auch nur im Entferntesten um Geschäfte ging.
Sie wollte nicht länger darüber nachdenken. Sicherlich machte sie sich nur so viele Gedanken, weil sie ihr Glück immer noch nicht richtig fassen konnte.
Als das Flugzeug auf der Landebahn aufgesetzt hatte, applaudierte Farah, wie es bei Passagierflügen üblich war.
Shehab musste lachen. „Dies ist ein Privatflugzeug, meine Piloten können dich nicht hören wie in einer Chartermaschine. Aber ich werde ihnen ausrichten lassen, dass du mit ihrer Leistung zufrieden warst.“
Schon wieder hatte er eine ihrer Fehlleistungen charmant überspielt. Was für ein warmherziger, großzügiger Mann!
Er erhob sich. „Wollen wir …?“
Als sie aufstand, taten ihr alle Knochen weh, und sie stöhnte auf. Besorgt reichte er ihr den Arm. „Meine Gelenke müssen nach dem langen Sitzen erst mal wieder geölt werden.“
Er kniff ihr scherzhaft in die Wange. „Beim nächsten Mal solltest du auf meinen Rat hören. Wenn du dich in einem der Schlafzimmer hingelegt hättest, würde dir jetzt nicht alles wehtun. Aber keine Sorge, deine Gelenke bekommen schon noch genug Ölung. Mit mir zusammen wirst du nicht viel zum Herumsitzen kommen.“
Während sie noch darüber nachdachte, wie er das wohl gemeint hatte, steuerten sie gemeinsam auf den Ausgang zu.
Die heiße, trockene Luft nahm ihr beinahe den Atem. Während sie die Treppe zum Rollfeld hinunterschritten, hielt Shehab sie am Arm fest. Sie sah ihn an – und erstarrte fast vor Bewunderung.
Sie hatte gedacht, das Mondlicht im Park hätte seine Erscheinung gewissermaßen verzaubert und ihn in besonderem Glanz erstrahlen lassen. Nun, im Tageslicht, unter der gleißenden Sonne, erwartete sie einen „normaleren“ Anblick. Doch das Gegenteil war der Fall.
Nicht einmal die Bartstoppeln, die bereits zu sprießen begannen, ließen ihn ungepflegt wirken. Sie gaben ihm eher einen Hauch von Verwegenheit, der seine edlen, ebenmäßigen Gesichtszüge noch attraktiver machte. Wie blass – in jeder Hinsicht – kam sie sich gegen ihn vor!
Wie ist es nur möglich, dass ein so perfekter Mann sich ausgerechnet zu mir hingezogen fühlt?, fragte sie sich. Doch sie hatte keine Zeit, länger darüber nachzugrübeln, denn er führte sie zu einem hochmodernen Helikopter hinüber.
Sie setzte sich auf den Passagiersitz und schnallte sich an, während er auf dem Pilotensitz Platz nahm. Und schon begannen sich die Rotorblätter zu drehen, und sie erhoben sich in die Lüfte.
„Sogar fliegen kannst du“, staunte sie.
„Ja, aber davon tun mir nach ein paar Kilometern immer die Arme weh“, gab er scherzend zurück. „Deshalb nehme ich meistens doch lieber den Helikopter.“
Sie kniff ihn gespielt erbost in die Seite, und er warf den Kopf zurück und lachte. Es gefiel
Weitere Kostenlose Bücher