Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
bereitliegen. Und wenn du trotzdem noch etwas vermisst, fliegen wir einfach nach Damhur oder Bidalya und kaufen es.“
„Aber ich habe doch kein Geld“, fiel ihr ein. „Ach so, das dürfte ja kein Problem sein.“
Endlich hat sie begriffen, dass sie mein Gast ist und freigehalten wird, dachte er.
„Ich telefoniere einfach mit der Kreditkartenfirma und lasse mir eine neue Karte ausstellen.“
Ungläubig sah er sie an. Erwartete sie denn nicht von ihm, dass er für alles aufkam?
Plötzlich schlug sie sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich kümmere mich schon um Zahnbürsten und Kreditkarten und habe noch nicht einmal auf der Arbeit Bescheid gesagt.“
Er wollte ihr sein Handy reichen, aber sie wehrte ab. In ihrer Handtasche suchte Farah nach dem eigenen und drückte dann die Kurzwahltaste.
„Bill, ich bin’s. Nein, nein, es ist alles in Ordnung …“
Die Stimme am anderen Ende war so laut, dass sogar Shehab sie hörte, auch wenn er keine einzelnen Worte verstand. Sie klang wie das Brummen eines wütenden Bären.
„Oh, habe ich dich aufgeweckt? Was? Fünf Uhr morgens?“
Erschrocken blickte sie zu Shehab. „Himmel, nein. Ich hatte keine Ahnung, dass es schon so spät ist.“ Sie hörte kurz der anderen Stimme zu. „Ja, ich bin schon früh vom Ball weggegangen. Du hast es gar nicht mehr geschafft? Das hatte ich mir schon gedacht. Pass auf, Bill, nur eins ganz kurz, damit du dich dann wieder hinlegen kannst. Ich komme morgen – also, das heißt, heute – nicht zur Arbeit. Nein, ich bin nicht krank. Habe ich schon einmal wegen Krankheit gefehlt?“ Wieder hörte sie zu. „Bill, ich nehme mir keinen Tag frei, ich nehme Urlaub.“
Angespannt wartete sie darauf, dass Bill etwas sagte, aber er war offenbar zu verblüfft. Daher sprach sie weiter: „Ich arbeite jetzt seit sieben Jahren ununterbrochen für dich, deshalb ist das jetzt so was wie ein Langzeiturlaub zum Ausgleich. Aber mach dir keine Sorgen, es ist alles in Ordnung. Wenn du irgendwas wissen musst, kannst du mich jederzeit anrufen. Zugriff zum Internet habe ich auch …“ Sie sah zögernd zu Shehab hinüber, und er nickte bekräftigend. „Du kannst mir also dringende Sachen einfach zumailen.“
Am anderen Ende brach die Hölle los. Farah ließ die Schimpftirade schweigend über sich ergehen. Erst nach einigen Minuten unterbrach sie Bill. „Hör zu, ich weiß, dass du mich als braves Arbeitstier kennst, das niemals aufmuckt. Aber schau mal in meinen Vertrag, da steht sicher drin, dass die rudimentärsten Menschenrechte auch für mich gelten. Und du weißt, dass ich immer weit mehr geleistet habe als nötig.“ Sie schwieg, und Bills Stimme war für Shehab jetzt kaum noch zu hören. Offenbar hatte sie ihn eingeschüchtert. „Ja, sicher, ich weiß, dass die Akte überfällig ist. Nein, ich weiß nicht, wie lange ich …“
Wieder sah sie fragend Shehab an. Der schüttelte nur den Kopf. Sie sollte sich nicht festlegen. Insgeheim wusste er natürlich, wie lange es dauern würde – genau so lange, bis sie seine Braut war.
Sie hörte eine Zeitlang der Stimme am anderen Ende zu, dann lächelte sie und sagte: „Ja, und pass du auf dich auf.“ Leise fügte sie hinzu: „Ich werde dich auch vermissen.“
Shehab fühlte sich, als hätte er einen Schlag ins Gesicht bekommen.
Gerade erst hatte er seine Meinung über sie revidiert – und jetzt das. Da saß diese Frau vor ihm, ihrem zukünftigen Geliebten, telefonierte mit ihrem derzeitigen Geliebten – und log ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie klappte ihr Handy wieder zu und lächelte ihn an wie ein kleines Mädchen, das gerade zum ersten Mal in seinem Leben etwas Verbotenes getan hatte.
Sicher, noch immer begehrte er sie, aber was sollte er menschlich von ihr halten? Er zwang sich zu einem Lächeln und breitete die Arme aus. Sofort schmiegte sie sich an ihn. Mochte sie noch so verlogen sein, eines an ihr war echt, das spürte er. Und das war ihr Verlangen nach ihm.
Sie konnte es gar nicht erwarten, mit ihm zu schlafen.
Aber er würde sie zappeln lassen. Erst wenn die Zeit gekommen war, würde er mit ihr schlafen. Und dann so oft, bis er genug von ihr hatte. Und dann, wenn sie ihren Zweck erfüllt hatte, würde er sie abservieren, selbst wenn ihre Ehe auf dem Papier noch fortbestehen würde. Er würde sich nicht einmal schuldig dabei fühlen.
Was auch immer er ihr antat – sie hatte es verdient.
Während des Fluges plauderten sie angeregt, und Farah merkte nicht, was in
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