Wenn ein Maerchenprinz heiraten will
traten ihr die Tränen in die Augen.
Er riss den Reißverschluss des Neoprenanzugs auf und drehte sie auf die Seite, um sich die Verletzung näher anzusehen. Blitzschnell griff er nach etwas, das wie ein Walkie-Talkie aussah, und sagte etwas auf Arabisch, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Anschließend warf er das Gerät achtlos beiseite und schleppte sie in die luxuriöse Kajüte. Dort legte er sie seitlich auf eine Couch, sodass ihre Wunde nicht mit dem Stoffbezug in Berührung kam. Er durchsuchte den ErsteHilfe-Kasten nach einer Tube und rieb dann vorsichtig ihre Wunde mit dem farblosen Gel ein. Die Kälte tat ihr gut, und Sekunden später spürte sie, wie der Bereich um die Wunde taub wurde. „Danke“, konnte sie nur keuchen.
„Danke? Ya Ullah, warum hast du das gemacht?“
Fassungslos starrte sie ihn an. War er böse auf sie? Oder halluzinierte sie, weil das Gift durch ihre Adern pulsierte? Musste sie jetzt sterben? „Ich habe dir doch gesagt, dass du dich unter Wasser niemals Dingen nähern sollst, die du nicht kennst. Ansehen ja, aber niemals anfassen. Und du hast den Feuerfisch ja geradezu attackiert!“ Seine Hände waren zu Fäusten geballt.
„Es tut mir leid … Aber ich wusste, dass diese Fische giftig sind, und er wollte dich angreifen …“
Plötzlich war er still, und in seinem Blick lag so etwas wie Fassungslosigkeit. In ihren Ohren rauschte es.
Wieder hatte sie das Gefühl, als würde ihr Geist ihren Körper verlassen und über ihr schweben. Shehab packte sie und trug sie zurück aufs Deck. Jetzt erkannte sie, dass es nicht ihre Ohren waren, die rauschten – die Geräusche kamen von Shehabs Helikopter, der sich der Jacht näherte und der, wie sich nun herausstellte, sogar auf dem Wasser landen konnte. Kräftige Männerhände ergriffen sie, legten sie auf eine Trage und verfrachteten sie dann in den Helikopter. Shehab war immer an ihrer Seite.
In ihrem Zustand konnte Farah nicht einschätzen, wie lange der Flug dauerte. Als sie vor der Villa gelandet waren, nahm Shehab sie auf den Arm und trug sie hinein. Diesmal ging er in einen Trakt des Gebäudes, in dem sie vorher noch nie gewesen war.
Die Räume hier waren in orientalischem Stil, aber spartanisch-männlich eingerichtet – es mussten seine Privatgemächer innerhalb der riesigen Villa sein. Sie erblickte das große Doppelbett, das Bett, das sie so gerne mit ihm teilen wollte. Jetzt würde es vielleicht nie mehr dazu kommen …
Er trug sie noch weiter in einen anderen Raum, ein Badezimmer von riesigen Ausmaßen. Dort bettete er sie auf eine Liege und machte sich an den Armaturen der gigantischen Badewanne – schon fast ein Swimmingpool – zu schaffen. Wasser rauschte. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er sie erneut hochnahm und zum Wasser hinübertrug. In ihrem Kopf ging immer noch alles wirr durcheinander. Wollte er ausgerechnet jetzt ein Bad mit ihr nehmen? Als er gemeinsam mit ihr ins Wasser ging, schrie sie auf. Es war kochendheiß!
Beruhigend strich er ihr übers Haar. „Pst … ganz ruhig, ya galbi, es muss sein.“
„Du musst mich kochen?“ Sie zappelte wild in seinen Armen, weil sie die Hitze nicht ertragen konnte. „Und du kochst dich gleich mit?“
Er legte sich im Wasser zurück und zog sie so mit hinunter. „Das Wasser hat doch nur 45 Grad.“
„Nur?“, entgegnete sie.
Ruhig hielt er sie. „Ich weiß, es ist unangenehm. Aber es muss sein, wegen des Giftes.“
Sie zappelte immer noch wie wild. „Aber ich spüre an der Stelle gar nichts mehr.“
„Das liegt an der Salbe, die ein lokales Betäubungsmittel enthält, aber sie hilft nicht gegen das Gift. Nur Hitze wirkt dagegen.“
„Heißt das … dass ich nicht sterben muss?“ Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie zu benommen gewesen war, um Todesangst zu spüren.
„ Ya Ullah, hast du etwa gedacht, das Gift wäre tödlich?“ Sie nickte, schüttelte den Kopf, dann nickte sie wieder. Er stöhnte auf und presste sie fest an sich. „Der Steinfisch kann auch für Menschen tödlich sein. Beim Feuerfisch ist das Schlimmste der schier unerträgliche Schmerz. Als ich elf war, wollte ich mal einen mit bloßen Händen fangen. Ja, als Kinder waren wir wohl beide ziemlich unvorsichtig. Ich weiß also, was du durchleiden musstest. Trotzdem muss man bei diesem Gift vorsichtig sein. Wenn wir es jetzt nicht durch die Hitze neutralisiert hätten, wäre es weiter durch dein Blut gewandert. Dann hättest du dich ständig übergeben müssen, bis du
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