Wenn Eltern es zu gut meinen
und anderen Menschen sind, von denen sie als Kinder abhängig waren.
Als Erwachsene können wir im Laufe der Zeit den weisen Grundsatz verstehen, dass es keinen Unterschied zwischen Geben und Nehmen gibt. Mit jeder Gabe an einen anderen machen wir uns selbst eine Freude und gewinnen oft neue Einsichten in das, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Das eigene Ich durch Geben mit anderen zu verbinden ist ein weiteres langfristiges Ziel, wenn wir uns in Großzügigkeit üben.
Disziplin , der zweite Punkt auf der Liste, entsteht aus Großzügigkeit, denn in unserem Bemühen, anderen zu helfen, müssen wir verantwortlich und ver lässlich werden. Disziplin bedeutet hier keine starre Vorschrift, sondern vielmehr das Üben von Anstand (durch Ehrlichkeit und Freundlichkeit) und klugem Handeln (durch Respekt und Mitgefühl mit uns selbst und anderen), sodass wir uns selbst zutrauen, gute Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Diese Art moralischer, ethischer und sozialer Schulung setzt schon im Kleinkindalter ein, wenn man von den kleinen Kindern verlangt, ihre Impulse im Zaum zu halten, Ältere und Kranke zu achten und ihre Bedürfnisse und Gefühle in einer angemessenen Sprache (etwa ohne Schimpfworte) auszudrücken.
Ein diszipliniertes Leben beginnt mit einem geregelten Alltag in einer strukturierten Familie oder häuslichen Umgebung, zu dem bestimmte Rituale (zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten und Familienkonferenzen), Tätigkeiten und Pflichten gehören. Wie ich bereits sagte, sollte man Kindern und Jugendlichen häusliche Pflichten übertragen, mit denen sie spürbar zum Wohl der Familie oder des Haushalts beitragen. Wenn ein Kind beispielsweise einmal in der Woche für das Abendessen zuständig ist (es entwirft den Speiseplan und bereitet das Essen zu), sind alle anderen Familienmitglieder davon abhängig, dass es diese Aufgabe auch erfüllt.
In der wöchentlichen Familienkonferenz werden solche Aufgaben besprochen und Familienrituale geplant; später werden die Ergebnisse überprüft. Kinder müssen bei der Entwicklung einer täglichen Disziplin von Erwachsenen angeleitet und unterstützt werden, doch sobald sich die Aufgaben und Rituale eingespielt haben, können die Kinder sie selbständig durchführen. Schließlich haben Kinder und Jugendliche in früheren Generationen auf dem elterlichen Hof oder im Laden mitgearbeitet und wurden gewöhnlich schon mit sieben Jahren zum Helfen herangezogen. Eine disziplinierte Mitarbeit in der Familie fördert das Selbstvertrauen und den Selbstwert.
Auch als Erwachsene sind wir auf Rhythmus und Regelmäßigkeit im Alltag angewiesen und müssen wissen, welche Aufgaben wir morgens nach dem Aufstehen in Angriff nehmen und wann wir abends schlafen gehen werden. Jeder Tag hat Bedeutung und dient dazu, unserem Sinn und Zweck in der Welt Ausdruck zu geben.
Geduld, der dritte Punkt auf der Liste, wird durch Großzügigkeit und Disziplin gestärkt, denn Geduld meint eine achtsame Akzeptanz unseres Alltags, so wie er ist. In Anlehnung an meinen buddhistischen Lehrer Shinzen Young definiere ich Geduld als »radikale Erlaubnis, voll und ganz in unsere Gefühle hineinzufühlen«. Er bringt Geduld mit der Bereitwilligkeit in Verbindung, uneingeschränkt wahrzunehmen, was sich in unseren Sinnen und Gefühlen abspielt, bevor wir handeln . Auf diese Weise fühlen wir uns selbst unter Druck nicht gedrängt. Kinder kann man lehren, achtsam für ihre Gefühle zu sein und zu erkennen, in welchem Teil des Körpers sie sie wahrnehmen. Das Ein üben von Geduld beginnt in der Kindheit. Bitten Sie Ihr Kind, innezuhalten und einfach in seinen Körper hineinzuspüren, was geschieht, wenn Emotionen wach werden. Geduld ist kein verkrampftes Unterdrücken, sondern vielmehr die Übung, unser Erleben uneingeschränkt zu akzeptieren, bevor wir sprechen oder handeln. Die ersten drei Punkte auf der Liste bilden die Grundlage für emotionale Intelligenz, die wir ebenso als Mitglied einer Gruppe wie in einer Führungsposition brauchen, denn dadurch ist es uns möglich, unsere eigenen inneren Reaktionen zu spüren und zu steuern, während wir die Wirkungen wahrnehmen, die andere auf uns haben.
Fleiß , der vierte Punkt, bedeutet starkes, gewissenhaftes Bemühen. Fleiß ist eine Art mentale Muskulatur, die wir dadurch entwickeln, dass wir unsere Sache gut und ordentlich machen. Manchmal entsteht er heutzutage beim Erlernen einer Sportart oder eines Musik instruments, doch traditionell
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