Wenn Eltern es zu gut meinen
besondere Vergünstigungen und persönlichen Gewinn.
Bestimmte Arten der New-Age-Spiritualität gaukeln Menschen beispielsweise vor, dass sie Berühmtheit, Macht oder Sicherheit erlangen können, indem sie einfach Mantras, Gebete oder Affirmationen sprechen. Natürlich ist das viel leichter, als sich um Anstand, innere Stärken und Achtung zu bemühen. Es ist auch
leichter, als ein diszipliniertes Leben mit längeren Phasen der Meditation oder des Gebets zu führen. Einige Arten zeitgenössischer Spiritualität ermuntern Menschen sogar zu glauben, dass sie über einen besonderen Status oder einen »inneren Kanal« verfügen, den jeder für seine eigenen Zwecke nutzen kann. 3 Wahre spirituelle Praktiken dienen nicht dem persönlichen Gewinn, sondern erneuern unser Empfinden, miteinander und mit etwas verbunden zu sein, das über uns hinausgeht.
In diesem Zusammenhang möchte ich eine wunderbare Anekdote von Mutter Teresa anführen, die veranschaulicht, was ich über spirituelle Macht denke. Ein Freund von mir, ein katholischer Priester, verbrachte ein Sabbatjahr im Vatikan und sollte eine Audienz beim Papst haben. Ähnlich wie bei einem Behördengang zieht man vor der Papstaudienz eine Nummer. Durch einen Zufall zog er eine Nummer, die nahe bei Mutter Teresas Nummer lag. Und so saßen sie eine Zeitlang nebeneinander, und er stellte ihr viele Fragen über ihr Leben. Sie antwortete freundlich und geduldig, und als die Nummer meines Freundes aufgerufen wurde, tat sie etwas, was in der katholischen Tradition nicht unüblich ist: Sie kniete vor ihm nieder und bat um seinen Segen. Als Priester hatte er die Vollmacht, einen Segen zu erteilen, sie hingegen nicht.
Mein Freund war sprachlos, als er auf die vor ihm knieende Mutter Teresa herabschaute. »Ich dachte, wie kann ich, der neurotische und fehlbare Mensch, der ich bin, Mutter Teresa meinen Segen geben? Während ich völlig befangen war, schaute sie zu mir auf und sagte: ›Es hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun, Pater!‹« Die Macht, zu der wir auf spirituellem Wege Zugang finden,
hat nichts mit uns persönlich zu tun. Vielmehr ist es die Macht, uns mit einer Quelle zu verbinden, die über unser begrenztes Ich hinausgeht und nicht mit unserem Ego verwechselt werden sollte.
Der Buddhismus in meinem Leben
Als ich mich von der Religion meiner Kindheit abwandte, weil ich nicht mehr an sie glauben konnte, begann ich mich ernsthaft mit den Weltreligionen zu beschäftigen, studierte verschiedene religiöse Richtungen und besuchte deren Gruppen. Ich wollte mich einer Gemeinschaft anschließen, in der ich Methoden entdecken und praktizieren konnte, die mir eine tiefere Verbindung mit meinem Inneren ermöglichten, als es mir in einem rein weltlichen Rahmen möglich gewesen wäre. Nach einer Reihe von Jahren des Suchens landete ich im Rochester Zen Center in Rochester, New York. Zen gefiel mir gut, weil es mit meinem Intellekt vereinbar war und im Alltag gründete; es war das, wonach ich gesucht hatte. Ich legte 1971 die formellen Gelübde ab und machte mich auf einen langen Weg, der seither transformative Wirkungen und Einflüsse auf mein Leben gehabt hat.
Ähnlich wie die Kinder von Doris und John Broll reagierten auch meine Kinder ganz unterschiedlich auf mein religiöses Engagement. Eines der Kinder praktiziert jetzt regelmäßig Zen, ein anderes ist Yoga-Schüler und kürzlich auch Buddhist geworden, jedoch nicht in der Zen-Tradition. Unsere älteste Tochter, die jetzt verheiratet ist, ist skeptisch in Bezug auf Religion und gehört keinem Glauben an. Als Jugendliche reagierten
unsere Kinder des Öfteren irritiert oder sogar peinlich berührt auf unsere Überzeugungen und Praktiken, aber das ging vorüber.
Als meine Tochter vor über zehn Jahren ihren Highschool-Abschluss machte, wurde ich zufällig Zeugin eines Gesprächs, das sie mit Freunden führte. Ein Freund erzählte, dass er ohne religiöse Erziehung aufgewachsen war, und meine Tochter reagierte mit den Worten: »Oh, bei uns zu Hause war es völlig anders! Wir haben ständig über Religion und spirituelle Themen gesprochen!« Ich war ein wenig überrascht, denn ich hatte befürchtet, dass mein Ansatz nicht konsequent genug gewesen war und ich den wahren Wert des Buddhismus, der für Kinder eine sehr schwer verständliche Religion sein kann, nicht richtig vermittelt hatte. Was ich aus ihrer Bemerkung jedoch entnahm, war, dass die Ernsthaftigkeit der Überzeugung, die mein Mann und ich an den Tag legten, wie
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