Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
Vom Netzwerk:
Lichthupe. Sie bogen in eine ruhigere Seitenstraße ein, wo sie halten konnten.
    »Ich hab sie gefunden«, sagte er.
    »Wieder nicht das volle Programm«, sagte Bruce enttäuscht, und Art nahm sich vor, nie wieder mit einem Pyromanen zusammenzuarbeiten.
    »Wo ist sie?«, fragte Vladimir.
    »Bei der Ukrainerin.«
    Vladimir nickte Bruce zu. »Wir sind schon unterwegs.«
    »Nein«, sagte Art nachdenklich. »Ihr habt noch Zeit. Ich will, dass sie erst mit ihr redet.« Jetzt, da er wusste, wo sie war, bestand kein Grund mehr zur Eile. Sie konnte nicht mehr verschwinden. Er saß ihr schon so gut wie gegenüber.
    Als der Golf weggefahren war, nahm Art wieder sein Handy hervor. Er hielt es in der Hand, drehte es zwischen seinen Fingern, klopfte sich nachdenklich damit gegen das Kinn.
    Wenn Mina Williams bei der Ukrainerin war, würde sie von ihr wissen wollen, wie sie an ihn herankam. Und die Ukrainerin würde es ihr sagen. Sie würde versuchen, Mina dazu zu benutzen, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen. Das würde er zu verhindern wissen.
    Er tippte eine Nummer in sein Handy und hielt es an sein Ohr. Als sich jemand meldete, nannte er das Codewort für den Plan B und beendete das Gespräch.
    Falls Mina Williams zur Polizei ging, bevor er sie in die Finger bekam, würde man nichts mehr in diesem Keller unter dem ländlichen Pub finden. Nichts und niemanden.

KIRKCALDY, MÄRZ 1950

    Sie machte alles falsch mit dem Ding, das wusste sie, obwohl ihr niemand Vorwürfe machte. Ganz und gar nicht. Sie waren alle so lieb, die Schwestern, die Ärzte, von denen einer Albert war. Vielleicht wäre es besser, wenn sie es nicht wären, wenn sie sie anschreien würden.
    »Ich weiß«, sagte Albert immer wieder, »ich verstehe.« Und wenn sie so im Bett lag, nahm er sogar ihre Hand oder strich ihr über das Haar. Das war in Ordnung. Das ließ sie zu.
    Aber sie musste sich übergeben, wenn das Ding an ihrer Brust saugen wollte.
    Sie konnte es nicht.
    Sie hatte es drei, vier Mal versucht, es hatte nicht funktioniert.
    Dann war eine Frau gekommen und hatte ihr so ein komisches Gerät gegeben. Anschließend hatte sie ihr gezeigt, wie sie die Milch aus ihren Brüsten absaugen musste. Erst war es ihr peinlich gewesen, aber jetzt war es ihr egal.
    Sie weinte nicht einmal mehr.
    Sie dachte nur an das dunkle Wasser, mit der großen Stadt auf der anderen Seite, deren Lichter sie nach Einbruch der Dunkelheit sehen konnte.
    Das Ding schrie wieder. Aber sie konnte nicht. Sie konnte es nicht einmal ansehen.
    »Ich weiß«, sagte Albert, nahm das Ding aus seinem Bettchen und verließ ihr Zimmer.

5.
    Das Erste, was Isobel störte, war der Geruch im Wohnzimmer. Sie wartete, bis sie allein war, und hielt ihre Hand über die Kohlen im Kamin. Eine leichte Wärme war noch zu spüren. Das Nächste war die Hilfsbereitschaft, die Douglas Roth zur Schau stellte. Letzte Woche noch geduldeter Untermieter bei Cedric Darney, heute schon Hauseigentümerallüren. Noch ein paar Tage, und er würde einen Hofknicks von ihr erwarten und seinen amerikanischen Akzent gegen die glasklaren Vokale der Queen eingetauscht haben. Seinen angemessen verzweifelten Gesichtsausdruck hatte er erst vor dem Spiegel geübt, bevor er die Polizei gerufen hatte, davon war Isobel überzeugt.
    »Selbstmord«, sagte McCallum, als er zu ihr ins Wohnzimmer kam. »Rechtsmediziner und Coroner werden auch nichts anderes feststellen. Er ist allerdings schon mindestens sechs Stunden tot. Er hing auf dem Speicher. Abschiedsbrief hat dein Constable.«
    Sie nickte und ging die Treppe hoch zu Petes Zimmer, aus dem gerade Garreth Leslie kam. Er trug den Computerausdruck mit gerunzelter Stirn in einer Klarsichtfolie vor sich her und gab ihn ihr. Sie las den Brief durch, schüttelte den Kopf und sah Douglas Roth im Türrahmen stehen, die Hände zusammengefaltet, die Augen weit geöffnet, einen Seufzer auf den Lippen.
    »Mr Roth?«
    »Ich wollte Sie fragen … Wer verständigt denn nun seine Familie?«
    »Das machen wir«, erwiderte sie knapp und widmete sich wieder dem Brief. Roth zögerte eine Weile, bevor er ging. Sie hörte seine Schritte auf der Treppe.
    »Mach bitte die Tür zu«, sagte sie zu Leslie.
    »Ich will ja nicht meckern, aber ich bin schon seit vier Stunden zu Hause überfällig, und ehrlich gesagt sehe ich nicht ganz, was es hier noch zu tun gibt. Außerdem muss   jemand   in Edinburgh Bescheid geben, damit die Kollegen bei den Eltern vorbeifahren, und   jemand   muss Manzi und

Weitere Kostenlose Bücher