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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Regenschauer, und sie flüchteten sich in das Larach Mhor Inn, gegenüber den Fischmarkthallen. James holte Kaffee für sie beide.
    »Was ist dran an der Sache mit dem Golfer und dir?«, fragte er.
    Mina war überrascht von seiner Direktheit. »Ich kannte ihn ein wenig, und der Chief Inspector mag mich nicht.«
    James Cunningham räusperte sich. »Wenn du irgendetwas brauchst, einen Anwalt vielleicht, dann lass es mich wissen. Ich kenne Leute …«
    »… die deiner Tochter helfen würden?«
    Er schwieg, lächelte, und sie schaffte es nicht, hinter seine Maske zu sehen, wusste nicht einmal, ob es überhaupt eine Maske war.
    »Erzähl mir von deinem Kurs«, forderte er sie auf, und sie erzählte. Von dem Programm, das die Uni anbot, von ihrer Lehrtätigkeit, vor der sie große Angst hatte, weil es eine neue, unbekannte Herausforderung war, von ihren Studenten und davon, was sie bisher mit ihnen erlebt hatte.
    »Einer von ihnen ist sehr begabt«, sagte sie. »Und ein unglaublich seltsamer Typ.«
    »Passt das nicht zum Klischee?«, fragte James, immer noch mit einem Lächeln.
    »Hey, wir sind nicht alle …« Verrückt, wollte sie sagen und dachte an die Schweiz. Sie sagte stattdessen: »Er hat einige offensichtliche Zwangsstörungen. Alles muss ganz symmetrisch sein. Schade, dass ich seine Handschrift noch nie gesehen habe, die würde mich wirklich interessieren. Wahrscheinlich sind alle Buchstaben gleich groß. Und er hat einen Sauberkeitswahn. Einmal hatte er Vogeldreck auf seiner Tasche entdeckt. Er ist sofort zur Toilette gegangen, um die Tasche zu säubern. Dann hat er alle seine Sachen in eine Plastiktüte gesteckt und die Tasche – wohlgemerkt, die gesäuberte Tasche! – in den Müll geworfen. Armer Cedric.«
    »Cedric? Schrecklicher Name.«
    »Ich glaube, alle seine männlichen Vorfahren hießen so, und er hat den Namen einfach geerbt.«
    »Der einzige Cedric, den ich kenne, ist Lord Cedric Darney. Ihm gehören unter anderem ein paar Tageszeitungen. Sicher bist du bei ihm auch auf der Titelseite.«
    »Danke, dass du mich erinnerst. Cedric ist Lord Darneys Sohn. Woher kennst du ihn?«
    »Von der Jagd«, antwortete James und klang fast kleinlaut.
    »Von der Jagd? Fuchsjagd? Ist das nicht illegal?«
    »In Schottland ist sie seit 2002 verboten. Seitdem jagen wir keine Füchse mehr, sondern einen armen Kerl, der vor uns herreitet und sich einen Fuchsschwanz über die Schulter hängt.«
    Mina rollte mit den Augen: »Männer! Werden sie je erwachsen?«
    James lachte. »Wir brauchen unsere Spielzeuge, sonst bekommen wir ganz, ganz schlechte Laune.«
    »Ich kann es mir vorstellen. Dann wälzt ihr euch heulend auf dem Boden herum und trommelt mit dem Fäusten auf die Erde.« Ein Gedanke an Matt tauchte auf, doch sie konnte ihn wieder verscheuchen.
    James schien einen Moment zu zögern. »Zurück zu Darney. Ich kenne ihn schon sehr lange. Wir sind zusammen in einigen Clubs.«
    »Sicher auch in irgendeinem Golfclub? Ich hörte, er hätte ein kleines Landhäuschen in Fife.«
    »Selbstverständlich auch im Golfclub! Und sein Landhäuschen ist ein halbes Schloss. Etwas weiter die Küste runter bei Largo. Wie bist du eigentlich an die Stelle in St. Andrews gekommen?«, wechselte er das Thema.
    Mina zuckte die Schultern. Sie konnte ihm kaum die Wahrheit sagen. Er würde es falsch verstehen. Wie klang es außerdem, wenn eine erwachsene Frau sagte: Ich hatte Sehnsucht nach einem richtigen Zuhause, weil ich nie eins hatte. Und weil meine Gene schottisch sind, dachte ich mir, warum es nicht in Schottland versuchen? Er würde es nicht verstehen. Sie wusste, wie es sich anhörte. Verzweifelt und jämmerlich. Deshalb sagte sie: »Ich habe mich an verschiedenen Universitäten beworben, die Creative-Writing-Kurse anbieten, und St. Andrews hat mir das beste Angebot gemacht.« Er musste nicht wissen, dass sie nur zwei Bewerbungen losgeschickt hatte: eine nach Edinburgh und eine nach St. Andrews.
    Sie bemerkte, dass er erleichtert war, und wurde misstrauisch.
    »Warum treffen wir uns eigentlich in Pittenweem? Ich hätte mir gerne Leuchars angesehen. Bekomme ich eine Privatführung?«
    Jetzt sah sie hinter die Maske, sah, dass er sich wand. Also machte sie weiter. »Oder Dundee? Ich möchte sehen, wie du wohnst.« Sie ging noch einen Schritt weiter und legte ihre Hand auf seine. Er zog sie weg.
    »Gefällt es dir hier nicht? Ich dachte, ich zeig dir erst mal ein wenig von Fife.«
    Er lächelte. Sie lächelte. Dann sagte sie: »Deine Frau

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