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Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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Außerdem wurde es bald hell, dann konnte er den Wagen hinter sich erkennen.
    Dennoch verließ auch Cedric die Autobahn und folgte dem schwarzen Wagen auf eine schnurgerade Landstraße. Cedric wurde langsamer. Niemand war hinter ihm, er konnte es riskieren, seine Lichter auszuschalten. Dann gab er Gas und nahm die Verfolgung wieder auf. Nach einer Viertelstunde erreichten sie Kirkcaldy. Cedric hoffte, der Mann würde nicht in die Stadt fahren. Denn dort würde er sofort auffallen.
    Cedric hatte Glück. Der Range Rover fuhr weiter in Richtung Leven und Largo, bis er auf eine kleine, enge Landstraße einbog. Cedric gratulierte sich innerlich zu der Entscheidung, die Lichter ausgeschaltet zu haben. Dass man bis Kirkcaldy oder vielleicht sogar bis Leven denselben Weg von der Autobahn hatte, war vielleicht möglich, aber hier, auf den engen Landstraßen?
    Das Problem war nur, dass Cedric ohne Licht dreimal fast von der Straße abkam. Der Fahrer des Range Rovers kannte sich gut aus und wusste, wie er die Kurven nehmen musste. Cedric fiel wieder ein gutes Stück zurück, aus Angst, im Gebüsch zu landen.
    Sie fuhren eine Anhöhe hinauf, dann wurde der Range Rover immer langsamer und bog in einen Privatweg ein. Dorthin konnte Cedric ihm auf keinen Fall folgen. Er wurde langsamer, und als der Range Rover außer Sichtweite war, schaltete er die Lichter wieder an. Auf der anderen Straßenseite war ein Feldweg. Dort konnte er das Auto abstellen und zu Fuß weitergehen. Sehr weit war der Range Rover sicher nicht gefahren. Nicht auf einem Privatweg.
    Cedric stellte den Mercedes ab, stieg aus und schloss ab. Dann ging er über die dunkle Straße bis zu dem schmalen Weg, in den der Range Rover eingebogen war. Keine zwanzig Yards hinter der Abzweigung stand er. Neben einem Haus, einem schönen alten Cottage. Vor dem Haus ein Schild: zu verkaufen. Das Haus stand also leer.
    Der Mann öffnete den Kofferraum und zerrte Margaret heraus. Cedric konnte hören, wie sie vor Schmerz aufstöhnte. Sie wurde auf das Grundstück getragen, dann sah Cedric nichts mehr. Er hörte nur, wie Glas klirrte. Eine Fensterscheibe? Er wartete ein paar Minuten, nichts. Er musste näher heran. Aber es gab keinen Baum oder Strauch, der ihm Deckung geben konnte, und die Dunkelheit löste sich langsam auf.
    Das Kornfeld, dachte Cedric. Er könnte sich im Kornfeld verstecken und so näher an das Haus herankommen. Bei dem Gedanken, wie dreckig er werden würde und wie viele Tiere in dem Getreide lauerten, wurde ihm schlecht. Das war keine Alternative. Er konnte das nicht tun. Also musste er ohne Deckung bleiben.
    Er huschte auf das Cottage zu. Neben dem Cottage gab es einen Kohleschuppen, dahinter erkannte er einen großen Garten mit vielen wild wachsenden Blumen. Kein Geräusch war zu hören. Der Mann machte nirgendwo Licht. Wie viel Zeit war vergangen, seit er Margaret in das Haus geschafft hatte? Zehn Minuten? Mehr? Weniger?
    Ein beißender Geruch stieg Cedric in die Nase, und er wusste nicht sofort, was es war. Erst als ihn das grelle Licht des Feuers blendete, verstand er: Benzin. Das Cottage war nun hell erleuchtet im Feuerschein, und Cedric sah Margaret auf dem Boden der Küche liegen, um sie herum tödliche Flammen. Der Mann hatte sie mit Benzin übergossen und war verschwunden. Die Flammen fraßen ihren Körper und griffen auf einen Teil des Hauses über.
    Cedric stolperte von dem Cottage weg in das Kornfeld, verwirrt und außer sich, unfähig, darüber nachzudenken, was er tun sollte, ob er überhaupt etwas tun konnte. Er sah nur Margaret vor sich, wie sie verbrannte. »Hey!«, rief eine körperlose Stimme, schrill und heiser. »Hey!«
    Cedric rannte los, ohne sich nach dem Mann umzusehen.
    Er war nie ein besonders guter Sportler gewesen. Laufen hatte er gehasst, weil es ihn zum Schwitzen brachte. Und er hasste Schweiß. Aber jetzt ging es um sein Leben. Also rannte er über das Feld, schlug Haken, rannte und rannte, ohne zu wissen, ob der andere noch hinter ihm war. Noch schützte ihn die fahle Dämmerung. Es war hell genug, um nicht gegen einen Baum zu laufen, und dunkel genug, um nicht erkannt zu werden. Er sah nach einer Weile, dass die Sonne langsam über dem Firth of Forth aufging, er sah, dass dies vielleicht die schönste Aussicht auf das Firth war, die er jemals haben würde, er sah sogar Bass Rock im Morgengrauen, er spürte ein Stechen in seinen Leisten, und er rannte weiter, bis er nicht mehr konnte, weil er keine Luft mehr bekam. Cedric wurde

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