Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn es daemmert

Wenn es daemmert

Titel: Wenn es daemmert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
Vom Netzwerk:
fünfzehn.«
    Wieder Schweigen. Dann sagte er: »Mach das Ding weg.« Und ging.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis sein Bruder zu ihr kam. Er schob den Vorhang zur Seite und sah sie traurig an.

13.
    David ging im Zimmer auf und ab, und Mina weinte. Seine Frau steckte kurz den Kopf zur Tür herein und sagte: »Die Kinder schlafen jetzt.« Und mit einem Blick auf Mina: »Ich lass euch beide besser alleine. Wenn ihr etwas braucht …«
    »Danke«, sagten David und Mina gleichzeitig, und sie zog sich mit einem vagen Lächeln zurück.
    »Das ist unglaublich«, murmelte Minas Onkel und ging weiter auf und ab. »Bist du dir sicher?«
    »Er hat alles gesehen, warum sollte er sich so etwas ausdenken?« Mina wischte ein paar Tränen weg. Platz für neue.
    »Der Sohn von Lord Darney? Habt ihr mit seinem Vater gesprochen?«
    Mina schüttelte den Kopf. »Cedric hat den Mann danach bei seinem Vater gesehen! Na ja, nicht den Mann, aber sein Auto, deshalb kann er ihn leider nicht beschreiben. Aber der Polizist war auch da! Deshalb sind wir weg, wem sollen wir denn noch vertrauen? Er ist jetzt hinter uns her, er war die ganze Zeit schon hinter mir her, er hat mein Haus anzünden lassen …« Ihre Stimme brach, und sie weinte wieder.
    »Deshalb hast du dein Aussehen verändert?«, fragte David und klang viel milder, als sie ihn jemals erlebt hatte.
    »Nein, wegen der Presse. Aber der Mann in dem Auto hat mich so auch noch nicht gesehen, glaube ich. Der Polizist allerdings schon, und er wird es ihm sicher erzählen.« Sie schnäuzte sich und tastete nach ihrer Handtasche.
    »Wo wohnt ihr jetzt?«
    »Im Scotsman.« Sie lächelte. »Er sagte, wenn sein Vater in der Sache drinsteckt, wird er ihn trotz allem nicht in einem Hotel vermuten, dessen Gebäude früher einmal der Konkurrenz gehört hat.«
    »Ach, richtig, Darney gehört ja der   Scottish Independent .«
    »Cedric hat für jeden von uns eine Suite gemietet. Holzvertäfelung, wunderschöne Stofftapeten, und die Badezimmer mit feinstem Marmor. Ich war in meinem Leben schon in vielen Luxushotels, aber noch nie in einem so schönen.«
    »Wie kann er sich das als Student leisten? Wenn Cedric senior nichts davon weiß?«
    »Du kennst seinen Vater?«
    »Wir golfen. Gelegentlich. Nicht oft. Ich kenne ihn nicht gut. Wie man sich eben so kennt. Im Grunde nur dem Namen nach. Vom Sehen.« Er blieb vor einem Fenster stehen und sah hinaus.
    »Cedric hat eigenes Geld. Von seiner Mutter geerbt, wie er mir erzählt hat.«
    »Natürlich. Das hatte ich vergessen. Sie war von Hause aus sehr wohlhabend – und sogar höherer Adel als ihr Mann.« Er drehte sich wieder zu ihr. »Der Mann war nachts bei Darney? Ist das sicher?«
    Mina nickte. »Cedric hat gesehen, wie er vor dem Haus geparkt hat. Das hab ich dir doch gerade alles gesagt.«
    »Aha, vor dem Haus. Aber er hat ihn nicht   in   dem Haus gesehen. Und er hat den Mann auch nicht richtig gesehen. Es hätte also jeder sein können.«
    Mina sah ihn verstört an. »David, wir sind hier nicht bei Gericht.« Sie erzählte ihm von Pepa, der angeblichen Au-pair-Agentur und dem Foto, das den Mann mit Pepa zeigte. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
    »Nun, ich weiß auch nicht …« David hörte endlich auf, im Zimmer umherzugehen und setzte sich in seinen Sessel, nur um sofort wieder aufzustehen und an seine Bar zu gehen. »Tut mir leid, ich brauche jetzt etwas Starkes. Du auch?« Er schüttete sich bereits einen Whisky ein. Mina schüttelte den Kopf und zog das Fläschchen mit den Tabletten, die ihr McCallum verschrieben hatte, aus der Handtasche. »Ein Glas Wasser, ich muss etwas einnehmen.« Als er sie fragend ansah, fügte sie hinzu: »Zur Beruhigung.«
    »Brauchst du Geld?«, fragte er unvermittelt.
    Mina zögerte. Alles, was sie besaß, war verbrannt, auch ihre Kreditkarten. Als man sie ins Krankenhaus brachte, besaß sie nur noch die Kleider an ihrem Körper: einen dreckigen, zerrissenen Schlafanzug und einen Tweedmantel, den sie in einem Second-Hand-Laden am Grassmarket in Edinburgh für dreißig Pfund gekauft hatte. Sie musste sich endlich um neue Papiere kümmern, damit sie wieder an ihr Konto herankonnte, aber bisher hatte sie weder die Kraft noch die Gelegenheit dazu gehabt. Cedric hatte seitdem alles für sie bezahlt, von Zahnbürste und Make-up über Unterwäsche und Kleidung bis hin zu Handy, Handtasche und Schuhen. Cedric hatte für sie herumtelefoniert, um ihre Karten sperren zu lassen und neue zu beantragen. Er hatte mit

Weitere Kostenlose Bücher