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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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lassen.«
    »Dann nehm ich mir halt ein Taxi«, sagte ich trotzig. Ich ließ mich doch nicht von Tammy in die Knie zwingen.
    »Und wie willst du das Taxi bestellen, hier gibt’s keinen Empfang?«, fragte Tammy mit gekräuselten Lippen, sie hatte offensichtlich Spaß daran, mich vor allen auflaufen zu lassen. Doch hatte sie wohl ihren Bruder falsch eingeschätzt.
    Julian setzte sich auf seiner Luftmatratze auf. »Mel hat eigentlich recht. Hin können wir ja zu Fuß gehen, wir sollten uns eh ein bisschen bewegen, zurück nehmen wir dann ein Taxi.«
    Ich sah zu ihm hinüber und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Aber die Sonne blendete und ich konnte ihn nicht richtig erkennen.
    »Ich hab kein Hemd mehr dabei«, kam es von Claas.
    »Kein Problem, such dir eins von meinen aus«, bot Julian großzügig an.
    Tammy sagte nichts, sondern ließ sich langsam von der Luftmatratze ins Wasser gleiten, als wäre sie tot.
    Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob an diesem Nachmittag zum ersten Mal die Dusche nicht mehr funktionierte. Tatsächlich hatten sich die anderen aufgerafft, mit mir hinunter in den Ort zu kommen. Ich duschte als Letzte und wollte gerade die letzten Minuten unter dem kalten Wasser genießen, da versiegte es. Nur ein paar Tropfen fielen noch aus dem Duschkopf, dann kam nichts mehr. Ich drehte die Hähne bis zum Anschlag auf. Nichts.
    Weder Julian noch Tammy wussten, wo sich der Haupthahn der Wasserleitung befand. Julian versprach, von Les Colonnes aus Vincent, den Gärtner, anzurufen, der auch die Reparaturen im Haus erledigte.
    Als wir endlich losgingen, kamen wir kaum hundert Meter weit, als uns ein Polizeiwagen überholte, scharf abbremste und dann neben uns herrollte.
    Das Seitenfenster glitt hinunter und im ersten Moment dachte ich, da sitzt der Teufel persönlich. Genau, es war derselbe, der Tammy und Julian bei dem Beinahe-Zusammenstoß mit dem Fahrrad vor den Einbrechern warnte. Und der, der mich jetzt in meinen Albträumen heimsucht.
    Yannis Lausac – so stellte er sich vor – war ohne Partner auf dem Heimweg nach Les Colonnes und ließ uns einsteigen.
    Es war meine Rettung! Meine Schuhe scheuerten und ich fragte mich schon, wie ich den ganzen Weg durchhalten und dann auch noch tanzen sollte.
    Im Nachhinein betrachtet war diese Begegnung wohl schicksalhaft.
    Nicht nur weil er uns alle vier zusammen traf, sondern auch weil ich mich vorn neben ihn setzte und mir nicht entging, wie er mich ansah, wie er seine Hand auf dem Steuerknüppel weiter nach rechts zu meinem Knie schob.
    Ich sollte ihm noch öfter begegnen und jedes Mal machte er mehr oder weniger deutliche Annäherungsversuche. Aber immer hielt mich irgendetwas davon ab, ihn brüsk abzufertigen. Es lag nicht an seiner Uniform, Autoritäten haben mir noch nie besonders imponiert. Vielleicht war es seine Macho-Tour, die mich irgendwie amüsierte. Er war so vorhersehbar.
    Egal – entscheidend für das, was passieren sollte, war, dass er sich ganz offensichtlich für uns und für mich im Besonderen interessierte. Er behielt uns in gewisser Weise im Auge.
    Okay, ich spielte auch ein bisschen mit ihm.
    Man tut so was nicht, und schon gar nicht bei einem Polizisten, würde meine Mutter sagen.
    Stimmt. Man tut so was nicht – aber gerade deshalb machte es mir Spaß. Und noch einmal mehr Spaß, weil es die anderen mitbekamen.
    Beim Aussteigen erwiderte ich Yannis’ langen Blick mit einem Lächeln. Julian beobachtete unseren kurzen Austausch und wirkte für den Bruchteil einer Sekunde irritiert. Ich triumphierte. Also ignorierte er mich doch nicht.

8
    La Porte – die Pforte – hieß der Club, in den wir gingen, und später habe ich mir überlegt, ob der Name nicht schon ein Zeichen war. Jetzt, im Nachhinein weiß ich, in dem Moment, als der Türsteher uns das rostige Eisentor öffnete, überschritten wir eine Schwelle in eine düstere Welt, nur wussten wir es damals noch nicht.
    Ich frage mich, wie wäre alles gekommen, wenn man uns nicht eingelassen hätte?
    Wären wir früher zurück in die Villa gegangen und hätten so verhindert, was dann geschah?
    Fakt ist: Die Tür vom La Porte öffnete sich für uns und arglos traten wir ein.
    Die Hölle – dachte ich in den ersten Augenblicken. Die schwüle Hitze, die Dunkelheit, das Trockeneis, das Wummern und Vibrieren der Bässe, das alles schien aus den unheimlichen Tiefen der Erde zu kommen.
    Der Club war gut besucht. Schweißnasse Körper, gebräunt vom langen Sommer am Strand, umschlangen

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