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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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geblieben, aber wir waren – trotz allem, was bisher so passiert war – überraschend guter Stimmung, als wir die Villa verließen.
    Dass wir nicht wieder als dieselben zurückkommen würden, ahnten wir nicht.
    Claas und Julian machten ihre üblichen Späße, rempelten sich ab und zu an, doch sie lachten dabei. Tammy hatte ihr Trotzgesicht aufgesetzt, ging aber mit – natürlich, denn sie wollte unter keinen Umständen allein die Villa hüten, in der sie jeden Moment fürchtete, von rumänischen Raubmördern überfallen und von einem Stalker fotografiert zu werden.
    Obwohl wir den Weg zum zweiten Mal gingen, kam er mir diesmal ganz anders vor. Schon auf den ersten Metern nachdem wir die Straße überquert hatten, war mir, als habe die Hitze des Tages nicht nur die Farbe aus allem gezogen, sondern auch alles Leben verdorrt. War ich beim ersten Mal von den wunderbar würzigen Düften nach Rosmarin und Thymian überwältigt, empfand ich sie diesmal als beißend und penetrant. Der Himmel war nicht mehr blau, sondern es dämmerte, zwischen Wolkenstreifen glühte noch das Feuer der Sonne und der Mond war höher gestiegen.
    Dachte ich in dem Moment an die Mondkarte?
    Der ägyptische Totengott Anubis bewacht einen Durchgang, die Schwelle des Todes … dahinter liegt ein neuer Bewusstseinszustand.
    Und nun zog uns eine unsichtbare Macht zu dieser Höhle, in der sich irgendetwas – Henry Paiges Wahnvorstellungen? – erfüllen würde. Ich glaube, sie übte auch deswegen eine solch starke Anziehung auf uns aus, weil sie etwas in uns anrührte, vor dem wir uns fürchteten. Es ging uns wie mit Horrorfilmen – man kann nicht wegsehen, obwohl man sich fürchtet. Man will dem Bösen begegnen, denn es übt eine eigentümliche Faszination aus.
    Immer wieder glaubte ich, hinter uns Schritte zu hören und knackende Äste. Aber wenn ich mich umdrehte, konnte ich nichts Auffälliges entdecken. Da waren bloß Schatten von Bäumen – in denen man sich jedoch auch sehr gut verbergen konnte.
    War da nicht eben wieder ein Geräusch? Ich blieb stehen. »Wartet mal«, die anderen wandten sich zu mir um, »fühlt ihr euch auch beobachtet?«
    Julian pfiff durch die Zähne. »Hallo!«, rief er belustigt. »Ist da jemand?«
    Und Claas war nicht anders. »He, Stalker, zeig dich!«
    Nur Tammy nahm mich ernst. Auf dem weiteren Weg drehte sie sich immer wieder um. Doch wir entdeckten niemanden. Entweder versteckt sich derjenige so perfekt oder aber wir sind Opfer unserer Fantasien, dachte ich.
    Diesmal schlüpfte zuerst Claas durch den Wurzel- und Rankenvorhang, nachdem Tammy ihm das Versprechen abverlangt hatte, erst das tote Kaninchen zu entfernen, bevor sie einen Schritt in die Höhle setzen würde.
    Ich wunderte mich fast, dass sich nichts seit dem letzten Mal verändert hatte. Fast schon vertraut kam mir die Höhle vor. Und nachdem das Kaninchen nicht mehr herumlag, war es sogar angenehm in der Höhle – nämlich vor allem viel kühler als draußen. Irgendwo musste es noch Luftschächte geben, denn der Gestank nach Verwesung zog schnell ab.
    »He!« Ein Schatten sprang aus einer Nische hervor und ich konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken, als ich Claas in dem schwarzen Umhang erkannte.
    »Du hast mich erschreckt!«, brachte ich noch hervor.
    »Ich hab heute Geburtstag, ich darf das!«, sagte er und wandte sich Tammy zu, die dabei war, überall Kerzen anzuzünden.
    »Mann, Leute, wir hätten schon viel eher hier raufkommen sollen!«, stellte Julian fest, während er den Rucksack auspackte. »Ist ja viel kühler hier. Der gute alte Henry war gar nicht so blöd!«
    Heute erinnere ich mich an so viele Einzelheiten, die ich damals gar nicht richtig wahrnahm. Der knirschende Sand unter unseren Füßen, das Rinnsal an einer Stelle der Felswand, das Geräusch von tropfendem Wasser von irgendwoher aus den Tiefen der Höhle.
    Über die Wände mit den Zeichnungen, den magischen Zeichen und den Gläsern mit den Tierföten flackerte das Licht der Kerzen. Wir fühlten uns in eine andere Welt versetzt. In Henry Paiges Welt. Viel zu spät wurde uns klar, dass in dieser Welt seine Gesetze herrschten.
    »Und was erzählst du deinem Dad, wenn seine Bar leer geräumt ist?«, fragte Claas und zeigte auf die Flaschen, die Julian aus dem Rucksack auspackte und vor der Sitzecke aufreihte.
    Der zuckte grinsend die Schultern. »Einbrecher …«
    »Bollinger!« Claas nickte anerkennend mit einem Blick auf das Etikett des Champagners. Den haben wir in

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