Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
unsere Familie zu retten, und hält uns so in Aufopferungsmustern gefangen. Dann fängt es uns dadurch weiter ein, dass es uns veranlasst, dissoziiert und unabhängig zu werden, um auf diese Weise die Schuld- und Versagensgefühle und die gebrochenen Herzen zu verbergen, mit denen wir uns selbst bestraft haben.
Herzensbruch wird auch benutzt, um Ödipusschuld und Familienversagen zu verstecken. Nachdem wir unsere Mitte und den damit verbundenen Frieden, die Gnade und den goldenen Glanz aufgegeben haben, scheint Selbstaufopferung die einzige Alternative zur Rettung unserer Familie zu sein. Und so versinken wir in der Fusion verlorener Grenzen, in Co-Abhängigkeit, Schuld und Versagen. Wir werden zum sprichwörtlichen Kamel, das immer schwerere Lasten aufgebürdet bekommt, bis ein weiterer Strohhalm sein Rückgrat bricht.
Dann sind wir ausgebrannt, werden unabhängig und geben unsere Rolle als Sklave der Familie ab. Weil wir unsere goldene Mitte verlassen und stattdessen eine Opferhaltung eingenommen haben – in dem Bemühen, unsere Familie zu retten -, führt uns nun jeder neue Schritt weiter in Fusion, Versagen und Schuld. Wir verstecken das zwar hinter den Rollen, die wir spielen, aber es führt uns dennoch in einen Teufelskreis der Leblosigkeit und toten Energie.
Je mehr wir darin versagen, unsere Familie zu retten, desto schuldiger fühlen wir uns, und diese Schuldgefühle laden wir im Unterbewusstsein ab. Auf einer unbewussten Ebene existierte diese Schuld jedoch schon vorher. Das Unbewusste enthält bereits abgespaltene Selbstvorstellungen, die dann nach außen projiziert werden, um jene Persönlichkeiten zu bilden, die wir bei unseren Angehörigen und in unserer Umwelt finden.
Schuld ist als Emotion eine derart »heiße Kartoffel«, dass wir sie verdrängen, so gut wir können. Dann projizieren wir sie, um andere dafür verantwortlich zu machen und ihnen die Schuld daran zuzuweisen, und das bekommt vor allem der Sündenbock in einer Familie ab. Jedes Mal, wenn es uns nicht gelungen ist, unsere Familie oder ein Mitglied der Familie zu retten, ist unsere Schuld größer geworden. Als Folge haben wir Versagensmuster im Beruf und in unseren Beziehungen aufgebaut und verankert. Die einzige Möglichkeit, nicht unterbewusst durch Herzensbruch und Versagensmuster beeinflusst zu werden, besteht darin, uns hundertprozentig für das einzusetzen, was wir gerade vorhaben und tun. Ohne diese Entschlossenheit und Hingabe werden uns diese unterbewussten Muster negativ beeinflussen.
Die Ödipus-Verschwörung
Die Ödipus-Verschwörung ist so geschickt konstruiert, dass sie zusammen mit der Familienverschwörung zum Doppelpass des Egos wird. Wenige Menschen gelangen über diese Verschwörungen hinaus, um den Erfolg und die Intimität zu genießen, die in einer echten Partnerschaft entstehen. Selbst wenn wir die Ebene der Partnerschaft erreichen, bleiben Fragmente dieser Verschwörungen bestehen, bis wir auf die Ebene der Meisterschaft gelangen, das letzte Stadium vor der Erleuchtung. Die meisten Menschen realisieren noch nicht einmal, dass die strahlende Liebe eines solchen Erwachens all das Glück und all die Seligkeit enthalten, nach denen sie gesucht hatten.
Die Ödipus-Verschwörung, die aufgrund eines Mangels an Verbundenheit entsteht, führt zu Erfahrungen des Mangels und der Rivalität. Wo es Bonding gibt, echte Verbundenheit, gibt es auch natürliche Partnerschaft und einen Ausgleich von Geben und Empfangen, der auf eine Ebene der Fülle und Erfüllung führt. Da betrachtet dann jeder die Erfüllung aller anderen als ebenso wichtig und notwendig wie die eigene. Selbstverständlich streben wir alle nach Liebe in unseren Familien, aber nur allzu oft scheinen schmerzvolle frühere Muster und Erfahrungen realer zu sein als das Loslassen von altem Hader und Vorwürfen oder als der Brückenbau, um den wir uns mithilfe von Kommunikation bemühen, um die Verbundenheit in der Familie wiederherzustellen.
Im Wettstreit um Liebe und Beachtung, den es in einer nicht verbundenen Familie gibt, werden sexuelle Gefühle abgespalten, die sonst ganz natürlich zur Liebe dazugehören. Dann baut sich sexuelle Anziehung zu bestimmten Angehörigen auf. Das führt zu einer Ambivalenz in Bezug auf Sexualität und Familienmitglieder, die sich durch unser ganzes weiteres Leben ziehen kann. Wir fühlen uns zu Mutter, Vater, Schwestern oder Brüdern hingezogen, und meistens akzeptieren wir solche Gefühle nicht. Also verdrängen wir sie
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