Wenn es Nacht wird in Manhattan
das schon, wenn du deswegen noch stärker verletzt wirst, als du es ohnehin schon bist?”
Ihr Zorn verrauchte zusehends, während sie ihn schweigend ansah. “Seitdem das passiert ist, habe ich einem anderen Mann gegenüber noch nie solche Gefühle gehabt”, gestand sie. “Ich fand Cullen sehr attraktiv, aber er mochte keine Frauen. Trotzdem war es bei ihm anders. Ich bin ganz wild auf dich”, sagte sie mit einem nervösen Lachen. “Mein ganzer Körper schmerzt. Es ist fast unerträglich. Ich kann nur noch daran denken, wie es wäre, die ganze Nacht mit dir zusammen zu sein.”
Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden, während er sich verzweifelt einzureden versuchte, dass diese Sache mit absoluter Sicherheit in einer Katastrophe enden würde.
“Aber wenn du nicht interessiert bist, dann ist es eben so. Ich glaube, du machst dir Sorgen wegen einer Heirat. Wenn das deine Meinung ändern könnte – ich habe nicht die Absicht, dir einen Antrag zu machen, egal, wie gut du im Bett bist”, versicherte sie ihm.
Unwillkürlich musste er lachen. “Du verstehst es nicht.”
“Du bist impotent”, vermutete sie.
Er starrte sie an. “Ich bin nicht impotent.”
“Du sparst dich für eine auf, von der du mir nichts erzählt hast?”, hakte sie nach.
“Verdammt!”
“Ich versuche doch nur, dir zu erklären, dass mir an deiner Mitarbeit bei einem wissenschaftlichen Projekt gelegen ist”, fuhr sie ungerührt fort.
“Bei was?”
“Bei einem wissenschaftlichen Projekt. Anatomie.” Sie grinste breit.
Er merkte, dass er den Boden unter den Füßen verlor. Das war ganz und gar nicht gut. Er musste einen kühlen Kopf bewahren, denn es war so gut wie sicher, dass sie ihren eigenen verlieren würde.
“Ich würde dich noch nicht einmal darum bitten, das Licht anzulassen.”
Er runzelte die Stirn. “Warum sollte ich die Lampen ausmachen wollen?”
“Nun ja, ein Mann in deinem Alter”, murmelte sie, während sie ihre lackierten Fingernägel betrachtete. “Ich meine, du hast doch sicher einen gewissen Stolz, wenn es um deinen Körper geht.” Sie sah ihn durch halb geschlossene Lider an.
Er spürte, wie er sich verspannte. Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr ihn diese Art von Unterhaltung erregte.
“Vielen Dank, aber mein Körper ist ganz in Ordnung.”
“Wenn das so ist, können wir das Licht ja auch brennen lassen.”
Er seufzte resigniert, als er in ihre Straße einbog und vor ihrem Haus parkte. Er ließ den Motor laufen, während er sie im Schein der Straßenlaternen grimmig betrachtete.
“Willst du es hier unten tun – bei laufendem Motor?”, flüsterte sie mit heiserer Stimme und sah sich um.
“Nein!”, fuhr er sie ruppig an.
“Sollten wir dann nicht besser nach oben gehen?”, schlug sie vor. “Ich kann zwar nicht sehen, ob die Nachbarn noch wach sind, aber die sind mittlerweile sowieso nicht mehr so leicht zu schockieren.”
Ihre Blicke trafen sich, während er versuchte, sich über die Konsequenzen klar zu werden. Aber sein Gehirn funktionierte nicht wie sonst. Sein Körper hinderte ihn daran, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Allein ihr Anblick in dem weißen Kleid, das ihre verführerischen Rundungen mehr preisgab als verbarg, verursachte ihm geradezu körperliche Schmerzen. Es war schon so lange her. Viel zu lange. Er war reif für eine zügellose Nacht. Allerdings nicht mit einer vergewaltigten Frau, die streng genommen noch unberührt war.
“Das ist deine letzte Chance”, sagte sie atemlos, während sich ihre Fingernägel in ihre Abendtasche krallten. Sie musste ihren ganzen Mut zusammen nehmen, um ein so ungeheuerliches Angebot machen zu können.
Er reagierte unwirsch. “Jetzt pass mal auf …”
Abwehrend hob sie die Hand. “Hör doch endlich mit deinen Ausflüchten auf”, schnitt sie ihm das Wort ab. “Es tut mir leid, aber es bringt nichts. Du möchtest nicht. Na gut. Das verstehe ich. Vielen Dank für das Essen und die Einladung ins Ballett. Ich weiß, es hat nicht so ausgesehen, aber es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht.”
Sie öffnete die Tür und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. “Sehen wir uns morgen? Schließlich ist Heiligabend.”
Er runzelte die Stirn. “Ich weiß nicht.”
“Du bist herzlich eingeladen. Es gibt Truthahn mit allem Drum und Dran”, sagte sie.
Er war verwirrt und aufgebracht. Noch nie hatte er sich so hin- und hergerissen gefühlt. Andererseits hatte er sich noch
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