Wenn es Nacht wird in Manhattan
hier ein paar Probleme.”
“Was ist denn los?”, wollte er wissen.
“Zwei unserer Streifenbeamten haben gerade einen Mann wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen. Sie haben den Typen in Handschellen reingebracht und ihn pusten lassen. Das Ergebnis war eindeutig. Jetzt bereiten sie gerade die Vorladung vors Gericht vor. Er tobt wie ein Wilder und droht ihnen, dass sie ihren Job verlieren.”
“Wer ist es?”
Eine Pause entstand. “Senator Merrill.”
Cash holte tief Luft. Das war der Albtraum eines jeden Polizisten. Die meisten Politiker würden einen Beamten feuern, wenn er es wagte, sie festzunehmen. Zumindest würden sie alles unternehmen, dass es zu einer Suspendierung kam. Cash hatte es in den vergangenen Jahren in zahlreichen Städten miterlebt.
“Der Bürgermeister hat angerufen und mir befohlen, die beiden Kollegen sofort zu entlassen”, erzählte der Dienst habende Beamte.
“Sie entlassen niemanden ohne meine Anweisung”, sagte Cash sofort. “Ich bin in zehn Minuten da. Sagen Sie Brady, dass er mit mir zu reden hat, ehe irgendwelche Kollegen geopfert werden. Und das gilt erst recht für Senator Merrill.”
“Die Tochter des Senators ist ebenfalls auf dem Weg hierher. Sie ist eine enge Freundin von Jordan Powell.”
Powell war ein wohlhabender Viehzüchter. Er hatte Geld wie Heu und ein aufbrausendes Temperament. Im Stillen dachte Cash, dass es wahrscheinlich einfacher wäre, einen Auftragskiller dingfest zu machen, als sich in diese Schlangengrube zu begeben.
“Ich bin schon unterwegs. Behalten Sie die Nerven”, wies Cash den Mann an.
Sandie schüttelte den Kopf, als er den Hörer auflegte. “Sie brauchen mir nicht zu erzählen, was passiert ist. Einer unserer Hilfssheriffs wurde mal gefeuert, weil er einen Politiker bei einer Verkehrskontrolle angehalten hatte. Er stand auf verlorenem Posten.”
“Diese Polizisten werden nicht entlassen”, sagte er fest entschlossen.
Schnell zog er seine Uniform an, nahm seine Dienstpistole und das Holster aus seiner Schreibtischschublade und schnallte sie sich um.
Die Hektik im Erdgeschoss hatte Tippys Neugier geweckt. Sie kroch aus dem Bett und ging hinunter. Als sie Cash in seiner Uniform sah, blieb sie wie vom Donner gerührt stehen. Obwohl sie ihn während der Dreharbeiten in Jacobsville bereits so gesehen hatte, war der Anblick ein Schock für sie. Doch das war schon sehr lange her.
“Du siehst gut aus. Gehst du jetzt noch zur Arbeit?”, fragte sie.
Er sah sie kurz an. “Geh wieder schlafen. Du brauchst deine Ruhe. Es gibt ein kleines Problem in der Stadt. Ich bin sobald wie möglich zurück.”
Tippy musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu sagen: “Sei vorsichtig.” Schlagartig wurde es ihr klar, wie es wäre, wenn sie miteinander verheiratet wären und sie ihn jeden Tag zur Arbeit gehen sähe, ohne zu wissen, ob er wieder zurückkäme. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Ihre Gedanken standen ihr ins Gesicht geschrieben. Cash bemerkte es und war verwirrt. Er kontrollierte seine Waffe und sein Holster, ehe er zu Tippy ging und sie sanft bei den Schultern fasste.
“Das ist mein Beruf”, sagte er nachsichtig. “Ich kenne keine Arbeit oder Art zu leben, in der es nicht irgendeine Art von Gefahr gibt. Ich glaube sogar, dass ich ohne dieses Bewusstsein gar nicht leben könnte.”
In ihren Ohren klangen seine Worte wie eine Erklärung über ihre gemeinsame Zukunft. Sie lächelte mühsam. “Ich weiß, dass du gut bist in deinem Job. Judd hat es mir gesagt.”
Seine großen Hände umfassten ihr Gesicht. “Ich bin immer vorsichtig, und ich gehe grundsätzlich nur kalkulierte Risiken ein. Ich bin nicht selbstmörderisch veranlagt, nicht im Geringsten. Es ist Unvorsichtigkeit, die dich in diesem Geschäft umbringt.”
Sie holte tief Luft und hob die Hände, um seine Krawatte zu richten. Unwillkürlich musste sie lächeln, weil es eine so intime, so hausfrauliche Geste war. “Pass auf, dass dir nichts passiert”, sagte sie nur.
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Er beugte sich vor und küsste sanft ihre vollen Lippen. Sie hatte kein Make-up aufgelegt, um ihre Verletzungen zu kaschieren, aber sie sah trotzdem wunderschön aus. Er nahm einen leichten Rosenduft wahr.
Sie beugte ihr Gesicht näher zu seinem. Die Augen hatte sie geschlossen, und auf ihren Lippen lag ein Lächeln. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, weil es ihr Schmerzen bereitet hatte, seine Krawatte zurechtzuzupfen. Sie ließ
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