Wenn es plötzlich Liebe ist
Gesellschaft. Ich werde nicht tausende von Dollar für Ratschläge verschwenden, welche Farbe die Tischdecken haben sollen.«
»Er leistet aber viel mehr als nur das. Er stellt das Menü zusammen, die Rangfolge der Gäste …«
»Das alles kann ich auch.«
»Aber Ihr Vater hat immer …«
Grace unterbrach ihn gelassen. »Mein Vater ist, wie Sie schon sagten, tot. Und Frederique bedeutet eine Ausgabe, die wir uns sparen können.«
»Also, Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass diese Stadt ein Haifischbecken ist. Die Stiftung darf nicht aus den Schlagzeilen verschwinden, nur weil Sie ein paar Dollar sparen wollen.«
»Frederique ist keine Lösung für mich. Ich denke, Sie werden überrascht sein von meinen Fähigkeiten.«
Lamont stand auf, weil er seine Frustration kaum noch verbergen konnte. »Ich hoffe, dass Sie klarer denken, wenn ich aus Virginia zurückkomme.«
»Ach ja. Sie kümmern sich um die Finn-Sammlung. Wann fahren Sie?
»Morgen Nachmittag.«
»Gut, dann ist es ja noch möglich, umzubuchen.«
»Umbuchen?«
»Niemand fliegt mehr erster Klasse bei Geschäftsreisen. Es sei denn, wir zahlen selbst den Aufpreis.«
Lamont kniff die Augen schlitzartig zusammen. In diesem Augenblick kam Kat mit dem Tee herein.
»Werfen Sie ja nicht den Teebeutel fort«, murmelte er, als er sich an dem Mädchen vorbeischob. »Den will sie sicher bei der nächsten Konferenz nochmal verwenden.«
Kat balancierte das Tablett aus. »Möchten Sie den Tee noch?«
»Nein, danke.« Sein Kopf auf einer Lanze wäre sehr nett, dachte Grace. »Und den Teebeutel dürfen Sie wegwerfen.«
Kat schloss lachend die Tür.
Sobald Grace allein war, sackte sie völlig ausgelaugt in dem Sessel zusammen. Sie konnte es keinen Moment länger in dem Büro aushalten. Sie musste nachdenken.
Daher nahm sie ihre Tasche und das Halstuch und ging zu Kats Schreibtisch im Vorraum.
»Tun Sie mir einen Gefallen und schließen Sie alles ab. Ich brauche eine Pause.« Damit schlang sie das Halstuch um die Schultern und ging zum Schrank, um ihren Kaschmirmantel zu holen.
Kat runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung?«
»Ich bin einfach müde. Außerdem möchte ich sehen, was die Handwerker mit dem Gästebadezimmer angerichtet haben. Wenn ich jetzt gehe, erwische ich vielleicht noch den einen, der länger arbeiten wollte.«
»Wollen Sie heute Abend immer noch in die Met?«
Grace holte tief Luft. »Ja.«
»Okay, keine Sorge. Ich kümmere mich hier um alles.«
Grace lächelte sie an. »Ich weiß.«
Die kleine Digitalanzeige an Smiths Computer zeigte 1:07 an. Er hatte im Internet Recherchen über einen potenziellen Klienten angestellt, aber nicht viel erreicht. Immer wieder war er bei der Archivseite der New York Times gelandet und hatte Fotos von der Gräfin von Sharone betrachtet.
Was natürlich reine Zeitverschwendung war, dachte er und klickte ein weiteres an.
Er hatte in der vergangenen Woche viel an sie gedacht, aber noch stärker, nachdem Detective Marks ihn am Nachmittag aufgespürt hatte. Eine weitere Prominente war ermordet worden, die zweite, die in dem Artikel beschrieben worden war. Er rechnete mit einem weiteren Anruf von Marks, der ihn über den Tatort unterrichten würde, auch wenn das Smith eigentlich überhaupt nichts anging.
Marks schuldete ihm einen Gefallen. Der Sohn des Detective hatte unter Smiths Kommando im Golfkrieg gedient. Smith hatte den Jungen aus der Kampfzone geschleppt, als er von einer Kugel getroffen worden war. Und Marks war ein Mann, der einen Gefallen mit einem anderen vergalt.
Der Artikel, der auf dem Bildschirm erschien, war kaum einen Monat alt und befasste sich mit der Bestattung des Vaters der Gräfin. Auf der rechten Seite sah man ein Bild, wie sie mit ihrer Mutter und ihrem Mann über eine von Grabsteinen gesäumte Rasenfläche schritt. Smith beugte sich dichter vor den Bildschim. Sie trug ein schwarzes Kostüm, einen kleinen Hut und eine schmale Handtasche unter
dem Arm. Mit dem gesenkten Kopf und dem nach vorn gerichteten Blick drückte ihr Gesicht großen Kummer aus. Ihre Mutter wirkte im Gegensatz dazu sehr steif und reserviert und verriet keinerlei Emotionen. Aber es war ganz deutlich zu erkennen, von wem die Gräfin ihre Schönheit geerbt hatte.
Dann betrachtete er den Mann. Der Graf hielt etwa einen halben Meter Abstand von der Gräfin, war aber eine Million emotionaler Meilen von ihr entfernt. Er sah aus, als hätte man ihn von einer völlig anderen Veranstaltung ins Bild gestellt. Auf
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