Wenn es ploetzlich Liebe ist
vorstellst, egal wohin wir kommen. Und dass du dich sogar heute Abend vor deine Familie hinstellst und sagst:
‚Das ist Haley Rollins, meine Sekretärin‘, ist der Gipfel!“
„Du möchtest also, dass ich dich als meine Frau ausgebe?“
Wie kann ein intelligenter Mann so begriffsstutzig sein, fragte sich Haley. „Nein, nicht ganz. Ich möchte, dass ich, solange wir verheiratet sind, auch für dich deine Frau bin. Wir wohnen zusammen, wir schlafen zusammen …“
„Wie kommst du darauf, dass du das für mich nicht bist?“, unterbrach Luke sie.
Sie verspürte einen Stich im Herzen. War es tatsächlich so schwer einzusehen, was sie zu erklären versuchte? „Hör auf damit, mich wie eine Zehnjährige zu behandeln, Luke! Ich kann dir genau sagen, wie ich darauf komme. Wäre ich auch in deinen Augen deine Frau, hättest du spätestens heute Abend gesagt: ‚Das ist Haley Garnier, meine Frau.‘ Aber auf die Idee kommst du nicht einmal! Genauso wenig wie auf die Idee, dass ich nicht einmal ein äußeres Zeichen trage, das …“
„Du meinst einen Ehering?“
„Erraten.“ Haley wurde für einen Moment schwindelig.
„Du hast doch selbst am Tag unserer Hochzeit gesagt, der wäre dir nicht so wichtig“, entgegnete Luke.
Wieder erfasste dieses unangenehme Schwindelgefühl sie. Es pochte in ihrem Kopf, und ihr brach der kalte Schweiß aus. Mit einem Mal fiel es Haley unglaublich schwer, sich auf die Worte zu konzentrieren, die sie sagen wollte. „Ja, das habe ich gesagt, aber … vielleicht … bin ich … trotzdem enttäuscht.“
„Ich verstehe nicht, wieso du mit einem Mal so viel Wert auf solche Äußerlichkeiten legst.“ Wieder machte Luke einige Schritte auf sie zu.
In Haleys Ohren dröhnte es. Es war unerträglich. Lukes Stimme schien von weit her zu kommen. „Ich …“
„Haley!“
Sie hörte, wie er ihren Namen rief. Ohne sich dessen bewusst zu sein, war sie aufgestanden. Doch plötzlich gaben ihr die Beine nach. Sie sah gerade noch, wie Luke auf sie zu eilte, um sie aufzufangen. Dann spürte sie einen heftigen, scharfen Schmerz am Kopf. Um sie herum wurde es abrupt dunkel.
Luke trat aufs Gaspedal und raste mit seinem Cadillac SUV durch die dunklen Straßen von Nashville hinter dem Rettungswagen her. Sein Herz raste. Das Zucken des Blaulichts tat ihm in den Augen weh. Immer wieder ging ihm durch den Kopf, wie Haley plötzlich kreidebleich geworden war, wie sie getaumelt war, wie er noch versucht hatte, zu ihr zu kommen, um sie aufzufangen. Aber er war einen Schritt zu langsam gewesen. Haley war zusammengesackt und mit dem Kopf auf die Kante des Couchtischs geprallt.
Luke versuchte, sich zusammenzureißen, doch es klappte nicht. Er hatte sich so furchtbar hilflos und verzweifelt gefühlt, als er die bewusstlose Haley in den Armen gehalten hatte, während das Blut aus ihrer Wunde an der Schläfe gesickert und ihr die Wange heruntergelaufen war. Seitdem hatte sie das Bewusstsein nicht wiedererlangt.
Endlich erreichte der Krankenwagen die Notfallaufnahme des Spitals und bog in die Auffahrt ein. Luke bremste seinen Wagen, dass die Reifen quietschten, und sprang heraus. Er hatte das Halteverbot ignoriert und kümmerte sich auch jetzt nicht darum, sondern rannte auf die Sanitäter zu, die gerade dabei waren, Haley auf der Trage aus dem Wagen zu heben.
„Ist sie wieder bei Bewusstsein?“, fragte er atemlos.
„Noch nicht“, antwortete der Mann, klappte die Räder aus der Trage und setzte sich mit seinem Kollegen im Laufschritt in Bewegung.
Luke hastete hinter ihnen her ins Krankenhaus. Dort wurde Haley in ein Behandlungszimmer gebracht, er musste draußen warten. Hatte der Sanitäter nicht sehr besorgt geklungen? Fast alarmiert? Luke wurde flau im Magen.
„Würden Sie bitte mit mir kommen, Sir? Ich brauche einige Angaben“, hörte er plötzlich eine Frau hinter sich sagen.
Unwillig drehte er sich zu der Krankenschwester um. „Hat das nicht Zeit bis später?“
„Ich fürchte, nein.“ Sie lächelte nachsichtig. „Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Aber Sie können im Moment sowieso nichts tun. Kommen Sie bitte mit, es dauert nur ein paar Minuten.“
Luke schaute durch die runde Fensterscheibe in der Tür auf Haley, die drinnen von einem Schwarm von Ärzten, Schwestern und Pflegern umgeben war. Kabel wurden gewechselt, Infusionen angelegt, alles war in hektischer Betriebsamkeit.
Er warf der Krankenschwester einen zornigen Blick zu und erklärte in einem Ton, der keinen Widerspruch
Weitere Kostenlose Bücher