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wenn es Zeit ist

wenn es Zeit ist

Titel: wenn es Zeit ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tietgen
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er da, die Hose nur noch um die Schenkel. Er präsentiert sich, doch daran, wie er zittert, spüre ich, dass er sich am liebsten zusammenrollen möchte. Sein erigierter Penis zuckt leicht. Die Eichel drängt aus der Vorhaut. Zarte blonde Härchen glänzen auf der vom Sommer noch braunen Haut. Unter den Rippen sieht man sein Herz klopfen. Sein Gesicht ist knallrot und aus den Augen spricht die bange Erwartung meiner Reaktion. Die Hände krallt er neben sich ins Bettlaken, als ob er mit aller Gewalt verhindern möchte, seine Scham zu bedecken.
    »Spinnst du?«, zische ich. »Wenn deine Mutter jetzt kommt?«
    Er bleibt liegen, wie ein Brett, keine Regung. Die Starre macht mich wütend, die offene Demut sauer. Die Lust macht mich rasend und die Gefahr, in die er sich begibt, bringt mich in Rage. So muss sich mein Vater gefühlt haben, wenn er, vor lauter Sorge um mich, zugeschlagen hat. Bestimmt wollte er mich nur beschützen.
    Ich gehe hastig die paar Schritte vom Fenster zu seinem Bett, greife an die eine Seite seines Schlafanzughemds, versuche, Jans Oberkörper zu mir zu ziehen, aber ich zerreiße nur seinen Kragen, spüre seine warme Haut an meinem Handrücken, seine Brust an meinem Unterarm. Ich sehe den geöffneten Mund und kann mich nicht mehr beherrschen.
    Fort sind die Gedanken an die Gefahr, in die ich ihn bringe, an seine Mutter oder seinen Bruder, die jeden Moment zur Tür herein kommen können. Weg sind die Bilder von meinem Vater, die Sprüche. Nichts scheint mir pervers zwischen uns. Übrig ist nur die Lust, ihn zu küssen, eine wütende unbändige Lust, ihm mit meinem Mund den seinen zu stopfen. Ich presse mich an ihn, überfalle ihn mit meinen Lippen , dringe mit meiner Zunge in ihn ein, spüre das Blut in seinem Mund pochen, höre seinen keuchenden Atem, schmecke die Gier in seinem Speichel. Jan bäumt sich auf, zuckt, stöhnt, bis er mich von sich stößt: »Hör sofort auf!«
    Atemlos stehe ich vor ihm, sehe nur kurz die Spermapfütze auf seinem Bauch, bevor er hastig die Decke über sich schlägt. Dann schaue ich zu Boden.
    ›Das wirst du bereuen, du Drecksau‹, höhnt mein Vater aus dem Teppich, Jörg im Würgegriff, seine Augen weit aufgerissen.‹
    »Ist alles in Ordnung bei euch?«
    Meine Mutter würde nie ins Zimmer kommen, ohne vorher anzuklopfen. Jans Mutter steht einfach da. Wir nicken beide.
    »Es hörte sich an, als würdet ihr euch streiten.«
    »Nein, wir haben nicht gestritten«, sagt Jan, während ich überlege, ob er sich wohl die Hose wieder hochgezogen hat.
    Ich trete einen Schritt zur Seite , als seine Mutter zu ihm ans Bett geht, sich zu ihm beugt und ihm auf die Stirn fasst.
    »Du solltest wenigstens deinen Schlafanzug …« Gerade will sie vom Kragen abwärts die Knöpfe schließen, als sie stutzt. »Der ist ja kaputt .«
    »Oh. Das habe ich noch gar nicht gesehen. Ist vielleicht im Traum passiert.«
    Jans Mutter öffnet einen der Schränke, holt einen frischen Pyjama heraus und wirft ihm den aufs Bett. »Dann zieh dir einen neuen an und schmeiße diesen gleich weg. Aber dusche vorher.«
    Ich verdrücke mich auf den Stuhl am Schreibtisch, öffne meinen Ranzen und hole ein Buch heraus. So heiß, wie sich mein Gesicht anfühlt, ist es besser, die Mutter kann es nicht sehen. Bestimmt ist es knallrot.
    »Gleich. Henrik zeigt mir nur noch die Matheaufgaben, bevor er geht.«
    Jans Mutter holt Luft. »Eine viertel Stunde noch. Schließlich musst du dich schonen. Und wenn du dich morgen nicht besser fühlst, gehe ich mit dir zum Arzt.« Sie verlässt das Zimmer, schließt die Tür und ich schaue zu Jan.
    »Puh« , sagt er und klappt die Bettdecke wieder zurück. »Das war knapp. Schmeißt du mir mal die Taschentücher rüber?«
    Es ist besser, nicht zu lachen. Auch an Jans zuckenden Bauchmuskeln sieht man, wie sehr er es unterdrückt. Ich werfe ihm das Paket aufs Bett auf den neuen Schlafanzug und er wischt sich ohne Scham Bauch und Penis sauber.
    »Wir dürfen es nicht tun«, sagt er, während er die Hose hochzieht , aufsteht und das Taschentuch in den Müll schmeißt. »Es ist Sünde. ›Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen. [2] ‹ Du wirst kaum glauben, wie oft ich die Bibelstelle in den letzten Tagen gelesen habe.«
    Wo ist die wütende Lust, die ich gerade noch hatte? ›Hast du es gehört? Für deine Heilkraft werde ich ihn töten.‹ Ich habe Angst, fürchte

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