Wenn Frauen kochen
respektieren.«
»Ja. Aber weißt du was? Ich gehe nirgendwo heimlich hin, um sie auszubooten.«
»Sind das Zimtbrötchen?«, fragte Hannah und schnupperte. »Mein Leibgericht!« Sie sauste zu dem Stuhl an der Kochinsel, setzte sich und wartete darauf, bedient zu werden.
»Du magst sie also?« Oliver kam in die Küche. »Ich habe sie schon vor einer Weile in den Backofen geschoben, und sie müssten jetzt bald fertig sein.«
Hannahs Augen wanderten von Oliver, der nur eine Jeans trug, zu Gus im Nachthemd und wieder zurück. »Oh«, sagte sie und lief rot an. »Ich wusste ja nicht … ich meine, mir war klar, dass ihr euch trefft, aber ich dachte nicht, dass es so ernst ist und … wow!« Sie wandte sich ab, um die beiden nicht weiter anzustarren. »Ich sollte wohl besser gehen«, sagte sie. »Ich wollte nicht so hereinplatzen.«
»Hannah Levine, das Einzige, in das du hereingeplatzt bist, ist ein Frühstück«, antwortete Gus. »Ich bin sicher, das fällt unter die Kategorie ›jugendfrei‹.«
»Tut mir leid …«, stotterte Hannah. »Ich bin einfach nur etwas verblüfft, das ist alles.«
»Lass uns auf die Terrasse gehen und reden«, sagte Gus und wechselte mit Oliver einen Blick. Dann legte sie den Arm um Hannah und führte sie nach draußen.
»Gütiger Himmel, Oliver hat hier geschlafen!«, platzte Hannah heraus, als sie außer Hörweite waren. »Wusstest du das etwa?«
Gus konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. »Ja, und ich habe aktiv daran mitgewirkt«, antwortete sie. »Es war das erste, aber ganz sicher nicht das letzte Mal. So viel kann ich dir verraten.«
Hannah versuchte zu lächeln.
»Was ist?«, fragte Gus, während sie zu den Rosen spazierten. Sie ging Arm in Arm mit Hannah und spürte die kalten Steinplatten unter ihren nackten Füßen.
»Ich dachte eben, wir wären gleich«, sagte Hannah. »Singles. Die Art von Leuten, die so etwas nicht tun. Sich verabreden. Sex haben.«
»Habe ich sehr lange Zeit auch nicht«, gestand Gus. Es war nicht so, als hätte sie Christopher plötzlich vergessen oder könnte das überhaupt je. Aber sie war jetzt bereit für einen neuen Lebensabschnitt. Sie konnte endlich wieder Gefühle zulassen.
»Aber jetzt sehe ich das anders«, erklärte sie Hannah. »Ich möchte einen Neuanfang. Davon abgesehen warst du doch diejenige, die mich gefragt hat, ob ich im Camp jemanden getroffen hätte.«
»Ja, aber ich dachte doch nicht, dass du losziehst und Ernst machst.«
»Wer sagt denn, dass es Ernst ist?«
»Ich kenne dich, Gus«, sagte Hannah. »Gästezimmer hin oder her. Du würdest keinen Mann bei dir übernachten lassen, wenn du nicht in ihn verknallt wärst.«
»Scht. Das muss Oliver ja nicht hören.«
»Ha.« Hannahs Unterlippe zitterte leicht. »So wie er dich angesehen hat, beruht dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit.«
Gus spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. Nur mit Mühe konnte sie ruhig bleiben und Hannah zuhören. Aber trotz ihrer neuen Lebenssituation, war sie besorgt um ihre Freundin.
»Ich werde ganz allein sein«, sagte Hannah. »Bestenfalls das fünfte Rad am Wagen. Und wenn ihr beiden zusammensitzt und euch Kosenamen füreinander ausdenkt, kann ich nichts dazu beitragen. Ich hatte ja noch nicht einmal als Teenager einen Freund. Ganz zu schweigen von all dem, was so dazugehört, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Kleine Schritte, Hannah.« Gus rieb ihr über den Rücken.
»Es ist gerade mal ein paar Wochen her, seit du wieder das Haus verlässt.«
Gemeinsam gingen sie zurück in die Küche, wo Oliver gerade die duftenden Teilchen aus dem Backofen holte. Er bot Hannah ein noch warmes Brötchen an und blinzelte über ihren Kopf hinweg Gus zu.
»Verzeihst du mir, Hannah?«, fragte er, während sie in den Zuckerguss biss.
»Ja«, sagte sie mit vollem Mund. »Du bist gar nicht so übel.«
Aber wenn Hannah schon missmutig auf diese Neuigkeit reagierte, was würden Aimee und Sabrina erst sagen? Der Gedanke setzte Gus zu. Bisher hatte sie es nicht für nötig gehalten, mit ihren Töchtern darüber zu sprechen. Sie hatte erst sicher sein wollen, was ihre Gefühle anging. Aber jetzt stand für sie fest, dass sie mit Oliver zusammen sein wollte, und es war besser, ihre Beziehung möglichst schnell offenzulegen. In einer Familie sollte es keine Geheimnisse geben - das hatte sie ihren Töchtern doch immer gesagt.
»Ich treffe mich mit jemanden - es ist Oliver«, eröffnete sie ihren Töchtern vorsichtshalber am Telefon, weil
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