Wenn Frauen kochen
sie mehr als nur ein bisschen nervös war.
»Treffen im Sinne von Zusammensein ?«, fragte Aimee.
»So wie einen Freund ?«, fragte Sabrina.
Gus hatte sich eine richtige Rede ausgedacht. Darüber, dass niemand Christophers Platz einnehmen würde, und dass sie jetzt schon so lange allein gewesen war, und wie gut sie sich jetzt fühle, wie jugendlich. So wie damals, als sie gerade ihr Examen in Wellesley gemacht hatte, verliebt war und willens, die Welt zu verändern. Als ihr alles möglich schien. Aber dann entschied sie, dass es nicht nötig war, zu erklären, warum sie etwas tat.
»Ich bin glücklich«, sagte sie einfach nur. »Und ich wollte, dass ihr das wisst.«
»Nun«, sagte Sabrina. »Darauf kommt es doch wohl an. Ein bisschen komisch ist es schon für mich.«
»Ich mag Oliver«, sagte Aimee. »Gute Wahl, Mom.«
Später trafen sie sich zu viert in einem neuen spanischen Restaurant an der Upper East Side. Zunächst waren sie alle etwas befangen, bis ihnen klarwurde, dass sie immer noch die gleichen Menschen waren wie zuvor, nur die Konstellation hatte sich geändert. Sie stießen auf Carmen an. Schließlich war sie es gewesen, die Alan auf Oliver aufmerksam gemacht hatte. Und sie tranken auf Esst, trinkt und genießt . Die Quoten waren immer noch hoch, obwohl sich Alans andere Sonntagabend-Sendungen ebenfalls gut hielten. Seit der Feier zum 4. Juli hatten sie eine weitere Episode ausgestrahlt. Dabei ging es um biologische Produkte von Bauernhöfen, die in einem Umkreis von hundert Meilen von Gus’ Zuhause lagen. Nahrungsmittel aus der Region zu essen, war ein Trend, den Gus unterstützte.
Jetzt blieben noch zwei Shows - einschließlich der Hochzeit von Sabrina und Billy im Herbst - und dann würden sie endgültig wissen, ob Alan eine neue Staffel ansetzte oder nicht.
»Auf ein gutes Gelingen«, sagte Gus. »Auf die Zukunft.«
28. Kapitel
Seit zwei Tagen war Priya jetzt mit Kochen beschäftigt. Zuvor hatte sie vier Tage lang das Menü geplant, war auf dem indischen Markt gewesen, um zu sehen, was es Frisches gab, und um sich Anregungen zu holen. Sie hatte Hannah Joy Levine eine ganz formelle Einladung geschickt und sie gebeten, als besonderer Gast an der Tafel der Patel-Familie Platz zu nehmen.
»Ich habe dich schon lange nicht mehr so voll Tatendrang gesehen«, sagte Raj sichtlich zufrieden, während Priya Kreuzkümmelsamen zerstieß.
»Du willst dich doch nur einschmeicheln, damit du naschen kannst«, sagte sie lachend und schob ihm ein Stück Gurke in den Mund.
»Stimmt«, sagte er und kaute eifrig. »Aber es gefällt mir nicht nur, dich kochen zu sehen. Ich freue mich, dass du so glücklich bist.«
Und das war sie. Alles hatte sich verändert, seit sie Hannahs Artikel mit zum Arzt genommen und ihm erzählt hatte, wie sie sich fühlte. Ein paar Bluttests bestätigten es dann: Hannah Joy Levine wäre eine gute Ärztin - es fehlte ihr nur der Collegeabschluss. Aber sie hatte die Anzeichen bei Priya richtig gedeutet, als sie auf eine Unterfunktion der Schilddrüse tippte. Und dadurch hatte sie die Freude zurück in Priyas Leben gebracht. Sogar in ihre Ehe mit Raj. Sie war nicht mehr ständig
müde oder meinte, jeden Moment grundlos losheulen zu müssen. Der Arzt hatte ihr sogar gesagt, dass mit der Zeit vielleicht ihr Haar wieder dichter würde und die Augenbrauen nachwuchsen. Plötzlich war alles ganz einfach.
Sie hätte nie gedacht, was für einen Unterschied die Medikamente innerhalb weniger Wochen bewirken würden. Eines Nachmittags, als sie sich eine weitere Wiederholung von Kochen mit Gusto! im Fernsehen ansah, während Kiran und Bina neben ihr im Wohnzimmer das Leiterspiel ausgebreitet hatten, bemerkte sie plötzlich, wie das Sonnenlicht durch das Fenster hereinfiel und auf den Holzboden schien. Das sah so einladend aus, dass sie hinüberging und sich in die Wärme stellte. Sie schloss die Augen und spürte, wie all die negative Energie dahinschmolz. Und als sie wieder aufschaute und ihr Haus betrachtete, da erkannte sie, dass es ein glückliches Heim war.
Sie bereitete für Hannah ein traditionelles Thali zu - eine gemischte Platte mit Bhaat, Farsan, Dal, Curry, vegetarischen Speisen, süß und sauer eingelegtem Gemüsen, Raita, Chutney und viel Roti, dem indischen Fladenbrot. Und da sie wusste, wie sehr ihre neue Freundin Süßes schätzte, bereitete sie außerdem jede Menge indischer Süßspeisen zu und stellte auch noch einen großen Becher guter, altmodischer Vanilleeiscreme
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