Wenn Frauen kochen
ihn aufzogen. Es war wohlverdient, schließlich hatte er jahrelang über sie gespottet. Er ließ Sabrina seine schwarze Ledercouch bei Craigslist verkaufen und schrieb ihr einen Scheck aus, damit sie sein überteuertes Apartment im Meatpacking District umdekorierte. Er machte es sich zum Prinzip, Zeit mit den Simpson-Damen zu verbringen, genoss faule Sonntage in Gus’ Haus in Westchester, wo sie ein opulentes Roastbeef-Dinner komponierte. Tatsächlich ging er sogar so weit in seinen Versuchen, sich unentbehrlich zu machen, dass er ein Doppel-Date mit Sabrinas Schwester und seinem Geschäftspartner arrangierte. Für Troy war Aimee die AntiSabrina, stur und missmutig. Doch zu seiner Überraschung ging sein Geschäftspartner ein paar Wochen lang mit Aimee aus, bevor sie sich einvernehmlich trennten. Manche Leute hatten wirklich einen sonderbaren Geschmack.
Doch entscheidend für Troy war nur, sich für Sabrina unersetzlich zu machen. Er wollte, dass sie ihn brauchte. Aber trotz ihrer Fröhlichkeit blieb Sabrina für ihn ein Mysterium - im Unterschied zu allen anderen Mädchen, mit denen er zusammen gewesen war. Sie blieb bemerkenswert gelassen, wenn er vergaß, sie zur verabredeten Zeit anzurufen. Er konnte ein langes Wochenende mit ihr verbringen und bekam auf seine »Es war wunderschön«-E-Mail erst Mittwoch eine Antwort. Es war zum Verrücktwerden.
Natürlich hatten sie zu gegebener Zeit all die üblichen Gespräche geführt, die Eckdaten ihrer sexuellen Vorgeschichten ausgetauscht, und dabei wohlweißlich das »Wie war’s?« ausgeklammert. Doch Troy war so von der Einzigartigkeit und Stabilität ihrer Beziehung überzeugt, dass es ihn nicht alarmierte, mit wie vielen Männern Sabrina in den vergangenen drei Jahren zusammen gewesen war. Er hatte sofort Verständnis
dafür, als sie ihm sagte, dass sich diese Beziehungen einfach nicht richtig angefühlt hatten, sodass sie sie schließlich beendete. In seinen Augen ergab das absolut Sinn - schließlich hatte sie unbewusst auf ihn, Troy, gewartet.
Deshalb traf ihn die Trennung auch wie aus heiterem Himmel. Eines Tages rief Sabrina aus Gus’ Haus an und sagte, dass sie mit dem Zug zurück in die Stadt käme. Sie schlug vor, sich in ihrem gemeinsamen Lieblingsbistro zu treffen. Dort eröffnete sie ihm, sie wäre kurz in ihrem Apartment vorbeigefahren, um seine Sachen abzuholen. Dann überreichte sie ihm eine Papiertüte vom Bioladen mit seinen ordentlich gefalteten Hemden und der in ein Papiertaschentuch gewickelten Zahnbürste. Troy war wie betäubt. Die Tüte duftete immer noch nach Obst. Und dann sagte sie es.
»Du bist wirklich ein toller Mann, Troy. Lass uns Freunde bleiben.« Und dabei hörte sie die ganze Zeit nicht auf zu lächeln.
Danach wollte Troy am liebsten mit der gesamten Simpson-Sippe nichts mehr zu tun haben. Nie zuvor, in all den vierunddreißig Jahren seines Lebens, war er abserviert worden. (Eleni Dicoupolous damals in der elften Klasse zählte nicht.) Troy war nie ein Aufreißer gewesen. Er war mit einer Reihe netter Mädchen zusammen gewesen und die Beziehungen mit ihnen waren immer ohne größere Komplikationen verlaufen. Aber mit Sabrina war das etwas völlig anderes. Plötzlich ergaben all diese albernen Schnulzenlieder Sinn.
Doch trotz seiner Enttäuschung gelang es ihm nicht, alle Verbindungen zu Sabrina zu kappen. Gus Simpson glaubte nämlich daran, dass der Verkauf frischer Früchte - über Automaten an Flughäfen, in Schulen und Betrieben - eine brillante Geschäftsidee war. Ein paar Monate vor der Trennung, als er noch glaubte, Sabrina würde schon bald Mrs Park sein, war es
ihm ganz logisch erschienen, dass Gus mit dem Wunsch an ihn herantrat, Teilhaberin zu werden. Letztlich investierte sie damit in die Zukunft ihrer Tochter. Und welcher Unternehmer würde auf eine Finanzspritze und die Unterstützung der bekannten CookingChannel-Moderatorin verzichten?
Das hatte er nun davon. Jetzt hatte er regelmäßig Gus am Hals. In just diesem Moment war sie mal wieder auf dem Weg zu ihm. Er hatte nie damit gerechnet, dass sie sich so sehr dafür interessieren würde, wie sich die Dinge entwickelten. Und das nicht nur in Bezug auf seine Firma.
Troy öffnete die oberste Schreibtischschublade auf der linken Seite und holte einen gelben Schaumstoffball heraus, von denen sein Büro etliche beherbergte. Gekonnt warf er den Ball auf den Korb an der gegenüberliegenden Wand.
Nachdem sich Sabrina von der Bildfläche zurückgezogen hatte, war Troy
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