Wenn Frauen kochen
du nicht. Du zeigst dich von deiner besten Seite. Du bist so verdammt perfekt.«
»Ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Wir müssen mehr wagen. Dich in Zugzwang bringen. Erleben, dass du nicht perfekt bist. Einen Unterhaltungseffekt einbauen.«
»Einen Unterhaltungseffekt? Mir gefällt ganz und gar nicht, wie sich dieses Gespräch entwickelt.«
»Immer dasselbe zu sehen, langweilt die Menschen. Das ist im Job so und auch bei der Unterhaltung. Denk nur an den klassischen Absturz von Sitcoms in der zweiten Staffel. Und, auf die Gefahr hin, deine jüngste, grausamste Tochter zu erwähnen, es passiert auch bei Beziehungen.«
»Also?«
»Also gehst du zu deinem Produzenten und sagst ihm, dass du live auf Sendung willst.«
»Aber ich will keine Livesendung!«
»Und Schluss mit diesen ewigen Chefköchen als Gäste, die irgendwelche Chichi-Gerichte kreieren. Die sollen erst mal ihre eigenen Reality Shows und Q-Ratings haben.«
»Wie bitte?«
»Ich möchte heiße Gäste und cooles Essen«, sinnierte Troy. »Vielleicht auch coole Gäste und heißes Essen. Ja … das könnte dein Slogan sein! Kochen mit Gusto! : Heiße Gerichte. Coole Gäste.« Er wollte etwas auf seinen Block schreiben, aber der Kugelschreiber schien leer zu sein.
»Das hört sich überhaupt nicht nach meiner Sendung an«, protestierte Gus.
»Eben!« Troy öffnete und schloss rasch verschiedene Schreibtischschubladen und suchte nach einem anderen Stift, bevor er den Slogan womöglich wieder vergessen hatte. Ohne nachzudenken, griff er blind in die oberste Schublade auf der linken Seite und holte einen orangefarbenen Schaumstoffball heraus.
»Hey!«, sagte er. »Was hältst du von Basketball?«
6. Kapitel
Gus schnappte sich die Fernbedienung und machte es sich vor dem Fernseher im Wohnzimmer bequem. Die Katzen Salt und Pepper leisteten ihr Gesellschaft. Sie hatte sich noch nie ein Basketballspiel angesehen oder gar von der March Madness gehört - dem März-Wahnsinn, wie die Basketballendrunde der vierundsechzig besten College-Teams liebevoll genannt wird. Jedenfalls nicht vor jenem Nachmittag in Troys Büro, der bereits einige Wochen zurücklag. Natürlich hatte sie schon von den College-Basketballmeisterschaften gehört. Sie kannte auch den Namen Kelly Clarkson, obwohl sie sich noch nie American Idol angesehen hatte. (Sie bevorzugte die Beatles und mochte die Hits der späten Discophase.)
Trotzdem war sie über aktuelle Entwicklungen beim Sport und in der Popmusik auf dem Laufenden. Sie kannte die Fakten aus den Schlagzeilen auf ihrem Webbrowser, oder sie hatte sie im Vorbeigehen auf den Titelblättern am Zeitungskiosk gelesen. Als sie Porters Büro betreten hatte, war sie darauf vorbereitet, dass er Troys Idee ablehnen würde.
Wahrscheinlich würde er etwas sagen wie: »Du? NBA-Stars kochen vor laufender Kamera Partysnacks, damit ihr euch danach gemeinsam ein Spiel ansehen könnt? Das ist verrückt!«
Stattdessen hatte Porter die Fingerspitzen aneinandergelegt. »Würdest du ein Cheerleaderkostüm anziehen?«
»Gütiger Gott, nein!«
»War nur ein Versuch.« Er zwinkerte ihr zu.
»Ich werde Elli sagen, was du mir vorgeschlagen hast«, sagte Gus gespielt drohend. Porter war seit dreißig Jahren glücklich verheiratet und hegte lediglich eine gesunde und hauptsächlich berufsmäßige Bewunderung für Gus’ Figur.
»Jetzt aber mal im Ernst.« Porter sprach langsam und wog jeden einzelnen Satz ab. »Dein Ansatz ist ziemlich unorthodox. Das gefällt mir. Eine ganz neue Gus Simpson. Das bringt uns jede Menge Publicity. Möglicherweise befremden wir ein paar langjährige Zuschauer, aber dafür gewinnen wir mit Sicherheit eine jüngere Zielgruppe, vielleicht sogar aus der Altersgruppe der Männer zwischen achtzehn und vierundzwanzig.« Porter nickte zustimmend.
»Und was Werbekunden anzieht, gefällt auch Alan Holt«, schloss Gus. »Danke, Mr Watson.«
»Danke, Mrs Simpson.«
Das konnte klappen, aber sie mussten sich beeilen. Die nächste Episode musste ein Erfolg werden - sie beide brauchten das. Es war nicht geplant, weitere Folgen von Kochen mit Gusto! aufzuzeichnen, bis das Konzept lebendiger war und die Quoten stiegen.
Die letzte Sendung wurde ausgerechnet an ihrem Geburtstag ausgestrahlt. Gus hätte keine bessere Entschuldigung finden können, warum sie keine Party gab - bei ihrem Terminplan blieb ihr schlichtweg keine Zeit für die Organisation. Sie brauchte jetzt jede Minute, um die bevorstehende Livesendung zu planen. Troy erwies
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