Wenn Frauen kochen
»Sitzfleisch« gerettet, wenn Sie mir dieses Wortspiel verzeihen.«
Er berührte Gus leicht am Arm und führte sie vom Set. Sie lachten, wie zwei Verschwörer, die die Today -Show vor einem
Sendeloch gerettet hatten. (Was, wie Gus nach Jahren beim Fernsehen wusste, niemals passiert wäre.)
»Es war mir ein Vergnügen«, antwortete sie mit aufgesetztem Lächeln, während er sie zu ihrer Garderobe begleitete. Carmen Vega! Diese junge Internet Foodie Schickse? Wen Gus da ersetzen sollte, hatte man ihr bei dem Anruf heute Morgen geflissentlich verschwiegen. Tatsächlich war sie so aus dem Häuschen gewesen, dass sie völlig vergessen hatte, danach zu fragen. Denn die traurige Wahrheit war, dass sie seit einem Jahr nicht mehr im Frühstücksfernsehen aufgetreten war, da die Morgenshows sich zunehmend auf die Spitzenköche von Top Chef und den neuesten Kochhype konzentrierten. Aber jetzt verstand Gus: Als der Sender in der Not jemanden brauchte, da mutierte sie zum verlässlichen alten Lückenbüßer. Und nicht etwa zu jemandem, der … aufregend war. Und eine Schönheitskönigin war sie schon gar nicht.
Und was hatte Gus getan? Sie war auf Sendung gegangen und hatte Rührei zubereitet.
»Ich hätte wenigstens ein Omelette machen können«, sagte sie laut zu sich selbst.
Vielleicht hatten die anderen ja Recht.
Sie setzte sich vor den Spiegel und wischte die dicke Schicht Theaterschminke ab, trug ein bisschen Feuchtigkeitscreme, neutralen Lippenstift und einen Hauch Mascara auf. Dann warf sie einen prüfenden Blick auf ihre Bluse, um sicherzugehen, dass sie kein Make-up verschmiert hatte, stand auf und strich dabei ihre Hose glatt. »Ich sehe eben aus wie Gus Simpson«, seufzte sie und betrachtete sich: ihr locker am Hinterkopf zusammengestecktes goldbraunes Haar, die paar losen Strähnen, um weniger streng auszusehen, den fließenden Stil ihrer Kleidung, die grobgliedrige Kette mit dem Anhänger, der direkt über ihren Brüsten hing. Sie war stets lässig elegant. Ob
Zuschauer oder Produzent, jeder wusste, was er bekam, wenn er Gus bestellte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit für eine gründliche Veränderung. Vielleicht sollte sie sich eine Scheibe von Carmen Vega abschneiden.
Ein Blick auf die Armbanduhr verriet ihr, dass es erst zwanzig nach zehn am Morgen war. Vielleicht fuhr sie nicht direkt zurück nach Westchester, sondern die paar Blocks vom Studio bis zu Saks, um dort ein bisschen herumzustöbern und sich etwas Neues zu kaufen.
Gus öffnete die Handtasche und klappte ihr Handy auf. Als Erstes rief sie Porter an. Er produzierte schon seit der ersten Folge vom Mittagstreff ihre Sendungen.
»Hey Gus. Hast du meine Nachricht bekommen? Da du gerade in der Stadt bist, könntest du doch vielleicht vorbeikommen? Die Marketingabteilung hat soeben die Zielgruppen-Umfrageergebnisse rausgegeben, und ich denke, nun ja, wir sollten uns mal darüber unterhalten.«
»Oh, Porter, sind sie so schlecht?«, fragte Gus besorgt. »Ich weiß, dass die Quoten im Frühjahr nicht sonderlich gut waren, aber …«
»Lass uns das nicht am Telefon besprechen. Ich sehe dich dann hier.« Und schon hatte er aufgelegt.
Das war es dann wohl mit dem netten Einkaufsbummel.
Alles über den Haufen werfen
5. Kapitel
Es war Hannahs Idee gewesen. Gus sollte Troy anrufen und um Rat fragen. Er war jung, flott und clever. Und Gus brauchte Hilfe. Die Neuigkeiten ihres Produzenten hatten sie nicht überrascht. Die Quoten waren nochmals gefallen, und die Zuschauer wollten lieber Liveshows statt aufgezeichneter Sendungen wie Kochen mit Gusto! Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre Reihe gekürzt oder womöglich ganz aus dem Programm genommen werden sollte. Einfach so! Zwölf Jahre beim CookingChannel und plötzlich wurde ihr wie jedem x-Beliebigen mitgeteilt, dass sie sich damit abfinden oder gehen musste.
»Ich rufe Alan an und werde das klären«, sagte sie zuversichtlich zu Porter. »Er mag ja der Programmdirektor sein, aber du und ich, wir waren von Anfang an mit dabei. Das Ganze ist sicher nur ein Irrtum.«
Porter hatte schweigend dagesessen, während sich Gus sein Bürotelefon schnappte, um den Anruf zu tätigen. Sie beobachtete, wie er mit den dunkelhäutigen Fingerspitzen auf den Tisch trommelte und ihren Blick mied. Er wollte Gus Privatsphäre einräumen, obwohl sie nur einen Meter von ihm entfernt war.
Alan, so wurde ihr von seiner Assistentin mehrfach ruhig mitgeteilt, sei in einer Besprechung. Eine Besprechung,
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