Wenn Frauen kochen
die sich offenbar über die ganze Woche hinzog. Gus hielt den Hörer
noch lange in der Hand, nachdem die Assistentin längst aufgelegt hatte.
Business kann sehr persönlich sein, wenn alle als gute Freunde an einem Tisch sitzen und auf den Erfolg anstoßen. Aber letztlich bleibt Business, was es ist - eben Business.
Gus Simpsons Sendung konnte wie die jedes anderen gestrichen werden. Und das tat weh.
Nachdem Porter eine Tafel guter Schweizer Schokolade aus dem Geheimversteck in seiner Schreibtischschublade hervorgezaubert und Gus ermuntert hatte, zuzugreifen, brachte er die Situation auf den Punkt: Ihr Auftritt in der Today -Show war reines Glück gewesen. Carmen Vega hatte die Windpocken und Rachel Ray, die erste Wahl als Ersatzkandidatin, drehte gerade den weltweit ersten Film, in dem alles ums Kochen ging. Gus wohnte nahe genug am Studio, um es rechtzeitig zu schaffen. Und sie war zuverlässig. Mehr brauchte er nicht zu sagen.
Davon abgesehen, fuhr Porter fort, habe er läuten hören, dass alle bekannten Kochpromis auf sämtlichen Kabelkanälen ihre Sendungen umrüsteten: Nigella Lawson arbeitete an einer dreizehnteiligen Reihe zum Thema Barbecue und trug dabei Designer-Tankinis. Gus’ langjährige Rivalin, die unvergleichliche Barefoot Contessa Ina Garten, hatte ihre Serie in ein Musical umgewandelt und trug ihre Rezepte nur noch gesungen und gereimt vor.
»Du machst Witze?«
»Gus, Ina Garten hat überwältigende Quoten.« Porter zuckte mit den Schultern. »Außer dir hat jeder eine ausgefallene Idee. Einfach nur gutes Essen lecker zuzubereiten ist heutzutage gähnend langweilig. Da schaltet niemand mehr ein.«
»Aber ich habe einen Vertrag«, stotterte Gus.
»In jedem Vertrag gibt es das Kleingedruckte«, erwiderte
Porter. »Erinnerst du dich an den Passus, dass du einen Bonus bekommst, wenn die Einschaltquoten um mehr als zehn Prozent steigen? Genauso gibt es eine Klausel, dass der Vertrag gekündigt werden kann, wenn die Quoten um genau diesen Prozentsatz fallen.«
»Ich habe mir den Vertrag nicht mehr angesehen, seit ich ihn vor Jahren unterschrieben habe …« Gus seufzte. Nie hätte sie gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden.
Doch das Beste kam erst noch. Porter hatte es sich bis zum Schluss aufgehoben: Das Budget für die Show wurde halbiert. Und Carmen, die hinreißende spanische Schönheits-Feinschmecker-Königin war dabei gesehen worden, wie sie letzte Woche aus Alans Büro kam. Als Porter nachhakte, war er überall mit ausweichenden Antworten abgespeist worden.
Gus’ Augen blitzten und sie kaute wütend auf einem Stück Schokolade herum.
»Ich dachte auch, uns würde mehr Zeit bleiben, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen, aber es sieht nicht gut aus - für keinen von uns beiden«, sagte Porter und lächelte schwach. »Bring mir etwas Frisches, Gus. Das ist der einzige Weg, wie ich deine Sendung retten kann.«
So etwas hatte sich Troy Park im Traum nicht vorgestellt, als er vor mehr als zehn Jahren mit dem Collegeabschluss in der Tasche von Oregon nach Manhattan gezogen war: vom Mädchen seiner Träume abserviert zu werden und stattdessen weiter mit ihrer Mutter befreundet zu sein. Wo gibt’s denn so was? Das war doch nicht normal. Und trotzdem war es so: Troy hatte in Gus Simpson eine wesentlich loyalere Freundin gefunden, als ihre wankelmütige Tochter Sabrina es ihm je gewesen war. Hinreißende, sexy Sabrina, mit dem glänzenden schwarzen Haar, den vertrauensseligen blauen Augen und stets in
knalligen Bonbonfarben gekleidet. Sabrina war ein Blickfang. Sie war die Art Frau, die einen Raum betrat und sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Sie hatte eine bezaubernde Verletzlichkeit an sich, eine Sanftheit, die sie höchst anziehend machte. Und sie war quirlig und immer gut gelaunt. Sabrina war anders als alle Frauen, die er je kennengelernt hatte.
Dabei hatte Troy es zu einer Frage der Ehre gemacht, jedes Mal die Augen zu verdrehen, wenn ihm ein Kumpel nach dem fünften oder sechsten Bier gestand, dass ihn der Blitz getroffen habe. Dass er sich verliebt habe.
Und dann war es Troy selbst passiert. Ironie des Schicksals.
Er hatte gerade seinen Vertreterjob gekündigt, um Vollzeit an seinem eigenen unternehmerischen Abenteuer zu arbeiten. Es war ein bisschen früher als geplant dazu gekommen, aber das Timing für das Produkt hatte gestimmt und sein Vater ihn ermutigt, den Schritt zu wagen. Selbstständig zu sein ist immer die bessere Alternative, hatte sein
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