Wenn Frauen kochen
Vater ihm versichert. Dann weißt du, dass du dem Chef vertrauen kannst.
Seine Eltern hatten Seite an Seite gearbeitet, Äpfel und Birnen auf ihrer Obstplantage angebaut. Der Boden in Oregon war gut, deshalb waren sie dorthin gezogen. Nachdem sie jungvermählt aus Südkorea hergekommen waren, hatten sie anfangs beide in einem Restaurant gearbeitet, das von einer anderen koreanischen Einwandererfamilie betrieben wurde. Bis sie dann genug Geld zusammenhatten, um ihren Traum vom eigenen Land verwirklichen zu können. Troy war fünf, als die Park-Familie in das gedrungene Farmhaus auf ihrem eigenen Grund und Boden zog, und er konnte sich noch lebhaft an den Enthusiasmus seiner Mutter erinnern, als sie die Umzugskartons auspackte, während seine kleine Schwester in ihrem Babystuhl angeschnallt war, damit sie nicht auf dem schmutzigen Boden herumkrabbelte. Seine Mutter war
so begeistert, dass sie sogar beim Bödenschrubben noch strahlte.
Sein Vater ging noch am selben Abend mit ihm den kompletten Grund und jeden einzelnen Baum auf ihrem Land ab, bis er ihn schließlich tragen musste, als die kurzen Beine des Fünfjährigen zu müde wurden.
»Konzentrier dich auf das, was du dir wünschst«, riet ihm sein Vater damals. »Verlier nie das Ziel aus den Augen. Und dann ergreif die Gelegenheit.«
Und jetzt hatte Troy FarmFresh gegründet, eine Firma, die darauf spezialisiert war, die Kühlautomaten von Kunden mit frischem Obst, Mineralwasser und Joghurt zu füllen. Er setzte die Tradition der Park-Familie fort.
Als er dann seine Geschäftsräume renovieren lassen wollte, hatte plötzlich Sabrina vor ihm gestanden. Er war von dem Moment an hingerissen, als sie sein gemietetes Büro zum ersten Mal betrat. Sie war ihm von der frisch angetrauten Frau eines Freundes empfohlen worden. Sabrina hatte deren Apartment neu eingerichtet. Die Jungvermählten waren außer sich vor Begeisterung und nervten Troy mit ihrem unstillbaren Bedürfnis, ständig über Raffrollos und Badezimmerarmaturen zu reden. »Sabrina ist so begabt - und außerdem bezahlbar, weil sie gerade erst anfängt«, hatte man ihm gesagt. »Sie ist übrigens die Tochter dieser Fernsehköchin. Küchen richtet Sabrina allerdings nicht ein.«
Kein Problem für Troy, da es in einem Büro keine Küche gab. Dafür verfügte er über jede Menge Enthusiasmus. Getragen von der Vorfreude eines jungen Unternehmers auf die ersten großen Einnahmen, war er bereit, seinen Arbeitsplatz passend zur Unternehmensphilosophie zu gestalten. Er dachte dabei an skandinavisches Design, Erdtöne, ergonomische Stühle, einen Bürohund, einen an der Wand angebrachten
Basketballkorb und vielleicht noch den Wimpel seines Collegeteams, den Oregon Ducks, direkt an der Wand hinter seinem Schreibtisch.
»Das ist genial«, hatte Sabrina gesagt und gelächelt, als Troy ihr bei ihrem ersten Gespräch seine detaillierte Wunschliste mitteilte. Ihre Nägel waren in einem schimmernden Korallenrot lackiert und ihre langen Beine reichten bis zu dem leuchtend hellgrünen ärmellosen Kleid aus Wildseide, dessen faszinierende Struktur ihn förmlich anflehte, mit den Händen darüberzustreichen. ( Mag grün , hatte er in sein Blackberry notiert. Wenn Troy sich für eine Frau interessierte, achtete er auf jede Kleinigkeit.) Dann holte sie ein Musterbuch mit Parkett- sowie Teppich- und Stoffproben hervor. Alle wesentlich konservativer als seine Vorschläge.
Reifer.
»Wir werden etwas völlig anderes als diesen Dotcom-Schick machen, und ich kann es kaum erwarten, bis Sie das Ergebnis sehen«, sagte sie und hörte die ganze Zeit nicht auf zu lächeln. Sabrina war anders als alle New Yorker, die ihm je begegnet waren: Sie wirkte glücklich, statt wild entschlossen, und sie trug kein einziges schwarzes Kleidungsstück. Sogar ihr Gang war locker, mehr ein Federn als ein Schlendern. Sabrina ließ alles um sie herum leichter wirken.
Ohne großes Dazutun wurden aus ihren Terminen Verabredungen. (Nun ja, ohne dass Sabrina viel dazutat. Troy scheute keine Mühen, um Gründe zu finden, warum sie einander sehen mussten. Er hatte Interesse an Tischen und Teppichen vorgetäuscht und legte Wert darauf, mit ihr gemeinsam einkaufen zu gehen, mit anschließendem Kaffeetrinken, Essengehen und Kinobesuchen.) Und schon bald waren sie beide unzertrennlich, der große, breitschultrige Asian-American aus Oregon und das dunkelhaarige, fröhliche Mädchen aus New York.
Troy akzeptierte demütig, im Grunde glücklich, dass seine Kumpel
Weitere Kostenlose Bücher