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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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wahnsinnig machten: Für eine Frau war es in Ordnung, einen Mann um das Verrichten einer körperlichen Arbeit zu bitten. Umgekehrt wäre das undenkbar.
    »Keine Ursache, Carmen«, heuchelte er. Oliver krempelte die Ärmel seines klassisch geschnittenen graublauen Hemdes hoch. Ihm war klar, dass er sich bereiterklärt hatte, Carmens Kisten zu tragen, weil sie attraktiv und charmant war und - so sehr es ihn auch ärgerte - weil es ihm gefiel, als stark angesehen zu werden. Und weil er ihr einiges mehr schuldete als ein bisschen körperliche Arbeit. Sie wusste, dass ihn das Kochen gerettet hatte, dass es ihn aufbaute und davon ablenkte, was ihm im Leben fehlte. Sie verstand das, denn ihr ging es ähnlich. Und da sie von seinen Problemen mit den Handgelenken wusste, die er bei seiner Arbeit als stellvertretender Küchenchef im Restaurant hatte, flüsterte sie Alan seinen Namen zu und sagte ihm, dass Oliver einen guten Assistant Producer abgeben würde.
    Oliver kannte Carmen schon seit Jahren. Sie waren sich nähergekommen, als er ihr einmal den original Jamón serano zeigte, den er nach einem Barcelonatrip eingeschmuggelt hatte. Sie hatten sogar eine kurze Affäre gehabt, dann aber gemeinsam entschieden, doch lieber Freunde zu bleiben. Und
Oliver wusste durchaus zu schätzen, dass er die frühere Miss Spanien zu seinen Freunden zählen konnte.
    Dafür musste er allerdings auch eine Menge tun: Ständig überredete sie ihn zu etwas und legte eine gewisse Erwartungshaltung an den Tag. Carmen war es gewohnt, ihren Kopf durchzusetzen. Vielleicht kannte sie es nicht anders. Sie war als Mamas Liebling in Sevilla aufgewachsen. Und als sie in der Welt der Schönheitswettbewerbe aufstieg, zog sie rasch die Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich. Nicht zuletzt gewann sie die Herzen der Paparazzi, die immer auf einen Schnappschuss von Carmen und ihrem Hollywoodsänger lauerten, weil sie ihnen Sandwiches nach draußen bringen ließ. Derart im Rampenlicht zu stehen, kann einen Menschen verändern, keine Frage. Genauso wie es ihn verändert hatte, plötzlich viel Geld zu verdienen. Oliver klopfte mit den Fingern auf Carmens Kartons: Wäre er noch an der Wall Street, würde er von niemandem das Zeug schleppen.
     
    »Halte deinen Kopf immer schön unten und mach deine Arbeit«, hatte sein Vater an dem Tag zu ihm gesagt, als er von zu Hause weg und aufs College ging.
    »Aus dir wird noch was«, sagte sein älterer Bruder Marcus, der vom College zurückgekehrt war, um bei ihrem Vater mitzuarbeiten.
    »Vergiss uns nicht, wenn du reich und berühmt bist«, sagte sein ältester Bruder, Peter, der als Buchhalter bei einer örtlichen Firma arbeitete.
    Oliver hatte nicht vorgehabt, zu vergessen, woher er kam. Er hatte nicht damit gerechnet, was für Auswirkungen beruflicher Erfolg haben konnte. Er hatte angenommen, über solchen Dingen zu stehen.
    Seine Mutter hatte immer gesagt, er habe Köpfchen. Und
das hatte er auch. In dem Dorf in Indiana, wo er aufgewachsen war, hatten ihn alle Ollie genannt. Er war erst der Dritte aus seiner ganzen Familie, der aufs College ging, nach Marcus und Peter. Aber er war der Erste gewesen, der ein Vollstipendium erhielt. Der Erste, der Indiana verließ, der einen MBA-Abschluss machte und nach New York ging und Karriere machte. Der Erste, der viel Geld verdiente. Genau das hatte er getan. Richtig viel Geld verdient.
    Zweifellos waren seine ersten Arbeitsjahre an der Wall Street in finanzieller Hinsicht mehr als zufriedenstellend. Seine neue hochwertige Garderobe, die Verfeinerung seiner Essgewohnheiten (er erinnerte sich gern daran, wie er das erste Mal Kutteln probierte, oder an die kulinarische Reise durch Italien und die Fahrradtour durch das Weinanbaugebiet Napa Valley) und die Wahl seiner Urlaubsorte spiegelten sein gut gepolstertes Bankkonto wider. Er wusste noch genau, wie komisch es sich anfühlte, dass er in seinem ersten richtigen Job mehr verdiente als sein Vater, ein Mechaniker, der Traktoren und PKWs reparierte. Die Farm der Coopers war schon eine Weile zuvor an einen Großbetrieb verkauft worden.
    Die teuren Geschenke, die er kaufte, um ein bisschen Luxus in das Leben seiner Familie zu bringen - der Cadillac für seinen Vater, den der sich schon immer gewünscht hatte, die Reise auf die Karibikinsel Aruba für die ganze Familie -, betonten seinen neuen Status nur noch. Mit einer prall gefüllten Brieftasche und einer Bulova-Uhr am Handgelenk war es schwer, den kleinen Bruder zu mimen.
    Als er mit

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