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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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seinen abgewetzten Koffern und seinem Fahrrad in Manhattan ankam, war sein Plan, einen Batzen Geld zu verdienen und dann zu etwas zu wechseln, das seiner Seele guttat. Es war ja nicht so, dass er schon immer Investmentbanker werden wollte.

    Eigentlich hatte er nie vorgehabt, lange in dieser Stadt zu bleiben.
    »Das sind meine Kapitalbildungsjahre«, hatte er mit achtundzwanzig zu Peter gesagt. »Ich will sie so gut wie möglich nutzen und habe nicht vor, mich ablenken zu lassen.«
    Und das tat er auch nicht. Er arbeitete wie verrückt. Oliver war gut in seinem Job. Aber ihm fiel auf, dass er nach Feierabend ungern in sein Apartment in den exklusiven Stadtteil TriBeCa zurückkehrte. Oliver wollte unter Menschen sein, auch wenn er nicht vorhatte, sich wirklich zu binden. Also konzentrierte er alle noch vorhandene Energie darauf, die angesagtesten Restaurants auszuprobieren, testete verschiedene Geschmacksrichtungen und die Kreationen neuer angesagter Köche. Allein zu essen hatte ihn nie eingeschüchtert. Er brachte sich auch kein Buch mit, hinter dem er sich verstecken konnte, sondern gab sich ganz dem Genuss des Essens hin.
    Vom winzigen Bistro in der Nachbarschaft bis zur Gourmetadresse Le Bernardin gehörte Oliver Coopers große Liebe dem Essen. (Und als Konsequenz war er seinem persönlichen Fitnesstrainer sklavisch ergeben.)
    Sein Leben war so, wie er es sich vorgestellt hatte: ein gut bezahlter Job und leckeres Essen. Hin und wieder hatte er eine Freundin, hübsch und sympathisch, und in seiner Familie - die ihm viel bedeutete, wenn er sie auch selten sah - waren alle gesund. Alles war gut. Es lief besser, als er erwartet hatte.
    Aber das Neue wurde zum Vertrauten, und die Wertschätzung ließ nach. Und dann begann Olivers stufenweise Wandlung vom ernsten, hart arbeitenden Jungen aus dem Mittleren Westen zu einem der Welt überdrüssigen, reichen Master of the Universe. Oliver konnte immer noch mit dem Kassierer im Weinladen plaudern oder einer alten Dame die Tür aufhalten, ohne eine große Sache daraus zu machen. Diese Momente
bestätigten ihm, dass er ein guter Junge war, immer noch derselbe Oliver Cooper, der in warmen Sommernächten draußen verstecken gespielt hatte und mit dem Fahrrad in die Schule gefahren war. Als sein Haar noch dicht und voll gewesen und eine Glatze etwas war, das nur anderen Männern passierte. Als er die Menschen noch in die netten und die, die es nicht waren, unterteilte.
    Aber Stück für Stück veränderte sich sein Verhalten. Er schnitt andere Autos, wenn er sonntagabends auf der Rückfahrt von seinem Landhaus die Fahrbahn wechselte - Arm und Mittelfinger zum bekannten Gruß erhoben. Er beschwerte sich, wenn Kellner auch nur Millisekunden zu lange brauchten, um ihm sein bestelltes Wasser zu bringen. Er trank grundsätzlich kein kostenloses Leitungswasser, sondern nur angesagtes Mineralwasser. Er hörte auf, sich am Telefon zu verabschieden, und legte einfach auf, wenn er gesagt hatte, was er zu sagen hatte. Wenn er sich mit einer dieser hübschen Kurzzeitfreundinnen zum Abendessen traf, verzichtete er auf die Frage: »Wie geht es dir?« Stattdessen redete er unerlässlich und ausschweifend darüber, wie gestresst er sei. Er war ja so busy. Das Codewort für »wichtig sein«.
    Weihnachten lachte er gemeinsam mit seinen Eltern, als er ihnen erzählte, dass er in einem Jahr mehr verdient hatte als sein Vater im ganzen Leben. Er nahm an, sie seien stolz. Das waren sie zweifellos. Aber auch verlegen. Er entschied sich zu glauben, dass er nicht wisse, warum.
    Und so ging es viele Jahre lang. Der aufstrebende Oliver verwandelte sich in einen älter werdenden, längst nicht mehr so interessanten Mann. Aber anscheinend war er der Einzige, der das nicht merkte.
    Essen blieb das einzig Spannende in seinem Leben - von teuerstem schwarzem Trüffel bis zum frischen Apfelkuchen
vom Bäcker an der Ecke, mit dem Duft von Zimt, der einem durch das Teiggitter entgegenströmte. Aber alles andere war reine Routine. Gleichgültig. Oliver verbrachte lange Arbeitstage in seinem großen Büro, bekam hohe Gehaltsschecks, verwandelte seine Pennys auf clevere Weise in Dollar und so weiter. Er hatte eine Dauerkarte für das Karussell des erbarmungslosen Wettkampfs erworben, und dachte gar nicht daran, auszusteigen.
    Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass seine Familie kaum noch Kontakt zu ihm hatte und gerade einmal Karten zu Weihnachten schickten. (Genauer gesagt schickten die Ehefrauen die Karten,

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