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Wenn Frauen kochen

Wenn Frauen kochen

Titel: Wenn Frauen kochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Jacobs
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verändert. Genau das dachte er jetzt, als er die braunen Slipper betrachtete, mit denen er in seinem »anderen Leben« nie herumgelaufen wäre. Die meisten seiner Anzüge hatte er weggegeben, weil er jetzt einen lässigeren Look bevorzugte. Das letzte Mal, dass er mit Kartons in einem Aufzug gesessen hatte, war, als er damals sein Büro räumte. Seine Kollegen hatten ihre mitleidigen Blicke nicht verbergen können, als er den Flur entlangging. Sie dachten, er wäre unter dem Druck zusammengebrochen.
    Oliver wusste, dass er schon zu viel von sich aufgegeben hatte. Deshalb begrüßte er die strengen Regeln am Institute of Culinary Education, wenn sie ihn auch erst erschreckten.
    Dort begegnete er Carmen. Er war ein Semester weiter als sie - und sieben Jahre älter -, als sie denselben Dessert-Kurs besuchten. Er half ihr bei einem Kokosnusscreme-Malheur aus der Patsche. Sie hatte die zartgelbe Creme beim Schlagen mit dem Schneebesen in eine graugrüne Masse verwandelt. Gemeinsam spülten sie das klebrige Zeug durch den Ausguss, und dann füllte Oliver die Hälfte seiner Creme in ihre Schüssel. Das war natürlich gegen die Regeln, schien ihm aber trotzdem richtig zu sein. Oliver wollte wieder zu den Netten gehören.
    Und jetzt, vier Jahre später, war er auf wundersame Weise zum CookingChannel gekommen und begann mit neununddreißig Jahren eine ganz neue Karriere. Er blickte auf seine breite Plastikarmbanduhr. Oliver hatte sich in dem Moment wirklich von seinem alten Leben gelöst, als er seine teure Uhr in einem Kästchen verstaute - es war einfach zu gefährlich, beim Kochen teuren Schmuck zu tragen - und anfing, eine
Uhr zu tragen, bei deren Anblick er jedes Mal lächeln musste. Vielleicht nicht jedes Mal: Er würde viel zu spät zu der Besprechung kommen.
    Neugierig, frustriert und gelangweilt zog Oliver an dem Band, das den größten von Carmens Kartons verschloss. Warum sollte er nicht einen Blick darauf riskieren, was so wichtig war? Gut fühlte er sich nicht dabei, so herumzuschnüffeln.
    In dem Karton lagen, sorgfältig in Luftpolsterfolie verpackt, elf Paar Schuhe: flache zum Kochen und hohe zum … wer zum Teufel sollte das wissen?
    Er holte ein Paar glitzernder Goldstilettos heraus und steckte jede Hand in einen. »Ich bin Carmen«, sagte er mit Fistelstimme und lächerlichem spanischem Akzent. »Trag meine Schuhe nach oben, damit ich dir auf der Nase herumtanzen kann.« Dann tippelte er mit seinen Schuh-Händen über den Karton und tanzte einen Cancan.
    »Holt mich hier raus«, stöhnte er und schlug automatisch die Hände über dem Kopf zusammen, obwohl die immer noch in den goldenen Stilettos steckten.
    In dem Moment öffnete sich die Aufzugtür.
    »Oliver?!« Porter stand davor. Er betrachtete irritiert den kahlköpfigen Produktionsassistenten, der inmitten von Kartons auf dem Boden hockte und dessen Fingerspitzen aus den Zehenöffnungen glitzernder Pumps lugten. »Alles in Ordnung mit dir?«

9. Kapitel

    Hundertachtundzwanzig Minuten später war Porter weitaus weniger amüsiert. Er zerknüllte gerade sein siebtes Blatt in Serie.
    »Ich finde eben, dass wir die Zuschauer mit unserer nächsten Sendung beeindrucken müssen«, wiederholte Carmen ihren Standpunkt. »Ich würde gern etwas wie schwarzen Tintenfischreis sehen. Das Menü sollte verlockend sein und die Leute zum Staunen bringen.«
    »Das mag toll sein für einen Gastronomen, Carmen, aber beim Kochfernsehen geht es nicht um Hokuspokus«, widersprach Gus. »Es geht darum, das Spektakuläre einfach erscheinen zu lassen.«
    »Ich habe bereits vor der Kamera gestanden. Ich bin keine Anfängerin!«, echauffierte sich Carmen.
    »Ich bezweifle nicht, dass du jede Menge Erfahrung hast«, sagte Gus. »Aber eine zehnminütige Internet-Show? Das ist ja wohl kaum das, was wir hier machen.« Gus nervte dieses Gezerre wegen der Menüs für die kommenden Folgen von Esst, trinkt und genießt . Ihre bisherigen Sendungen ohne Co-Moderator waren immer problemlos zu planen gewesen. Und von der Idee, ausgefallene Gerichte zu präsentieren, war sie wenig beeindruckt. Als Mutter hatte sie schließlich Respekt vor ihren hart arbeitenden Geschlechtsgenossinnen.
    Zusätzlich entmutigend war, dass Alan sie zwang, erst einmal
nur eine kurze Probestaffel zu senden. Gus musste tatsächlich für den Job vorsprechen, den sie seit zwölf Jahren mit Bravour meisterte. Das machte sie wütend. » FlavorBoom war äußerst beliebt«, erwiderte Carmen mit eisiger Stimme.
    »Ja, bei

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