Wenn Frauen kochen
sie nervös war, spielte sie mit ihrem Haar. Es war eine alte Gewohnheit aus der Zeit, als sie noch jünger war.
»Du bist meine einzige Freundin, Gus Simpson«, sagte sie. »Der Rest der Welt hat mich fallenlassen, ohne mir zu vergeben.«
»Der einzige Mensch, der dir vergeben muss, bist du selbst«, sagte Gus.
»Und vielleicht dieses deutsche Mädchen, das in Wimbledon die Treppe heruntergefallen ist!«
»Stimmt. Diese hässliche kleine Episode hatte ich ganz vergessen.«
»Mein Leben ist eine einzige Katastrophe.« Hannah holte tief Luft und direkt noch einmal. »Ich würde bei deiner Sendung mitmachen, wenn du mich wirklich brauchen würdest. Aber das tust du nicht. Nach dieser Basketballsendung hatte ich echt Panik. Frag mich also bitte nicht.«
»Ich würde nie jemanden zu etwas zwingen«, sagte Gus. »Sabrina und Aimee sind der beste Beweis.«
Gus lag neben Hannah und dachte an die vergangene Woche, an die Treffen mit Porter, Carmen und Oliver, um das Menü für die heutige Sendung festzulegen. An Sabrinas Anruf mitten in der Nacht, in dem sie verlangte, dass Troy aus der Sendung ausstieg. Und sie dachte an Aimee; ihr einziges Gespräch seit dem katastrophalen Nachmittag im Studio war kurz und oberflächlich gewesen. Es schien so, als würde dank der neuen Show ihre sorgfältig errichtete Welt in kurzer Zeit Stück für Stück auseinanderbrechen.
Gus wusste, dass sich nicht jede Entscheidung als richtig erwies. Dieses Basketballmenü schien ihr ursprünglich eine witzige Sache zu sein. Und jetzt, bloß aufgrund des schlechten Wetters, des unerwarteten Auftauchens von Carmen und einer überstürzten Entscheidung hatte sie es geschafft, alle Menschen, die ihr nahestanden, in eine Welt hineinzuziehen, die ihnen fremd war. Nicht jeder möchte im Fernsehen sein; obwohl das immer alle denken.
Am einfachsten wäre es, mit dem ganzen Trupp nachsichtig zu sein. Sehr nachsichtig. Hannah zu sagen, sie brauche nicht mit runterkommen, und Troy zu bitten, aus der Sendung auszusteigen, damit sich Sabrina besser fühlte. Aber Gus war davon überzeugt, dass es nicht das war, was die anderen wirklich brauchten. Es war Zeit, ihre kleinen Lieblinge aus der Wohlfühlzone zu scheuchen.
»Komm mit runter und sieh wenigstens zu«, sagte sie zu Hannah, die ihr kleinlaut folgte. Als sie gerade in die Küche gehen wollten, kam Oliver im Flur auf sie zugeeilt.
»Gus, ich muss kurz mit dir reden«, sagte er in drängendem Ton.
»Gus!«, rief Porter aus dem Nebenzimmer. »Komm hierher!«
Sie hob den Zeigefinger und sagte zu Oliver: »Nicht vergessen, was du mir sagen wolltest. Wir sollten uns jetzt beeilen, um vor die Kamera zu kommen. Wir reden in der Werbepause darüber.« Porter gab ihr hektisch Zeichen, was seltsam aussah, da er die rechte Hand mit dem Handy ans Ohr presste und sich die linke vor das andere hielt, um den Lärm um sich herum abzuschirmen. Wahrscheinlich ist ihm aufgefallen, dass mein Haar unordentlich ist, dachte Gus. Sie schüttelte den Bob kurz in Form und zuckte dann mit den Schultern. Sich ein bisschen peppig zu geben, konnte nicht schaden.
»Keine Sorge!«, rief sie lauter als nötig. »Es geht uns allen gut, Porter.«
»Alle auf ihre Plätze!«, rief ein Mitarbeiter aus Porters Kamerateam. »Wir sind in einer Minute auf Sendung.«
Gus ging an ihren Platz hinter der Kochinsel und sah, dass alle ihre geplanten Positionen eingenommen hatten. Alles war wesentlich organisierter als beim letzten Mal. Troy stand am Spülbecken und wusch Bohnen. Sabrina saß an einer Ecke der Granitarbeitsplatte, vor sich eine Schüssel neuer Kartoffeln, die in Scheiben geschnitten werden mussten. Ein Gummihandschuh war über ihre linke Hand (und, was noch viel wichtiger war: den Verlobungsring) gestreift. Gus zog kurz die Augenbrauen hoch, als ihr Blick und der von Sabrina sich trafen. Dann schaute sie zu Aimee, die langsam und systematisch Limonen und Orangen für den Sangria in Scheiben schnitt.
Hannah, die sich schuldig fühlte, weil sie nicht dabei sein wollte, saß mit düsterer Miene außerhalb der Reichweite der Kamera. Sie wäre am liebsten gegangen, war Gus gegenüber aber zu loyal, um sie nicht wenigstens moralisch zu unterstützen. Sie winkte. Carmen winkte zurück, weil sie offenbar dachte, der Gruß gelte ihr.
Oliver wirkte angespannt und nahm seinen Platz vor dem AGA-Herd ein. Er hatte wie besessen daran gearbeitet, in der Küche alles vorzubereiten. Salz, Pfeffer, Gewürze und Olivenöl, alles stand
Weitere Kostenlose Bücher