Wenn Frauen kochen
sein.«
»Aimee, hast du mich aber erschreckt!« Gus betrachtete hoch konzentriert eine Dose Tomaten.
»Brauchen wir Tomaten?«
»Nein, warum?«
Aimee zeigte auf die Dose.
»Oh, ich hab nur gerade … gelesen, was da alles drin ist«, sagte Gus. »Das kann sehr aufschlussreich sein.«
»Da bin ich sicher, Mom«, antwortete Aimee. »Da sind Tomaten drin.«
»Unterhältst du dich gut mit Oliver?«, fragte Gus betont beiläufig. »Er ist attraktiv. Und er hat Humor.«
»Dann geh doch mit ihm aus«, sagte Aimee.
»Mach dich bitte nicht lächerlich«, erwiderte Gus. Ihre Tochter wusste nur zu gut, dass Gus nach Christophers Tod mit niemandem mehr ausgegangen war. Es war immer zu früh gewesen, sie hatte zu viel zu tun gehabt oder sich einfach gefürchtet. Und es war so leicht, dem Ganzen einfach aus dem Weg zu gehen. Auch wenn sie sich manchmal einsam gefühlt hatte, war Gus davon überzeugt, dass es für ihre Töchter besser war, wenn sie Single blieb. Und für sie selbst sowieso.
»Was soll das, Mom? Hoffst du auf eine Doppelhochzeit?«
»Wenn du dabei an diesen Billy denkst, dann nein.« Gus stellte die Dose Tomaten zurück ins Regal. »Ich habe dir letzte Woche ein paarmal auf den Anrufbeantworter gesprochen, aber du hast nie zurückgerufen. Ich wollte mit dir über diesen Billy reden.«
»Kurzinfo an Mom: Er ist mit Sabrina verlobt. Nicht mit mir.«
Aimee hatte bisher vielleicht eine Stunde mit ihm verbracht, als er einmal wartete - und wartete und wartete -, während sich Sabrina immer wieder umzog. Die Spielchen ihrer Schwester ließen ihn anscheinend völlig ungerührt. Er las Zeitung, plauderte über die Kongresswahlen und bot sogar an, Kaffee holen zu gehen, während er zwischendurch geduldig jedes neue Outfit lobte, das Sabrina ihm vorführte. Er war dadurch nicht zu Aimees bestem Freund geworden, aber er schien auch kein übler Bursche zu sein.
»Erstens: Das weiß ich. Zweitens: Rede nicht in dem Ton mit mir«, erwiderte Gus und fuhr dann fort: »Sei doch nicht
immer so gereizt.« Sie beugte sich zu Aimee und flüsterte: »Hilf mir, dass Sabrina und Troy wieder zusammenkommen.«
»Es ist ihr Leben, Mom. Du musst dich nicht um alles kümmern. Warum bist du nur so, so …« Sie tat, als würde sie jemandem den Hals umdrehen.
»Ich versuche nur zu helfen. Aimee, deine Schwester verheizt Verlobte am laufenden Band.«
»Lass sie das selbst herausfinden.«
»Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen«, erwiderte Gus. »Weißt du, was meine Angst dabei ist? Dass mich Sabrina eines Tages von unterwegs aus anruft, nachdem sie ihren Ehemann mit einem Haufen Kinder sitzenlassen hat. Weil sie auf und davon ist, um sich selbst zu finden.«
»Das wird nicht passieren, Mom. Sie heiratet schließlich keinen von diesen Kerlen.«
»Aber eines Tages wird sie Torschlusspanik bekommen - was dann?«
»Dann suche ich mir ein eigenes Apartment.«
»Du machst dich schon wieder lustig. Wir müssen zusammenhalten und diese Sache sehr ernst nehmen.«
»Sie ist gerade mal fünfundzwanzig!«, rief Aimee. »Sie wird noch eine Menge Verlobte fallenlassen, bevor es wirklich ernst wird.«
»Du weißt doch, wie sie ist. Sabrina hat schon immer jemanden gebraucht, und ich denke, dass Troy der Richtige ist. Du bist anders. Du kommst allein zurecht. So wie ich.«
Aimee verdrehte die Augen. »Ja, ja, das taffste Mädchen der Welt«, sagte sie. »Hör zu, ich bin nicht hergefahren, um über meine Schwester zu philosophieren oder mich in der Speisekammer zu verstecken. Ich dachte, ich würde zumindest eine Suppe bekommen.«
»Es ist wichtig, Aimee - ich brauche deine Hilfe.«
»Was soll ich tun, Mom?« Aimee sah ihre Mutter fest an.
»Sabrina reagiert nicht auf meine Anrufe.«
»Und ich hab mich schon gewundert, warum du dich öfter als sonst bei mir gemeldet hast«, sagte Aimee leise. Gus ließ sich nicht anmerken, dass sie das gehört hatte.
»War Troy nicht nett zu ihr?«, fragte sie.
»Doch, aber er ist nicht der Heiland. Niemand ist perfekt.«
»Eben!«, bestätigte Gus. »Er ist real. Und ich glaube, dass sie ihm wirklich etwas bedeutet.«
»Mag sein. Aber vor allem gefällt er dir besser als die Stockfische, die sie sonst mit nach Hause gebracht hat.«
»Keine von euch beiden hat eine Vorstellung davon, wie es ist, wenn es schiefgeht. Ihr musstest noch nie für eure Fehler bezahlen.«
»Dann lass uns doch mal einen machen«, sagte Aimee. »Du regst dich doch nur auf, weil wir nicht das tun, was du
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