Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
Erklärung. Und zwar bald.«
Samantha unterdrückte ein entsetztes Stöhnen. Das Ganze entwickelte sich anscheinend zu einem mittelschweren Fall von Täuschung, Schande und Familiendrama.
»Außerdem hat Herbert aus dem Krankenhaus angerufen und wollte wissen, wie du dich geschlagen hast. Er hat mir erzählt, worum es ging. Ich muss sagen, mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du allein mit einer Horde Russen ausgehst. Du hast es nicht nötig, dich so zu prostituieren.Ich habe Herbert schwere Vorwürfe gemacht. Er war schon immer ein bisschen wirr im Kopf. Wusstest du, dass er Elfriede und mich mal an einen Zuhälter verkauft hat? Einer davon war auch ein Russe. Oder ein Pole, ich weiß es nicht mehr so genau. Aber das macht wohl keinen großen Unterschied.«
Samantha traute ihren Ohren nicht und hörte die Nachricht ein zweites Mal ab. Tatsächlich, ihre Mutter hatte Zuhälter gesagt. Eindeutig.
»Da sind wir«, sagte der Taxifahrer. Er kassierte den Fahrpreis und ein saftiges Trinkgeld und verdrehte anschließend den Kopf, um nicht zu verpassen, wie Samantha auf einem Schuh und mit ständig rutschendem Abendkleid über die Straße stakste.
*
Babette pfiff durch die Zähne, als sie Samantha die Tür öffnete. »Da hat aber jemand die Nacht durchgesumpft. Ist das Ding da auf deiner Brust ein Knutschfleck? Wieso läufst du überhaupt oben ohne rum? Komm rein und erzähl.«
Samantha schleuderte den verbliebenen Schuh vom Fuß, stieg aus dem zerfetzten Abendkleid und ging in Babettes Bad. »Sobald ich geduscht und ein paar Klamotten von dir angezogen habe.«
»Du hast nichts drunter!«, rief Babette sensationslüstern aus. »Wo ist dein Slip? Ach ja, und wo wir schon dabei sind – dir fehlt ein Schuh.«
Ohne ein Wort stellte Samantha sich unter die Dusche und ließ Wasser auf ihren Kopf prasseln. Babette stand derweil mit verschränkten Armen vor der Kabine und wartete.
»Du könntest Kaffee machen!«, rief Samantha.
»Das könnte ich. Aber erst will ich das Wichtigste wissen: Hast du oder hast du nicht?«
Zuerst war nur das Rauschen des Wassers zu hören. Dann ein unwilliges Schnauben. Dann: »Ja, verdammt noch mal.«
»Der Kaffee kommt sofort!«, rief Babette frohlockend
Zehn Minuten später saß Samantha auf Babettes Sofa, eine Tasse mit dampfend heißem Kaffee vor sich. Sie trug eins von Babettes Kleidern und ein Paar Sandaletten, in denen ihre großen Zehen vorn ein Stück herausstanden.
»Du siehst total groggy aus«, befand Babette. »Bevor du nach Hause fährst, brauchst du noch eine Ladung Farbe im Gesicht. Und jetzt leg endlich los. Wie war er?« Sie saß Samantha gegenüber, in einem Schaukelstuhl, wie Eddie ihn auch besaß. Bis auf den Umstand, dass das Rattanholz nicht knallrot lackiert war, sondern mit Naturlack überzogen. Doch allein der Anblick, wie Babette in dem Stuhl auf- und abwippte, reichte aus, um Samantha die Schamröte ins Gesicht zu treiben.
»Du wirst rot«, sagte Babette überrascht. »Er muss also gut gewesen sein!«
Samantha betrachtete ihre vorstehenden Zehen und zuckte die Achseln. Dann blickte sie auf und seufzte tief.
»Es war Wahnsinn, Babette. So was habe ich vorher noch nie erlebt. Ich meine, ich hatte …« Sie schloss die Augen und zählte im Stillen. »Vier. Es waren vier.«
»Nein«, sagte Babette erschüttert.
»Doch.«
»Echte?«, vergewisserte Babette sich argwöhnisch.
Samantha nickte.
»Wahnsinn«, meinte Babette neidisch.
»Sag ich doch.«
»Und er?«
»Auch. Mindestens. Er konnte die ganze Zeit. Stundenlang.«
»Wie alt ist er? Achtzehn?«
»Ich habe ihn nicht gefragt«, sagte Samantha erschöpft. »Aber jünger als ich ist er auf jeden Fall. Vielleicht so fünfundzwanzig, sechsundzwanzig. Höchstens.«
»Wie heißt er überhaupt?«
»Joseph Scheuermann.«
»Na ja. Würde mich irgendwie an Maria und Joseph erinnern, glaube ich. Außerdem hatte ich mal einen Erdkundelehrer, der hieß auch Joseph. Stank fürchterlich aus dem Hals.«
»Für mich ist der Name nicht negativ besetzt«, sagte Samantha.
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Wie sieht dieser Joseph aus?«
»Göttlich«, sagte Samantha schlicht.
»Mensch, hast du ein Glück! Welche Musik hört er?«
»Keine CDs von Cher, falls du darauf hinauswillst. Und seine Nägel sind garantiert nicht lackiert, ich hab gestern beim Essen extra einen Blick drauf geworfen. Hast du dich wieder mit Giovanni getroffen? Ist er nicht auch ein paar Jahre jünger als du?«
»Lenk nicht vom
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