Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)
angerufen und Eddie stichwortartig die wichtigsten Details erzählt. Sie hatte ihm eingeschärft, dass er Iris’ Gutmütigkeit nicht über Gebühr ausnutzen dürfe, weil die mit ihren zwei Kindern selber genug Stress am Hals hätte. Davon abgesehen müsse er Iris natürlich für ihre Betreuungsdienste angemessen bezahlen. Oder wahlweise im Austausch ihre Kinder betreuen. Die müsse er unabhängig davon natürlich auch in Notfällen mal für ein paar Stunden zwischendurch nehmen. Das jedenfalls war Dianas und Iris’ Übereinkunft in dieser Angelegenheit, die für die nächsten drei Wochen folgerichtig auch für Eddie galt.
»Ich bin Eddie«, sagte er,
»Ich weiß«, antwortete sie verdrossen.
»Woher?«, fragte er verblüfft.
»Du hast Andi auf dem Arm. Außerdem kenne ich dich von früher. Komm rein.«
Eddie stieg über einen leeren Windelkarton, ein halb volles Nuckelfläschchen und Unmengen von Spielzeug. Als er Iris in die Wohnung folgte, kam er an der offenen Badezimmertür vorbei und sah Berge dreckiger Wäsche auf dem Boden vor der Waschmaschine liegen. In der Küche türmten sich Babygläschen, Fläschchen und Tellerchen auf der Ablage neben der Spüle. Auf dem Herd stand ein Kochtopf, dem blubbernde Dämpfe und undefinierbare Essensgerüche entstiegen.
Eddie starrte auf den leise vor sich hin stinkenden Windeleimer,der neben der Wohnungstür darauf wartete, dass ihn jemand nach draußen zur Mülltonne beförderte. Er fragte sich bange, ob es bei ihm in drei Wochen genauso aussehen würde. Schon vorhin hatte das reinste Chaos im Loft geherrscht. Binnen kürzester Zeit hatte Andi es geschafft, zwei Windeln vollzukacken, seine kleine Latzhose mit Marmeladentoast einzusauen, eine Rolle Klopapier in der Toilette einzuweichen und sein Bubu in den CD-Player zu stecken. Das blöde Ding hatte sich irgendwo hinter der Klappe in der teuren Elektronik verhakt, sodass Eddie die Schere zu Hilfe nehmen musste. Jetzt war das Bubu kaputt und Andi untröstlich. Der CD-Player war ebenfalls hinüber, aber das interessierte Andi nicht die Spur. Er hatte so laut gebrüllt, dass Eddie jetzt noch die Ohren klingelten. Zum Glück hatte er irgendwo ganz unten in der von Diana mitgebrachten Tasche Andis Schnuller gefunden. Eigentlich sollte der Kleine ihn nur noch zum Einschlafen bekommen, aber das wiederum interessierte Eddie nicht.
Eddie trug Andi ins Kinderzimmer, wo sich das Chaos der übrigen Wohnung auf extreme Weise zu verdichten schien. Man konnte keinen Schritt tun, ohne auf irgendwelche Dinge zu treten. Inmitten des ganzen Tohuwabohu saß ein kleiner Junge auf dem Boden, der mit Duploklötzen spielte. Auf einer Krabbeldecke lag ein Baby auf dem Rücken, die Beinchen in die Luft gereckt und die Fäustchen am Mund. Es brabbelte und krähte leise vor sich hin.
»Das sind Leon und Evita«, sagte Iris stolz. »Kinder, das ist Eddie. Er ist der Onkel von Andi.«
»Onkel«, sagte Leon. Er trug die gleiche Latzhose wie Andi. Anscheinend herrschte auch unter Kleinkindern bereits Markenzwang.
»Hallo, Leon, hallo, Evita«, sagte Eddie höflich.
»Andi kennt sich hier aus«, sagte Iris. »Er versteht sich super mit Leon. Stimmt’s, Andi?«
Andi holte aus und warf Leon seinen Schnuller an den Kopf. Leon hob ihn kommentarlos auf und schob ihn seiner Schwester in den Mund, die begeistert daran nuckelte. Andi fing augenblicklich an zu brüllen. »Mein Nulli! Mein! Nich Evita haben!«
Andi strebte mit Macht erdwärts. Eddie setzte ihn eilig ab. »Ich muss heute den ganzen restlichen Tag arbeiten, einschließlich heute Nacht. Ich hole ihn dann morgen Vormittag wieder ab. Ist das okay?«
»Kein Problem«, sagte Iris. »Bist du noch DJ in der Disco?«
Eddie nickte und beobachtete beklommen, wie sein Neffe dem Baby den Schnuller aus dem Mund zerrte und ihn sich wieder selbst zwischen die Kiemen klemmte, worauf Evita sofort ein ohrenbetäubendes Kreischen anstimmte. Leon pulte einen Klumpen Kinderknete aus einem bunten Töpfchen und warf ihn auf die Krabbeldecke. Evita verstummte, rollte sich auf den Bauch und kriegte die Knete zu fassen. Eine Sekunde später kaute sie darauf herum. Andi hockte sich neben Leon und grabschte sich eine Ladung Bauklötze.
Iris nahm das Baby auf den Arm und klaubte ihm das matschige Zeug aus dem Mund. Die Kleine starrte Eddie aus großen, kugelrunden Augen an. Sie hatte pechschwarze Löckchen und rosige Wangen. Eddie lächelte sie beruhigend an, worauf die Kleine ihren mit Knete verschmierten Mund
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