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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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klappte wie noch nie.
    Sie hatte sich noch in der Woche ihrer Kündigung arbeitslos gemeldet, doch der zuständige Sachbearbeiter machte ihr wenig Aussichten, rasch eine vergleichbare Stelle zu finden. Was sie denn von örtlicher Veränderung hielte? Es stellte sich heraus, dass er einen miserabel bezahlten Job irgendwo an der polnischen Grenze anzubieten hatte, wo der Geschäftsführerposten einer maroden Mittelstandsfirma zu vergeben war. »Die haben neulich Konkurs angemeldet, aber dem Insolvenzverwalter ist es gelungen, die Kredite für drei Jahre zu verlängern. Es wäre sogar im entferntesten Sinne Ihre Branche, also quasi sanitäre Installationstechnik. Wäre das nichts für Sie?«
    »Was machen die denn da?«
    »Sie bauen und warten Kläranlagen.«
    Samantha zog es ernsthaft in Erwägung, schon um der großen Entfernung willen, doch es sollte nicht sein. Drei Tage später war die Stelle anderweitig vergeben.
    Hans merkte nach ein paar Tagen, dass Samantha wenig Wert auf Gesellschaft legte. Er fing wieder an, häufiger Golf zu spielen, was Samantha der Notwendigkeit enthob, sich ständig über ihre akuten Beziehungsprobleme Gedanken zu machen – zumal diese ja allem Anschein nach nur in ihrer Fantasie existierten. Hans gab ihr nicht den kleinsten Anlass, an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu zweifeln. Er verwöhnte sie nach Strich und Faden. Es verging kein Tag, an dem er nicht für sie kochte oder ihr Blumen mitbrachte. Samantha wäre am liebsten jedes Mal vor lauter verzweifelter Scham in die Besenkammer gerannt.Oder an einen vergleichbar dunklen und abgeschiedenen Ort, wo sie sich vor seiner liebevollen Aufmerksamkeit verstecken konnte.
    Alles in allem hatte Samantha seit jenem denkwürdigen Samstag das Gefühl, als sei ihr Leben langsam, aber sicher in Auflösung begriffen. Nichts schien mehr, wie es war. Ihre Karriere hatte sich mit einem Schlag in nichts aufgelöst, und ihr Privatleben war ein einziges emotionales Chaos.
    Es gab nur eine unverrückbare Sicherheit in ihrem Leben. Ein stets und verlässlich wiederkehrendes Ereignis von irritierender, aber unleugbarer Konstanz: Sie konnte nicht aufhören, an Eddie zu denken.
    Er war ihr erster Gedanke, wenn sie aufwachte, und der letzte, bevor sie einschlief. Sie dachte an ihn, wenn sie auf den Kalender schaute, sie dachte an ihn, wenn sie sich auszog, sie dachte an ihn, wenn sie unter die Dusche ging und sich an gewissen Stellen einseifte, sie dachte an ihn, wenn sie im Supermarkt einen größeren Geldschein aus ihrer Börse zog, und sie dachte jedes Mal an ihn, wenn sie in ihren Wagen stieg.
    Letzteres tat sie schon deshalb, weil die Tüte auf dem Rücksitz lag. Genau da, wo Samantha sie immer sofort vor Augen hatte, sobald sie einstieg oder in den Rückspiegel schaute.
    Es war eine unauffällige braune Papiertüte, wie es sie in jedem Supermarkt an der Kasse zu kaufen gab. Das, was sich darin befand, war allerdings nicht im Supermarkt erhältlich. Es waren ein Rolli, eine Unterhose, eine Jeans, ein Gürtel, ein Paar Socken und ein Schuh, Größe vierundvierzig. Den zweiten Schuh hatte Samantha trotz mehrfacher Suche – sie hatte auch gründlich im Garten nachgeschaut – nicht gefunden. Eddie musste ihn bei seinerFlucht mitgenommen haben. Vielleicht hatte er noch versucht, in die Schuhe zu schlüpfen, kurz bevor sie ihn rausgeschubst hatte. Dabei musste er dann den einen verloren haben – den, der jetzt in der Tüte steckte.
    Eine seltene Duplizität der Ereignisse, wenn man bedachte, dass sie ebenfalls einen Schuh in seiner Wohnung liegen gelassen hatte. Ob sie ihn je wiederbekommen würde? Oder ihren Slip?
    Vielleicht hing das davon ab, dass sie ihm endlich seine Klamotten zurückgab.
    Sie hatte es die ganze Zeit vorgehabt, aber immer war etwas dazwischengekommen. Einkaufen, ein Friseurbesuch, ein lange aufgeschobenes Frühstück mit einer alten Schulfreundin – diese Dinge hatten sich in den letzten Tagen auf eigenartige Weise gehäuft. Irgendwie hatte sie es nie hingekriegt, bei ihm vorbeizufahren. Einmal hätte sie es fast geschafft, aber dann war ihr auf halben Weg eingefallen, dass sie keine Briefmarken mehr zu Hause hatte. Sie schrieb so gut wie keine Briefe mehr, weil sie ihre gesamte Privatpost inzwischen per E-Mail abwickelte, aber man konnte ja nie wissen. Vielleicht ging ihr Modem mal kaputt, und dann saß sie ohne Briefmarken da.
    Dabei wäre es im Grunde kein großer Akt gewesen, ihm rasch die Sachen zu bringen. Sie hätte ja nicht

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