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Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition)

Titel: Wenn Frauen Männer buchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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müssen.
    Also machte sie einen Abstecher in Babettes Kanzlei. Dort musste sie fünf Minuten im Vorzimmer warten, weil Babette mitten in einem Mandantengespräch steckte.
    »Stell dir vor«, sagte Babette anschließend, »ich habe gerade mit einer Frau gesprochen, die ihren Vorgesetzten beim Wichsen erwischt hat. Er tut es gewohnheitsmäßig im Büro, und sie hat den Verdacht, dass er es absichtlich macht, um sie in Verlegenheit zu bringen.«
    »Das kommt öfters vor«, sagte Samantha. »Ich habe erst heute von einem ähnlichen Fall gehört. Männer sind anscheinend so.« Sie warf sich in den Besuchersessel und fing an zu heulen.
    Babette schob ihr eine Kleenexbox über den Schreibtisch zu und bedachte sie mit mitfühlenden Blicken. Als Anwältin hatte sie viele Scheidungsfälle zu bearbeiten. Sie war an den Anblick heulender Frauen in ihrem Büro gewöhnt.
    »Ist es so schlimm? Du findest garantiert schnell was Neues! Das waren doch nur Wannen, Duschen und Klos! Ganz normale, blöde Badezimmer! Es gibt noch andere Dinge im Leben!«
    »Es ist ja nicht nur die Firma«, schluchzte Samantha. »Es ist auch wegen Hans!«
    Damit war es heraus. Sie hatte vorher nicht geplant, das zu sagen. Sie hatte ja nicht mal daran gedacht. Bis zu diesem Moment war es ihr nicht richtig bewusst gewesen.
    »Wieso? Er hält doch zu dir, oder nicht?«
    »Das ist es ja gerade! Er ist so lieb, dass es schon fast unheimlich ist! Er kocht wie ein Gott und geht mit mir ins Kino! Er fragt mich neuerdings jeden Abend, ob ich Lust auf Sex habe!«
    »Und er geht nicht fremd, sieht gut aus und ist mindestens dreißig Millionen schwer«, fügte Babette hinzu. »Man sollte meinen, dass das nicht zu toppen ist. Wo ist dein Problem, Sam?«
    »Ich kann nicht den Finger darauf legen.« Samantha rupfte eine Hand voll Kleenex aus der Box und wischte sich die verheulten Augen ab. »Das ist ja das Schlimme! Er ist perfekt! Ich habe keine Ahnung, warum ich so fertig bin!«
    »Aber ich«, sagte Babette. »Es ist dieser Joseph.«
    Samantha war entsetzt. »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Ich habe neben dir gestanden, als du aus dem Fenster geschaut hast.«
    »Wann?«, wollte Samantha stirnrunzelnd wissen.
    »Als er nackt im Garten herumturnte. Du hast dich in ihn verknallt.«
    »Du bist verrückt«, sagte Samantha im Brustton der Überzeugung. »Er ist ein Callboy. Wie könnte ich mich in so einen verknallen? Außerdem stehe ich überhaupt nicht auf blonde Männer. Du weißt genau, dass mich eher solche Typen anmachen wie William Baldwin oder …«
    »Ben Affleck, ich weiß«, ergänzte Babette. »Wenn das so ist, hast du sicher nichts dagegen, dass ich diesen niedlichenJoseph auch mal ausprobiere. Ich habe überhaupt nichts gegen blonde Männer.«
    »Wenn du es so nötig hast.« Samantha lächelte lässig, während sie krampfhaft den Drang unterdrückte, über den Schreibtisch zu hechten und ihre Fingernägel in Babettes Gesicht zu krallen.
    Babette vertiefte das Thema zum Glück nicht weiter. »Was hast du jetzt vor?«
    »Ich weiß nicht.« Samantha stand auf. Ihr Bedürfnis, sich bei Babette auszuheulen, hatte sich schlagartig verflüchtigt. »Mal sehen. Ich muss jetzt los. Bis dann.«
    »Du solltest mit Hans reden«, rief Babette ihr nach. »Reden kann nie schaden!«
    *
    Samantha wusste selbst, dass eine klärende Aussprache mit Hans irgendwann fällig war, doch sie sagte sich, dass sie erst den Tag abwarten wollte, den sie im Kalender rot angekreuzt hatte. Mit jeder Stunde, die bis dahin verging, wurde sie nervöser. Obwohl sie nicht mehr arbeiten musste, war sie wenig zu Hause, um Hans nicht mehr als nötig über den Weg zu laufen. Stattdessen besuchte sie Babette, ihren Bruder, machte ein paar halbherzige Versuche, wieder regelmäßiger zu joggen, oder ging in die Stadt zum Bummeln. Zweimal stand sie kurz davor, ihren Onkel zu besuchen, doch dann entschied sie sich dagegen. Möglicherweise würde sie sich so weit vergessen, dass sie ihm Vorwürfe machte, und ihn damit so sehr aufregen, dass seine neuen Bypässe nicht hielten, und dann würde man ihr dafür die Schuld geben. Außerdem konnte Bruckner-Bad ihr sowieso gestohlen bleiben. In der Firma ließ sie sich nicht mehr blicken, auch nicht, um mal eben Hallo zu sagen oder nachzufragen, wie die Geschäfte ohne sie liefen. Zum einen verkniff sie es sich, weil sie keinen Wert darauf legte, Georgs höhnisch-mitleidiges Lächeln zu sehen, und zum anderen fürchtete sie zu hören, dass es ohne sie so gut

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