Wenn Frauen nicht mehr lieben
kann. Aber das Gros der heutigen Frauen in jungem und mittlerem Alter erlaubt sich Tag für Tag, immer mehr über die Stränge zu schlagen. Mit ihrer gelenkigen Zunge fällt es ihnen denn auch gar nicht schwer, den in Gefühlsdingen weniger ausdrucksstarken Mann verbal zu knechten. Es kommt nicht mehr vor, daß dem Mann herzlich und heiter die Hände entgegengestreckt werden. Nein, das verbieten der Stolz und der Unabhängigkeitsdrang der Frau. Nicht zu sprechen von ihrer chronischen Enttäuschung am Mann, die ihre Arme lahmzulegen scheint.
Der unerbittliche Kampf um die Rechte der Frau geht also im privaten Heim unentwegt weiter. Kaum ist der Mann wieder unter dem Dach, hagelt es an verbalen Ohrfeigen auf ihn nieder. Oder die Frau verschließt sich dem Mann, wird unnahbar.
Unterdessen ist in der Öffentlichkeit immer die Rede vom Mann als dem gewalttätigeren und aggressiveren Wesen. Und niemand kontert. Die eingeschüchterten Männer haben ihre Stimme verloren. Wen wundert es?
Ihnen säuselt der Kopf, sie sind wie Vögel, die nicht mehr singen können.
Kaum eine Frau sieht, was die Männer für uns tun. Was sie für uns Frauen alles erfunden haben, von der Wasch-maschine bis zum Haarfön und dem Handtelefon. Alles egozentrische Leistungen, die die Männer ohnehin auch 41
für sich selbst erfunden hätten? Ich denke nicht. Männer schaffen und erschaffen in der Regel nur im Hinblick auf die Frauen. Denn was Männer alles für Frauen tun, das geht ins Unermeßliche. Zugeben würden sie es allerdings nicht gern. Aber dennoch täte es ihnen gut, wenn die Frauen dies mit ein klein wenig Dankbarkeit von Zeit zu Zeit erkennen und anerkennen könnten. Die Männer würden sich weniger einsam fühlen und weniger an der Sinnlosigkeit ihrer eigenen Existenz leiden, ein Problem, das Frauen kaum haben, da Frauen gebären können und sich der unmittelbare Lebenssinn aus dieser Rolle heraus in natürlicher Anschaulichkeit zeigt.
»Die Männer sind arme Leute«, sagte kürzlich ein Psychologe zu mir. Nicht daß ich nun großes Mitleid mit den Männern hätte. Aber Tränen könnten schon bisweilen kommen, wenn man sieht, wie Männer heute überall, im Beruf und auch privat, immer mehr unter die Räder kommen. Wie sie oft einem Nervenzusammenbruch nahe sind, und sich dennoch tapfer durch die antimaskuline westliche Welt hindurchkämpfen und durchzuhalten versuchen, obwohl sie immer öfter ans Auswandern denken müssen.
Daß das Gesetz von Geben und Nehmen nur funktioniert, wenn der Gebende selbst auch wieder nehmen kann, ist in Vergessenheit geraten. Dieses Gesetz ist von den Frauen einseitig in ein Nehmegesetz umgeschrieben worden. Mit der Begründung, Frauen hatten immer schon so viel mehr als Männer dieser Welt gegeben, und sozusagen nie genommen, wollen sie jetzt endlich nur noch nehmen.
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5. Der in seiner Potenz
angeschlagene Mann
Männer erleben Tag für Tag ihr blaues Wunder. Mächtig greifen die Frauen in die Tasten, wenn es darum geht, dem Mann seine Schwächen aufzuzeigen. Die Großväter würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüßten, was ihren Enkeln mit den Frauen passiert. Unentwegt ist die Frau in der Offensive. Was hören wir von Frauen über die Männer ihrer Sehnsucht? Nichts als Defizite werden ihnen aufgetischt: daß sie demütigen, ausbeuten, schlagen, vergewaltigen, beherrschen, manipulieren, belästigen, schweigen, sich entziehen, fallen lassen, im Stich lassen.
Es mangelt überall, an Gesprächsbereitschaft, an Treue, an Ehrlichkeit, an Seele, an Feingefühl, an Leidenschaft, an Kommunikation.
Bei den Frauen soll alles viel besser und edler aussehen.
Spätestens in den siebziger Jahren haben Frauen das aufgegriffen, wozu sie im Mittelalter von den Minne-sängern gemacht wurden, zu einem erhöhten Wesen, das in seiner Vollkommenheit nichts mehr zu wünschen übrig läßt. Zwar ein irdisches Geschöpf, das aber nichtsdestoweniger göttlich ist. Ein Wesen, das selbst in schwierigsten Zeiten pflicht- und verantwortungsbewußt, treu und selbstlos durch die Welt marschiert, immer bereit, einem Kind etwas Mutterliebe und einem Mann etwas Bettwärme zu gewähren. Ähnlich der von Brecht her-vorgezauberten Mutter Courage, ist die Frau das starke Wesen, zäh und durchhaltefähig, kraftvoll in Seele und Herz, schlau und menschlich stark. Waren Frauen von den Männern nicht über Jahrtausende niedergedrückt, in ihrer Entwicklung gebremst worden, hatten wir es heute nur 43
noch mit Frauen wie
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