Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Julia Fischkurt
Vom Netzwerk:
Verwirrung und Orientierungslosigkeit, notabene nur, solange er sich nicht eingesteht, daß er in die Falle kunstreicher weiblicher Spitzfindigkeit und Arglist geraten ist. Erzählen Männer selbst einmal von ihren Alltags-sorgen – in der Regel ohne Tränen und Manipu-lationsabsicht –, bleiben Frauenaugen nicht selten saharatrocken.
    Um den Sadismus im Alltag zu beobachten, braucht es nicht viel Menschenkenntnis. Man findet ihn allerorten, als Ausläufer des bekannten weiblichen Neides, als Motor für die Degradierung des Mannes oder gar als Quälerei auf der Mutter-Kind-Ebene. Dem Mann gegenüber hat die Frau den enormen »Vorteil«, daß sie ihren Sadismus meistens heimlich und indirekt leben kann, wie etwa in der umgekehrten Version des Masochismus. Das ist sozial auch noch anerkannt und hat den großen Vorteil, daß auch die Schuldgefühle in einem »Arbeitsweg« gleich mitab-sorbiert werden. Aber auch direkt ausgelebter Sadismus –
    unter dem Deckmantel der Praktikabilität geschickt getarnt
    – ist unter Frauen keine Seltenheit.
    Hier ein Beispiel für eine offen ausgelebte – dennoch für, Außenstehende in der Regel unbemerkte – sadistische Verhaltensweise. In Krankenhäusern läßt sich leicht so 157

    manches Beispiel dafür finden, besonders in den Frauenkliniken könnte man etliche Mißstände aufdecken.
    Das Beispiel von Hanna. Sie ist dreißig Jahre alt. Eine Operation am Gebärmutterhals steht ihr bevor. Es geht um die Diagnose Krebs. Am Abend vor der Operation wird Hanna von einer resoluten, knapp sechzigjährigen Frau für das Rasieren abgeholt. Hanna ist ganz allein mit Schwester Erna. Auf dem gynäkologischen Stuhl liegend, die Beine auseinander, in ihrer Scham hilflos der Schwester mit dem Rasiermesser ausgeliefert, hält Elsa still. Normalerweise keine schlimme Angelegenheit für vertrauens-volle Frauen. Die ersten Schnitte am Schamhaar tun weh.
    Schwester Erna gibt nicht etwa Creme oder Rasierschaum hinzu, was die Schmerzen lindern könnte. Hannas Haut ziept und schmerzt unter den ruckartigen Rasierbewegun-gen der Schwester. Sie spürt die Bösartigkeit dieser Frau, verwickelt sie deshalb in ein Gespräch, in der Hoffnung, sie etwas sanfter und menschlicher zu stimmen. »Ist es immer so, daß Sie den oberen Teil der Schamhaare belassen?« Wie aus der Pistole heraus kommt die Antwort der Schwester. »Beim nächsten Mal, wenn Sie wieder-kommen, wird alles abrasiert.« Hanna atmet tief durch und fragt tapfer zurück. »Wieso beim nächsten Mal?« Schwester Erna. »90 Prozent der Frauen kommen sowieso wieder.« Hanna ist beunruhigt und verletzt. Fortan ist sie mit ihren Ängsten allein. Nach der Operation bekommt Hanna auf ihren Wunsch ein Buch über diese Operation vom Stationsarzt. Kaum ist Hanna auf dem Korridor verschwunden, läßt Schwester Erna das Buch stillschwei-gend verschwinden. Die Zimmernachbarin ist Zeugin.
    Hanna aber hat nicht genügend Kraft, sich zu wehren.
    Immerhin hat sie etwas begriffen, daß Sadismus dort ausgelebt wird, wo Menschen von anderen abhängig sind.

    158

    Schwester Erna lebt ihren Sadismus auf eine geschickt getarnte Weise aus. Direkte konkrete Fehlhandlungen kann man ihr nicht nachweisen. Es sind das Unterlassen einer Hilfestellung und die Beiläufigkeit von Halbinfor-mationen, die ihren Sadismus – für den aufmerksamen Beobachter allerdings nur scheinbar – verdecken. Einge-kleidet in den Nimbus eines helfenden, altruistischen Berufes, kann Schwester Erna sich an anderen Frauen abreagieren. Sie kann ihren Neid auf junge, hübsche Vertreterinnen des weiblichen Geschlechtes ungestraft zum Ausdruck bringen. Sowohl die intrigante Information als auch der unsensible Rasiervorgang haben zum Ziel, das Opfer zu quälen und zu ängstigen.
    Wenn Sie jetzt sagen, das sei doch wohl eher die Ausnahme als die Regel, daß Frauen mit Frauen so umzugehen pflegen, ist dem entgegenzuhalten. Die Dunkelziffern dürften hoch sein. Hier nur ein Beispiel einer harmlosen Form von weiblicher Boshaftigkeit. Frau Meier ist zur Erholung in einer Klinik. Sie hat Geburtstag.
    Abends möchte ihr Sohn ihr telefonisch gratulieren. Die Frau in der Zentrale aber verbindet das Gespräch nicht mehr, obwohl Frau Meier sich in einem Einzelzimmer befindet. Ebenfalls unterläßt sie es, eine Notiz für Frau Meier anzufertigen. Dabei hätte sie sich sehr darüber gefreut, und es wäre zudem förderlich für die Genesung gewesen, wie man heute mittlerweile weiß. Ein paar Tage später ruft ihr

Weitere Kostenlose Bücher