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Wenn Frauen nicht mehr lieben

Wenn Frauen nicht mehr lieben

Titel: Wenn Frauen nicht mehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Julia Fischkurt
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Nahraum gerichtete Orientierung hat, wird sie die Bezugspersonen, auch ihre Kinder, an sich binden und in ihrem inneren Kreis festzuhalten versuchen.
    Die zentrifugale Orientierung des Mannes aber veranlaßt ihn, immer wieder auszubrechen. Was nicht unbedingt sexuelle Untreue bedeuten muß, die ja heute auch nicht 165

    mehr nur auf Männer beschränkt zu sein scheint, da bereits 70 % aller Ehefrauen zeitweise einen Liebhaber haben sollen (Anja Meulenbelt).
    Frauen werden protestieren, wenn man ihnen sagt, sie hatten eine vorwiegend zentripetale, d. h. eine nach innen gerichtete Orientierung. Daß es aber gerade in diesem Zusammenhang bereits im Schulalter grundlegende Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt, kann nicht erstaunen. Es dürften kaum der Erziehung anzu-rechnende Unterschiede sein, sondern genuine. Erik H.
    Erikson hat das nachgewiesen. Er hat Mädchen und Jungen in der Vorpubertät mit Hilfe projektiver Tests untersucht. Das Resultat, Mädchen betonen den inneren, Jungen den äußeren Raum. Gewisse Strukturen traten erstaunlich oft bei den Vertretern des einen Geschlechtes und selten bei den anderen auf. Bei Jungen befinden sich mehr Tiere und Menschen außerhalb ihrer Festung.
    Mädchen behalten ihre Objekte lieber im Innern des Hauses.
    In der Männerwelt geht es darum, wer den besseren und schnelleren »Funken« hat, wer am weitesten kommt, und wer am meisten Neuigkeiten hervorrufen kann. In der Frauenwelt ist von großer Bedeutung, wer am meisten von einem Mann bekommt, wer am anziehendsten für einen Mann ist, wer den besseren und fruchtbareren Innenraum besitzt. Dieser Innenraum wird aber nur dann fruchtbar, wenn die Frau das Begehren eines Mannes zu wecken in der Lage ist und wenn sie auch bereit ist, den »Funken«
    des Mannes in sich aufzunehmen, dies im realen wie im übertragenen Sinn. Die Frau kann aus wenig sehr »viel«
    machen, während der Mann immer noch in der Gegend herumschwadroniert. Ohne Funken aber dürfte es auch der begabtesten Frau kaum möglich sein, etwas wirklich Geniales zu produzieren. Und umgekehrt.

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    Die Verständigung der Geschlechter ist ein leidiges Thema, das den Frauen oft mehr als den Männern zu schaffen macht.
    Ein Beispiel. »Hans kann mich einfach nicht verstehen«, stöhnt Elena. »Ich habe so oft versucht, mit ihm zu reden, vergeblich. Er hört manchmal einfach nicht zu. Wenn ich ihn frage, worüber ich gerade sprach, kann er den Inhalt sogar wiederholen. Das Erstaunliche aber ist, daß alles an ihm herabrinnt. Es gibt Momente, da könnte ich ihn vor Wut schütteln, und muß mich dann beherrschen. Mit Frauen kann ich viel besser über persönliche Dinge sprechen. Aber ich möchte, daß Hans meine Situation begreift, daß er sieht, wie schwer es ist, den ganzen Tag allein mit den Kindern zu sein. Daß er auch spürt, wie einsam das Ganze ist, und wie viele Opfer ich dafür bringe. Ich wünschte, daß er etwas weniger arbeitet, mehr mit mir zusammen ist, und sich auch mehr um die Kinder kümmert. Aber er reagiert gar nicht, sitzt da und benimmt sich wie ein höflicher, liebevoller Stockfisch, der mich immer auf später vertröstet. Es ist eine ewige Einbahnstraße, diese endlosen Diskussionen, die uns beide aufreiben und schlußendlich zu nichts führen. Höchstens daß wir beide zerstritten im Bett liegen, er wunderbar neben mir eingeschlafen ist, und ich die ganze Nacht kein Auge zukriege, weil ich immer noch nach einer Lösung suche.«
    Was bringt Elena und Hans in solche Differenzen? Hans ist kein schlechter Ehemann, und Elena scheint auch nur das Beste für alle anzustreben. Nur wissen beide wenig über die unterschiedliche Psyche von Mann und Frau.
    Hans weiß zwar, daß seine Frau ein großes Bedürfnis nach gemeinsamen Worten hat. Er versteht aber nicht, warum Elena derart erpicht ist, ihn bei jeder Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen, daß er so wenig zu Hause ist. Wo 167

    sie doch eigentlich weiß, daß er an seiner Situation in den nächsten Jahren kaum etwas ändern kann, will er die Familie wie bis dato finanziell durchbringen. Elena will auch nicht außer Haus arbeiten. Die Betreuung ihrer Kinder will sie niemandem überlassen. Hans fragt sich oft, was Elena dennoch immerzu in den verbalen Geschlechterkrieg treibt.
    Die meisten Frauen haben schon immer gewußt –
    bewußt oder unbewußt –, daß sie eine andere Sicht der Dinge haben als der Mann. Daß sie die Welt mit anderen Wertvorstellungen, anderen Prinzipien und einem

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