Wenn Frauen nicht mehr lieben
Sohn wieder an. Erst jetzt erfährt Frau Meier von seinem früheren Anruf. Höflich erkundigt sie sich an der Zentrale. Eine schroffe Antwort wird ihr zuteil:
»Sie sind hier nicht die einzige. Wir haben 200 Patienten.
Und übrigens kann Ihr Sohn Ihnen ja auch schreiben.« Die Vermischung von sachlichen Informationen mit Rezepten für das Alltagsverhalten und moralischen Anspielungen emotionalisieren die Kommunikation. Sie sind typisch 159
weiblich und haben mit Macht und Erniedrigungswünschen zu tun, eine Form der Ausübung weiblicher Klimatisierungsmacht im negativen Sinn.
Über Verrat und Denunziation. Die »Judasfrauen«, so lautet der Titel eines Buches von Helga Schubert zum Thema Gewalt von Frauen im Dritten Reich. Im Gegensatz zur sonst in feministischen Kreisen üblichen Leugnung dieses traurigen Kapitels wagt sich die Autorin an dieses miserable Stück Frauengeschichte heran. Hier ist die Rede von mörderischem Klatsch, von Haß, Rache, Eifersucht, Neid, Verrat. Geltungsbedürfnis und Habgier von Frauen mögen die oberflächlichen Motive von Denunziationen gewesen sein, durch die Frauen andere Menschen in Konzentrationslager und in den Tod gebracht haben. Männer, Frauen und Kinder. 100000 Reichsmark wurden als Judaslohn angeboten, zusätzlich ein Hände-druck des von Frauen im »Liebesrausch« idealisierten Mannes mit Namen Hitler. Die Autorin beschreibt zehn Fallgeschichten, in denen es um die Tat von Frauen als Spitzel und Verräterinnen geht. Alle diese Frauen lebten wirklich. Sie konnten unter Umständen unsere älteren Nachbarinnen sein. Die Erzählform des Buches kann leicht darüber hinwegtäuschen, daß die Autorin sich die Daten in minutiöser Recherche in den Archiven deutscher Ämter der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik (Kriegs- und Nachkriegsakten) beschafft hat. Die betreffenden Frauen wurden nach Kriegsende teilweise zur Rechenschaft gezogen. In den Gerichtsakten beteuern sie ihre Unschuld. Sie wurden zur Rückzahlung des damals erworbenen Denunziantinnenlohnes gebracht und erhielten mehrere Jahre Zuchthaus Strafe.
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IV. ZUR LÖSUNG DER
GESCHLECHTERPROBLEMATIK
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1. Mann und Frau, die großen
Unterschiede
Heute geht man davon aus, daß beide Geschlechter gleich sind. Die Biologie hat man in den siebziger Jahren aus dem anthropologischen Repertoire gestrichen und durch Gesellschafts- und Sozialisationstheorien, die sich oft als bare Ideologien entpuppen, ersetzt. Was nicht ins Konzept paßt – nämlich hier die Unterschiede der Geschlechter –, wird ausradiert, als sei es nicht existent. So hat auch die Frauenbewegung eine ganz besondere Abneigung gegen die Biologie entwickelt. Was nichts anderes ist als eine Ausblendung oder Abwehr der Realität.
Was die Frauenbewegung versucht hat, kommt einer Descartschen Trennung von Körper und Geist, von Körper und Seele gleich. Erst in letzter Zeit können sich Wissenschaftler wieder Gehör verschaffen, die unseren Körper nicht mehr in seinem Einfluß auf Geist und Seele ignorieren. Und so mehren sich wieder die Stimmen, die von den Unterschieden sprechen, was der Realität eher entspricht.
Normal ist ebenso, daß die Geschlechter sich nicht verstehen, auch wenn man diese Tatsache auf dem Hintergrund der gar nicht so alten Konzeption romantischer Liebe und der Wunschvorstellung einer lebenslan-gen Ehe weiterhin hartnäckig zu leugnen sucht. Mann und Frau sind zwar beide menschliche Wesen, aber doch in vielerlei Hinsicht voneinander grundlegend verschieden.
Das tut weh und geht so mancher feministisch orientierten Frau an die Nieren. Denn wenn sie so vieles trennt, wie soll sie das erreichen, was der Mann scheinbar schon haben soll? Viele romantische Seelen werden sich fragen, 162
wie sie sich lieben können, wenn der Mann mitunter unter derselben Sache etwas ganz anderes versteht als die Frau.
Aufeinander zugehen und sich kennenlernen wäre nicht schlecht. Ersteres tun die Menschen noch, lassen es aber in der Regel dabei. Mit Kennenlernen meinen sie dann bloß die Art zu reden, die Hobbys, Interessen, politischen Ansichten etc. So glauben viele Paare einander nach kurzer Zeit zu kennen. Sie denken in den Partner etwas hinein, das nicht ihrer Realität entspricht, sondern eher der eigenen Phantasie entstammt. Kommt die Stunde der Wahrheit – was einem echten Kennenlernen entspräche –, ist diese oft nur noch eine bodenlose Enttäuschung, sprich Täuschung vorher gemachter Illusionen über den Partner.
Im
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